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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten
Autoren: Magdalen Nabb
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Morgen warten zu müssen. Aber er mußte noch den Haftbefehl abholen, und, wer weiß, vielleicht fuhr der ehrbar aussehende, grauhaarige Mann, der jetzt einen Namen hatte, ihm aber stets einen Schritt voraus war, bereits auf die nächste Grenze zu .
    11
    »Nicht schlecht …«, konnte sich Di Nuccio nicht verkneifen zu sagen, als er dem Maresciallo in die geräumige Eingangshalle folgte. Vor ihnen führte eine breite Marmortreppe mit rotem Läufer empor zum ersten Treppenabsatz, auf dem mehrere große Topfpflanzen standen .
    »Sieht eher nach einem Hotel aus … «
    »Kann ich Ihnen helfen? «
    Durch das Fenster der Portiersloge zu ihrer Linken blickte ein schmales Gesicht über den Rand einer Zeitung zu ihnen heraus. Der Maresciallo ging hinüber und sagte: »Ich möchte zu Fantechi. «
    »Die sind fort. «
    Ohne darauf einzugehen, fragte der Maresciallo: »Gehört ihnen die Wohnung? «
    »In diesem Haus gibt es nur Eigentumswohnungen. Sie hat seiner ersten Frau gehört.« Der Maresciallo machte Di Nuccio ein Zeichen, und beide verschwanden in der Portiersloge, so daß sie außer Sicht waren .
    »Wie lange sind Sie schon hier? «
    »Ich? Fünfzehn Jahre.« Der Mann faltete die Zeitung zusammen und ließ seinen Blick vom ausdruckslosen Gesicht des Maresciallo zu Di Nuccios feindseliger Miene wandern .
    »Gibt’s irgendwas? «
    »Ja«, sagte der Maresciallo, ohne sich die Mühe zu machen, das genauer zu erläutern. »Welches Stockwerk? «
    »Die sind fort, das hab ich doch gesagt.« Seine Stimme wurde zaghafter, als der ausdruckslose Blick des Maresciallo auf einmal drohend wurde. »Dritter Stock – hören Sie, ich will mir keinen Ärger einhandeln. Fantechi hat gesagt, ich soll … jedenfalls stimmt es, daß niemand oben ist. «
    »Wo ist er hingegangen? «
    »Nur Zigaretten holen. Er hat heruntergerufen und mich gebeten, ihm welche zu holen, aber ich kann den Eingang nicht unbeaufsichtigt lassen, und meine Frau ist nicht da. Sie sehen also, es ist die reine Wahrheit, daß niemand … «
    »Dann warten wir eben. Wie ist denn seine Frau so? «
    »Seine Frau? Hören Sie, ich kann nicht … «
    »Was können Sie nicht? «
    »Nichts. Ich wollte nur sagen … ich glaube, daß ich Ihnen ohne Einverständnis der Leute lieber keine Auskünfte geben sollte. «
    »Nein? Ich habe Sie nicht um irgendwelche Auskünfte gebeten, sondern Sie nach Ihrer Meinung gefragt. Wie ist sie denn so? «
    »Na ja, jung. «
    »Wie jung? «
    »Nicht die Jüngste, aber ich möchte wetten, über zwanzig Jahre jünger als er. Ich würde sie fünfunddreißig oder sechsunddreißig schätzen, und das spielt sie auch aus, falls Sie wissen, was ich meine. «
    »Nein. «
    »Also, er gibt sich alle Mühe, sie möglichst wenig aus den Augen zu lassen, und ich kann es ihm nicht verdenken. «
    »Nein? Aber er hat sie aus den Augen gelassen. Sie ist am Meer, und er ist hier, obwohl er Ihnen aufgetragen hat zu sagen, daß er nicht da ist, und niemanden hinaufzulassen. Ich an Ihrer Stelle würde mich für ihn nicht auf die falsche Seite des Gesetzes stellen. «
    »Was hat er denn angestellt? «
    »Wer hat behauptet, daß er was angestellt hat? «
    »Nicht nötig, oder, wo Sie da sind?« Er hatte kein Wort gegen Fantechi gesagt, aber in Anbetracht seines scharf geschnittenen Gesichts und des ruhigen Blicks konnte sich der Maresciallo ausrechnen, daß sich dieser Mann über sämtliche Hausbewohner eine Meinung gebildet hatte und von Fantechi nicht viel hielt .
    »Sie sagten, Sie sind verheiratet? «
    »Wer, ich? «
    »Ja. Sie. Sie sagten, Ihre Frau sei nicht da. «
    »Was hat das mit Fantechi zu tun? Also gut, ich bin verheiratet. Zufrieden? «
    »Wo ist Ihre Frau? Geht sie arbeiten? «
    »Sie arbeitet hier. Zum Beispiel müssen die Treppen saubergemacht werden. Das ist keine Männerarbeit. «
    »Aber viele Portiers machen das. «
    »Ich nicht.« Männerarbeit bestand offenbar darin, stundenlang hinter dem Fenster der Portiersloge zu sitzen, Zeitung zu lesen, Radio zu hören und genau aufzupassen, wer ein und aus ging .
    »Wahrscheinlicharbeitetsiedannauchfüreinige Hausbewohner. «
    »Für zwei. «
    »Und einer davon ist Fantechi? «
    »Ja, wenn Sie es genau wissen wollen. Hören Sie, was hat er angestellt? Sie wollen es nicht sagen, aber ich lasse mich nicht zum Narren halten, und mir sind auch Sachen zu Ohren gekommen. Mich führt niemand hinters Licht. «
    »Was für Sachen denn? «
    »Wie? «
    »Was ist Ihnen zu Ohren gekommen? «
    »Ich gehöre nicht zu
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