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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal
Autoren: Eva Klingler
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glaube zwar nicht, dass jemand für so einen Quatsch Geld ausgibt, aber bei Frauen ist ja alles möglich!«, sagte er. Und er hatte recht: Es war alles möglich.
    Die Kunde von meiner Eine-Frau-Firmengründung verbreitete sich rasch im Städtchen und darüber hinaus. Bald riefen die ersten Ratsuchenden bei mir an: Frauen, die allmählich kapierten, dass ihnen bei Größe sechsundvierzig ein verspielter Tellerrock im Milles-Fleurs-Muster nicht stand und dass sie in Braun aussahen wie ein vergammelter Mozzarellakäse.
    Ich hatte vielleicht zwanzig Kundinnen verarztet und damit zwanzig Mal klassische weiße und schwarze Basics, gut geschnittene Blazer und fließende schwarze, taupefarbene und graue Hosen in Baden-Baden, Mannheim, Karlsruhe, Stuttgart oder Straßburg sowie bei diversen Nobel-Outlets eingekauft (für die Grundausstattung verließen die Damen gerne das heimische Ettlingen, denn es war schon peinlich, dass man nicht mal ein anständiges weißes Top besaß), bevor Friederike Schmied mir das blühende Geschäft vermasselte, weil sie sich ausgerechnet in der Boutique Valence in Ettlingen umbringen ließ …
    * * *
    Jetzt saß ich also an einem heißen Frühsommertag diesem respektlos dreinblickenden Hagen gegenüber, und nach den ersten üblichen Fragen, ob ich etwas Ungewöhnliches bemerkt hätte, stellte er fest: »Gut. Sie haben also angeblich nichts gesehen und nichts bemerkt. Niemand, der Ihnen gefolgt ist. Und von einer Drohung oder einer Erpressung gegenüber Frau Schmied wissen Sie auch nichts.«
    »Nein. Friederike war ein ganz harmloses Schäfchen. Niemand hätte ihr drohen wollen.«
    »Nein, das nicht. Man hat sie lieber gleich umgebracht. Aber zunächst für meine Unterlagen: Sie haben bestimmt einen Zeugen, wo Sie sich zum Zeitpunkt der Tat aufgehalten haben?«
    »Ich kenne ja nicht einmal den genauen Zeitpunkt der Tat«, antwortete ich zögernd. Was wollte er überhaupt damit sagen? Glaubte er etwa, ich hätte meine eigene Kundin erwürgt?
    Dann erinnerte ich mich, dass ich nicht Frau Irgendwer, sondern Frau Swentja Tobler war und dass ich mich bestimmt nicht von einem kleinen Beamten mit anmaßendem Namen verwirren ließ. Ich richtete mich auf und blickte ihn hochmütig an.
    »Was wollen Sie damit sagen? Ich habe Friederike ein paar Stücke nach ihrem Geschmack, wenn man das so nennen will, aussuchen lassen und bin dann nach oben gegangen, weil ich das Elend nicht mit ansehen konnte. Nichts von dem, was sie ins Auge gefasst hatte, würde ihr stehen. Das einzig Akzeptable war das Hemd von Aubade, das sie trug, als ich sie fand. Das hatte ich ihr zum Schluss noch in die Hand gedrückt. Ausgerechnet  darin  musste er sie ermorden. Das ist nicht in Ordnung.«
    »Wirklich dramatisch! War sie allein, als Sie nach oben gingen?«
    »Ja. Wir waren die ganze Zeit allein dort unten. Alle anderen Ettlinger Damen befanden sich in den oberen Stockwerken beim Schnäppchenmarkt.« Ich gab mir keine Mühe, ein mitleidiges Lächeln zu unterdrücken.
    Er betrachtete mich ungerührt. »Vielleicht haben die anderen Damen keine grenzenlos belastbare Kreditkarte, Frau Tobler. Das soll es geben. Können Sie mir bitte den genauen Ablauf Ihres Einkaufsvormittags schildern?«
    »Friederike und ich haben uns um zehn Uhr im Rosengarten neben dem Apothekergärtchen getroffen. Sie saß auf einer der Bänke dort und las in der Vogue. Das hatte ich ihr verordnet. Sie sollte sich ein paar schöne Stücke heraussuchen. Nur, damit ich ihre Neigungen besser einschätzen konnte.«
    Hayden räusperte sich.
    »Wir haben dann einen Kaffee in einem Bistro am Schlossplatz getrunken. Wir hatten Glück, dass wir einen Platz bekamen. Das Wetter war schön,  ist  schön, es war sehr viel los, und wir haben eine Menge Leute gesehen und begrüßt. Sie hat mir von der Party erzählt, die sie gestern Abend gegeben hat. Nun freute sie sich auf das Einkaufserlebnis mit mir und war ein bisschen aufgeregt. Mehrfach hat sie betont, es sei ihr wichtig, in Zukunft besser auszusehen. Ich habe sie beruhigt. ›Deshalb sind wir da, Friederike‹, habe ich gesagt.«
    Hagen schüttelte den Kopf.
    »Wir trafen dann um etwa elf Uhr in dem Modegeschäft Valence Fashions ein. Zunächst haben wir uns im Erdgeschoss umgesehen. Das heißt, Friederike wollte sich dort umsehen, doch im Erdgeschoss befand sich lediglich die reduzierte Sommerware, und das habe ich ihr nicht gestattet.«
    »Wie bitte?« Hagen hob die Augenbrauen.
    »Nun, diese Ware ist reduziert,
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