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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal
Autoren: Eva Klingler
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erspähen können. Ihm gegenüber befand sich die Buhl’sche Mühle, ein historisches Mühlengebäude, das heute als elegante Tagungsstätte diente. Daneben lag das Schwimmbad und talauswärts die sorgfältig restaurierte historische Altstadt von Ettlingen mit Fußgängerzone, Innenhöfen, Ladenpassagen, Restaurants und dem heiteren Schloss.
    Gerade erst war ich zurückgekehrt von einem netten Freundinnentreff im »Albkönig«, einem der letzten feinen Hotels im Raum Karlsruhe, das glücklicherweise auf Ettlinger Boden stand. Wir hatten erst einen Prosecco-Crodino, dann einen leichten Sommersalat zu uns genommen und das Ganze mit leichtem Geplauder und ein bisschen Tratsch gewürzt.
    Elena hatte wieder köstliche Geschichten aus der Theaterwelt zum Besten gegeben. Wir wussten alle, dass sie für ihre Tanzstiftung und ihr Lebenswerk demnächst mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt werden sollte, doch sie selbst hätte es niemals erwähnt. Sie ließ sich höchstens darauf ansprechen. Alles andere wäre unfein.
    »Elena, wie du das aushältst. Immer Männer mit diesen engen Kostümen und diesen Pos und diesen Muskeln um dich herum. Ich hätte dauernd Lust, ihnen einen Klaps zu geben«, sagte eine ältere Dame aus unserer Runde kichernd.
    »Woher wissen Sie, dass ich es  nicht  tue!«, kam es kühl von Elena zurück. Das schnelle badische Du gab es bei ihr nicht. Das musste man sich erst verdienen. Ich bewunderte sie dafür.
    Draußen flutete das gemächliche Leben einer gepflegten Kleinstadt vorbei. Nach unserem Lunch stiegen wir alle in unsere schicken kleinen Flitzer und fuhren nach Hause in unsere alten oder neuen Villen. Nur eine von uns, die vor Kurzem mit etwas zu viel Prosecco erwischt worden war, musste diesen Monat mit der Straßenbahn zurück in ihre vornehme Karlsruher Wohngegend am Beiertheimer Wäldchen fahren, aber dazu schwiegen wir diskret. Ihr Mann besaß an der Karlsruher Kriegsstraße eines der größten Labors der ganzen Region, und sie hätte sich für jede Fahrt zweifellos ein Taxi nehmen können, doch sie fand es angeblich interessant, mal mit ganz einfachen Menschen in der Bahn zu sitzen.
    Jeder, wie er wollte. Mir persönlich lag nicht besonders viel an einfachen Menschen.
    Zu Hause war ich gleich unter die Dusche gegangen. Hatte meinen königsblauen Hausanzug von der amerikanischen Nobelfirma Juicy Couture angezogen, mich abgeschminkt und die vitaminreiche Augencreme aufgetragen. Ich bewunderte das Werk meiner Zugehfrau, die im Bügelzimmer noch rasch ein paar Laken zusammenlegte, und schickte sie nach Hause. Bargeld bekam sie keines. Sie erhielt natürlich ein Gehalt.
    Ein Glas Rotwein in der Hand, blickte ich in den gärtnergepflegten Garten. Nicht weit von uns hatte ein neues Gourmetbistro mit Lieferservice eröffnet. Ich würde morgen mal vorbeischauen und das Angebot an Meeresfrüchten und ausgefallenen italienischen Schinken prüfen. Drei Partys standen an, und selbst zu kochen kam nicht in Frage. Allein was die Küchenluft mit meinem Haar anstellen würde! Meine Siamkatze Marilyn strich mir mit steil aufgerichtetem Schwanz um die Beine. Ich griff nach ihr, sie entzog sich graziös und sprang dekorativ auf eine toskanisch angehauchte Bank.
    Das Haus war ruhig. Unsere Tochter Samantha konnte das stille Bild nicht stören. Sie befand sich für ein Jahr in London bei einer befreundeten Familie, die schon vor etlichen Generationen mit Baumwolle reich geworden war. Begegnungen wie diese würden Samantha helfen, ihren vorgezeichneten Weg zu finden.
    Nicolaus hatte eines seiner zahlreichen Geschäftsessen.
    Ich seufzte behaglich. Mein Leben schien vollkommen. Genau, wie ich es geplant hatte.
    Ich hatte gewählt. Ein behagliches Luxusdasein anstatt fragwürdiger Freiheit und sogenannter Selbstbestimmung. Freiheit für Frauen hieß meistens, arbeiten zu gehen. Darauf und auf die Selbstbestimmung in Form von Abenteuern mit wechselnden Männern konnte ich verzichten. Ich atmete tief ein. Die Sonne zauberte ein intensives, fast giftiges Grün auf den Rasen. Ein greller Sonnenstrahl ließ das Glas eines der Wohnzimmerfenster aufleuchten, als stünde der Raum dahinter in Flammen.
    Auf einmal fühlte ich mich gar nicht mehr so behaglich. Irgendetwas stimmte nicht.
    Wie von einer Rauchschwade sah ich mich urplötzlich von etwas wie Langeweile umgeben. Von Frust. Von einer Sinnlosigkeit, die beinahe schmerzte. Es war nicht die Stille im Haus. Es war ein Schweigen in mir.
    Die drei Partys würden
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