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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten
Autoren: Magdalen Nabb
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Sie mit ihr gesprochen? In der Zeitung stand, sie hätte sich aus dem Staub gemacht. «
    »Hat sie auch. Und deshalb habe ich meinen Freund abgeholt …« Er blickte mit großen Augen zu seinem Begleiter hinunter, der neben ihm auf dem Boden hockte und seine ebenso großen Augen vom Maresciallo zu Mannucci und wieder zurück wandern ließ. »Das ist der Grund meines Besuchs, ich wollte ihn herbringen. «
    Mannucci lachte und schaute ihn ungläubig an. »Für meine Begriffe sieht er recht gesund aus – und selbst wenn nicht, wir nehmen keine neuen Patienten auf. «
    »Den da schon. «
    »Das meinen Sie doch nicht ernst? «
    »Ich habe selten etwas so ernst gemeint. Er heißt Giulio, und bevor Sie jetzt etwas sagen, überlegen Sie lieber, wie sich die Presse darauf stürzen wird. Sie haben gesagt, die hätten Ihnen nie viel Aufmerksamkeit geschenkt, und das wird sich auch nie ändern, wenn Sie nicht anfangen, so zu denken wie die Journalisten. Sonst werden Sie die nie dazu bringen, sich für die armen Geschöpfe zu interessieren, um die Sie sich hier kümmern. «
    »Aber … «
    »Giulio hat soeben den Selbstmord seines Herrchens miterlebt und ist von seinem Frauchen im Stich gelassen worden. Sein Herrchen war verantwortlich für den Mord an einer ehemaligen Patientin, und, kaum zu glauben, durch Zufall ist Giulio hier aufgetaucht. Können Sie sich die Schlagzeilen vorstellen? ›Hund bittet um Aysl‹. Da haben Sie Mord, Selbstmord, einen Geldskandal und eine rührselige Hundegeschichte. Und dazu kommt, daß Giulio kein Patient ist, sondern hier arbeitet, also kann ich nur hoffen, daß Sie die Zahlen, die ihren Personalmangel dokumentieren, parat haben. «
    »Und ob ich die parat habe. Das ist kein Problem, aber … «
    »Kommen Sie lieber mit. «
    Die Sonne stand ziemlich tief. Die Baumkronen zeichneten sich bereits dunkel gegen den Himmel ab, während auf dem Rasen noch rötlich goldenes Licht lag und sich Angelos nackte Zehen unter der zu kurzen Hose im warmen Gras einrollten. Sein Kopf lag auf den Knien, mit dem Gesicht zur Seite, so daß er zu den beiden Männern hinaufschauen konnte; seine Augen glänzten vor Freude .
    Giulio strich an der Bank entlang und legte seinen großen Kopf darauf, um Angelos Gesicht abzulecken .
    »Sie können ihn ruhig streicheln«, schlug der Maresciallo vor .
    »Darf ich? Darf ich ihn streicheln?« Angelo richtete sich unsicher auf, beugte sich dann wieder vornüber und vergrub sein Gesicht. Dann setzte er sich kerzengerade auf und schlang seine Arme um den riesigen Hund, ohne ihn anzusehen. Giulio drückte sich sofort glücklich hechelnd an ihn .
    Angelo schaute den Maresciallo noch immer mit glänzenden Augen an .
    »Setzt er sich zu mir? Setzt er sich … «
    »Ja. Er wird Ihnen immer Gesellschaft leisten, wenn Sie ihm was zu fressen geben. Denken Sie auch bestimmt daran, ihn zu füttern? Wir sagen der Schwester Bescheid, daß sie Ihnen was zu fressen für ihn gibt, aber füttern müssen Sie ihn selber. Sie können auch mit ihm Spazierengehen. Ich lasse Ihnen die Leine da. «
    »Ich … ich … ich möchte nur, daß er sich zu mir setzt, nur hersetzen – hat er Angst? «
    »Nein, nein. Das ist ein großer Hund. Der hat vor gar nichts Angst. «
    »Er hat keine Angst. «
    Der Hund legte seine schwere Pfote auf Angelos Knie .
    »Schauen Sie! Schauen Sie … er … «
    Angelo fand keine Worte mehr. Der Maresciallo befürchtete, er würde gleich zu weinen anfangen, so glänzten seine Augen. Er wandte sich um und ging zu Mannucci hinüber, der im langen Schatten einer Zypresse stand und auf ihn wartete .
     
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