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Tod eines Maechtigen

Tod eines Maechtigen

Titel: Tod eines Maechtigen
Autoren: Vampira VA
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Mauergestein. Doch während der Geruch drunten mitunter penetrant war, empfand Rahel ihn hier oben als angenehm, wie ein Parfüm, das fremdländische Damen benutzten, die oft zuhauf durch die Altstadt strömten und Fotografien machten von allem, was sie erblickten, als gäbe es das nirgends sonst auf der Welt - Fremdländische Damen .?
    Rahel verharrte. Die Idee war ihr nur so zugeflogen, wie aus dem Nichts, aber sie hielt sie fest in ihren Gedanken, wie ein Vögelchen, das, die Krallen um einen Ast geklammert, einem Sturmwind trotzt.
    War es das, was die Eltern vor ihr verbargen? Den Besuch einer fremden Dame . oder anderer Gäste?
    Warum aber hätten sie darum ein solches Geheimnis machen sollen?
    Gleich, dachte Rahel, gleich werde ich es wissen ...
    Lautlos ging sie weiter, an der linken Seite des schmalen Flures im Dachgeschoß entlang. Rechts führten Türen ab, drei an der Zahl. Die erste und die letzte vermochte das Mädchen nicht zu erkennen; sie lagen verborgen wie hinter einer Mauer aus pechschwarzen Steinen. Die Kontur der mittleren jedoch war wie mit heller Farbe haarfein nachgezeichnet - Licht fiel durch die Ritzen zwischen Türblatt und Rahmen.
    Licht? Am heiligen Shabbat? Rahels Verwunderung wuchs im gleichen Maße wie ihre Neugierde - und schon stand sie an der Tür, so dicht, daß sie ihr Ohr an das Holz legen konnte.
    Nichts rührte sich dahinter, kein Laut war zu vernehmen.
    Oder doch?
    Sprach da nicht jemand, ganz leise nur, als flüstere er in jemandes Ohr?
    Nein, nicht er - sondern sie! Es war die Stimme einer Frau, die Ra-hel da hörte, ohne Zweifel. Nur die Worte vermochte sie nicht zu verstehen. Noch fester preßte sie das Ohr gegen das Türblatt - - und fiel plötzlich haltlos vornüber!
    Die Tür war nicht ganz verschlossen gewesen, vielleicht funktionierte auch ihr Schloß nicht richtig - jedenfalls hatte sie unter dem Druck des Mädchens nachgegeben und war aufgeschwungen.
    Rahel stürzte nicht vollends zu Boden, sondern fing sich mit Händen und Knien ab. Mit einem Blick erfaßte sie das Bild, das sich ihr im trüben Schein einer Glühbirne in der kleinen Dachkammer darbot.
    Das Mobiliar bestand aus einem kleinen Tisch, einem Stuhl sowie einem lacklosen Kleiderschrank und einem einfachen Bett. Darauf lag ein Mann, und an seiner Seite saß eine Frau, deren langes Haar so schwarz wie ihr eigentümliches Gewand war - eine Art hautenger Anzug, der jedoch an vielen Stellen zerrissen war, so daß die nackte Haut hervorschaute. In den Händen hielt sie ein Gefäß von so eigentümlicher Form, wie Rahel es noch nie gesehen hatte.
    Und die Frau war schön. So schön, daß Rahel regelrecht fasziniert von ihr war, in Bann geschlagen wurde. Als sei sie eine Märchenprinzessin, so starrte das Mädchen die Fremde an, wagte kaum zu blinzeln und hielt den Mund staunend auf.
    Die Fremde schien von dem plötzlichen Auftauchen des Mädchens ebenso überrascht und rührte sich genauso wenig. Sekundenlang schien die Zeit stillzustehen in der engen Kammer, und als die Frau schließlich lächelte, war es, als ob eben diese kaum nennenswerte Regung die Dinge wieder in Fluß brachte.
    Das kleine Mädchen richtete sich langsam und umständlich auf.
    »Hallo«, sagte die Fremde. Sie sprach Hebräisch. »Du bist Rahel, nicht wahr?«
    »Du kennst mich?«
    »Dein Vater hat mir von dir erzählt.«
    »Er wollte nicht, daß ich heraufkomme«, gestand Rahel kleinlaut. »Wirst du es ihm verraten?«
    Das Lächeln auf den vollen Lippen der Frau vertiefte sich, und ein warmer Funke glomm in ihren grünen Augen auf. »Nein, das werde ich nicht. Es bleibt unser Geheimnis, einverstanden?«
    Rahel nickte heftig, das Lächeln erwidernd. »Einverstanden.«
    Zögernd trat sie näher an das Bett heran. Der Mann, der darauf lag, hielt die Augen geschlossen und rührte nicht einmal den kleinsten Finger. Das Mädchen hielt die Luft an, um den Atemzügen des Mannes lauschen zu können, doch vernahm es nichts. Auch seine Brust hob und senkte sich nicht.
    Rahels Blick wechselte kurz zu der Frau, dann sah sie wieder zu dem Fremden hin.
    »Ist er ...?« fragte sie, das letzte Wort scheuend.
    »Tot, meinst du?« hakte die Fremde nach.
    Das Mädchen nickte scheu.
    »Ich ...«, begann die andere zögernd, »... weiß es nicht. Aber -nein, ich glaube es nicht.«
    »Du möchtest es nicht glauben, stimmt's?« fragte Rahel.
    »Sieht man mir das an?«
    Rahel zuckte die Schultern. »Ich . weiß es eben. Einfach so. Ich weiß manche Dinge, ohne daß
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