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Tod Eines Engländers

Tod Eines Engländers

Titel: Tod Eines Engländers
Autoren: Magdalen Nabb
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entwickelt hätte? Derl e i Spekulationen waren m üßig. Und es gab Tausende w i e ihn .
    »Wer bezahlt eigentlich I hre Versicherung? Sie arbeiten für so viele Leute in der gan z en Stadt . «
    » Nie m and … ich habe eine kleine Police, und wir versuchen … wir haben v ersucht, ein bißchen zu sparen. Wir hatten ja keine Kinder, a l so … Milena konnte kei n e … «
    » Also habt ihr beide gearbeitet und gespart … ? «
    » Nein, nein … so w a r es nicht … « Er begann sc h neller zu sprechen, n ahm die Hände aus dem Sc h oß, um zu unterstreichen, zu erklär e n .
    Vielleicht, dachte der Wacht m e ister, hat er noch nie in seinem Leben über si c h ges p roch e n … oder e s liegt am vinsanto . Se i n Gesicht w a r tatsächlich ein wenig g e rötet .
    » So war es nicht. Ich wollte nicht, daß sie arbei t en m uß. Meine Mutter hat sich abgerackert, um uns ganz allein durchzubrin g en … was k onnte sie denn schon t un ? Putzen, wie ic h ? S i e hatte nur Volksschulabschluß. U n d sie hat t e keine Kinder. Es ist eine Sache, eine unangeneh m e Arbeit zu verrichten, wenn m an dadurch die Möglichkeit hat, seinen Kindern eine Freude zu m achen, da ist schon was dran, aber in ihrem Fall, und zu Hause hätte s i e nur m ich gehabt … Außerdem hatte ich gedacht, es wäre doch sc h ön, wenn sie wie eine Si g nora leben k önnte, etwas Besonder e s … Wissen Sie, andere Frauen h a ben sie m anch m al fix und fertig ge m acht … gar nicht aus böser Absi c ht. Wahrsch e inlich li e ß sich das nic h t ver m eiden . «
    » Sie m einen, Frauen m it Kindern ? «
    » Ja … sogar m eine Schwester – es w a r keine böse Absicht … sie hat n a chts im m er geweint, wenn sie dachte, ich schlafe schon. Ich wußte im m er, waru m . «
    » Hat sie sich zu Hause g e langweil t ? «
    » Gelangweil t ? … nein, ich glaube nicht … Ei n mal habe ich ihr vorgeschlagen, die m i ttlere Reife nachzuholen – e s dauert nur ein Jahr auf der Aben d s c hule, und viele Leute m achen das heutzutage. Aber sie wollte nicht. Sie hatte Angst, die L eute würden davon erf a hren und es lächerlich finden, in ihrem Alter … am Ende ha b e ich sie überredet, bei Miss White Englischstu n den zu neh m en. Nie m and brauchte davon zu erfahren, und ich dachte, es würde sie ablenken, aber genutzt hat es nichts … Miss White ist sehr simpatica , sehr geduld i g, aber sie spricht kein Italienisch, und Milena hat kein Wort Englisch gesprochen, un d so … «
    » Noch m ehr Träne n ? «
    » Ja . «
    Der Wacht m eister glaubte all m ählich zu verstehen. Milena hatte gewiß nur ihm zuliebe eingewilligt, die »Da m e « z u spielen – was hatte sie davon, allein zu Hause her u m zusitzen, während ihre Nachbari n nen Kinder hatten oder zur Arbeit gingen oder, noch wahrscheinlicher, beides. Das war nichts Ungewöhnliches. Viele Ehepaare verbrachten ihr Leben da m it, einer Tätigkeit n achzugehen oder an einem Ort zu wohnen, in d er Annah m e, dem Partner da m it einen Gefallen zu tun, ohne sich je m a ls einzugestehen, wie sehr sie es haßten … was, wenn das auch für ihn galt? Wer h atte etwas davon, wenn er andertha l btausend Kilo m eter von der Fa m ilie entfernt arbeitete? Würde sich seine Frau w e gen eines Schulwechs e ls der beiden Kinder w i rklich Sorgen m achen, oder würde es seiner Mutter wirklich so viel aus m achen, wenn sie z um ersten Mal in ihrem Leben aus ihrem Hei m atdorf wegziehen m ußte? Oder glaubten sie alle, daß er sein Strohwitwerdasein hier oben genoß, weil er immer verschwieg, wie einsam er sich ohne sie fühlte? Er beschloß, sich während der Feiertage Klarheit darüber zu verschaffen. Aber ausgerechnet in di e sem M o m ent sollte er n i c ht an sich denken .

» Die ganze Zeit haben Sie also hart gearbeitet, um sie beide zu ernähren. Das m uß doch ein langer Ar b eitstag sein … der Job wird nicht gut bezahlt … «
    » N e in, aber es m acht m ir nichts aus, lange zu arbeiten. Die Arbeit m acht m ir Spaß, ich laufe gern in der Stadt heru m , es gefällt m ir . «
    Natürlich. Keine ung e schützten Felder und Flugzeuge, keine Brenn e sselsuppe. Es m achte i h m Spaß, im Schatten der großen Pal a zzi entlangzulaufen, die seit fünfhu n dert Jahren oder noch länger dort standen, u m g eben von Geschäften voller Lebens m itt e l. Aber ob es seiner Frau nicht auch gefallen hätt e ?
    » Ihre Frau ist ei n m al ar b eiten gegangen, nich t ? « Es m ußte ja einmal dazu kom m en .
    » Das
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