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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal
Autoren: Eva Klingler
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weil sie nicht abgesetzt werden konnte. Um solche Ladenhüter zu erstehen, brauchen meine Klientinnen nicht mit mir einkaufen zu gehen.«
    »Was geschah dann?«
    »Friederike sah das ein. Wir gingen ganz kurz nach oben in den ersten Stock, wo Frau Trost ebenfalls reduzierte Ware anbietet, allerdings etwas hochwertigerer Natur. Doch dort war sehr viel los, und so ging sie schließlich auf meinen Vorschlag ein, zunächst ins Untergeschoss zu gehen, wo Frau Trost exklusive Designerware zeigt.«
    »Hm. Da unten sind also die ganz edlen Stöffchen.«
    »Ja, das ist ein wenig ungewöhnlich. Sie werden das nicht wissen, aber normalerweise befinden sich – wie bei Breuninger in Karlsruhe oder in den Kaufhäusern in Baden-Baden ebenso wie in München bei Loden-Frey oder in ähnlichen Läden – die teureren Kollektionen im oberen Stockwerk. Doch Frau Trost hatte sich für ein anderes Konzept entschieden. Allerdings ist der Designerbereich bei ihr auch sehr klein. Die Damen fahren für Kenzo und Lagerfeld eben doch lieber nach Stuttgart oder München. Vielleicht auch mal nach Mannheim oder nach Frankfurt auf die Zeil.«
    »Sehr interessant. Und weiter?«
    »Doch Frau Trost hat sich, wie sie meint, für das Untergeschoss etwas Besonderes einfallen lassen. Sie hat den Bereich eingerichtet wie eine Straße in London. Die Umkleidekabine sieht aus wie ein Doppeldeckerbus, einige Shirts hängen in einer Telefonzelle, ein Bobby bewacht die Treppe und so weiter.«
    Ich wies auf den schmalen gewundenen Treppenabgang, der mit einem Band abgesperrt war. Auf halber Höhe stand die Wachsfigur eines Bobbys und blickte mit starrem Lächeln vor sich hin. Er wirkte fast gespenstisch angesichts der Bluttat, die sich vor seinen leblosen Augen abgespielt hatte.
    »Dort unten führt sie Vivienne Westwood, Kopien von Galliano und Kopien von Issa, der Lieblingsdesignerin von Catherine. Und natürlich auch die ganzen anderen guten Firmen wie …«
    »Liebling von wem?«
    »Herzogin Catherine. Der Frau von Prinz William.«
    »Um Himmels willen. Solches Zeug merken Sie sich?«
    »Warum nicht? Gegen das Bemühen, gut auszusehen, ist nichts einzuwenden, Herr Hayden.«
    Sein Blick wanderte an meiner Gestalt entlang. »Das Ergebnis Ihrer Bemühungen kann sich sehen lassen, da muss ich Ihnen recht geben, Gnädigste!«
    »Ich tue es für mich und nicht für Männeraugen.«
    Er grinste. »Meinetwegen. Und dann?«
    »Ich bin also mit ihr nach unten gegangen, habe ihr zwei, drei Blusen, ein Shirt und einen Blazer als Basis für die Herbstgarderobe empfohlen, aber sie durfte sich die jeweiligen Sachen zunächst mal selbst aussuchen. Sie ist dann in die Umkleidekabine und hat sich umgezogen. Ich selbst bin wieder nach oben gegangen und habe mich im Erdgeschoss kurz mit Frau Trost unterhalten. Anhand der roten Londoner Verkehrsampel, die hier oben am Treppenende steht, konnte man sofort sehen, dass die einzige Kabine, die es dort unten gibt, besetzt war.«
    »Es war also wirklich niemand unten, als Friederike in die Kabine ging?«
    »Nein. Durch dieses ungeheuer originelle Ampellicht wusste ja jeder, dass im Keller keine Anprobekabine frei war. Außerdem war Stadtfest. Überall war furchtbar viel los. Und Frau Trost lockte mit fünfzig Prozent auf alles, aber eben nicht auf die Designerware im Untergeschoss. Auch aus diesem Grund war heute dort unten sonst niemand. Für mich ist das zwar kein Argument, denn es geht um die Qualität der Ware und nicht um den Preis.«
    »Amen!«, sagte Hagen.
    »Man sieht es eben«, erwiderte ich mit einem Achselzucken.
    Hagen sah mich nachdenklich an. »Sie sind gerne reich, nicht wahr? Nun ja, Frau Tobler, eigentlich gibt es nur Ihr Wort, dass Friederike in diese Kabine ging, sich umzog und dass Sie nach oben gegangen sind, als sie noch lebte. Ich sage nicht, dass es so war, aber Sie könnten sie umgebracht haben und seelenruhig ins Erdgeschoss zurück zu Frau Trost gegangen sein.«
    Ich lächelte. »Tut mir leid. Sie werden weitersuchen müssen. Kurz nachdem sie in die Kabine gegangen war, habe ich ihr vom Treppenabsatz aus zugerufen: ›Passt das Aubade-Hemdchen?‹ Und sie hat ›Ich hab’s noch nicht an!‹ geantwortet. Das müsste Frau Trost eigentlich gehört haben. Danach stand ich noch eine Weile mit Frau Trost in der Nähe des Treppenabsatzes. Friederike war die ganze Zeit allein im Keller, denn ich habe niemanden nach unten gehen sehen. Lediglich eine Viertelstunde später, als sie nicht mehr herauskam und das rote
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