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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten
Autoren: Magdalen Nabb
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keine andere Wahl«, meinte Franco, »und außerdem wäre mehr als eine halbe Million Tonnen Schlamm nötig gewesen, um die Leute hier fertigzumachen. «
    »Aber Dino hat es fertiggemacht«, sagte der Metzger, und alle lachten .
    »Wer ist Dino? «
    »Den haben Sie noch nicht kennengelernt«, erklärte Franco .
    »Er hat im August geschlossen. Ihm gehört die Braterei mit dem Schnellimbiß ein Stück die Straße runter auf der linken Seite. «
    »Ich habe ihn weder zuvor noch danach je heulen sehen«, sagte der Metzger, »aber an dem Tag, als er diese ganze Rinderlende ausgebuddelt hat, hat er geheult – ein herrliches Stück Fleisch war das, ich hab es ihm selbst verkauft, und bezahlt hatte er es auch schon. Das war mehr, als er verkraften konnte! Er hatte die Lende auf dem Arm wie ein heißgeliebtes Kind. ›Nicht eine einzige Scheibe‹, sagte er immer wieder, während er in Gummistiefeln durch den Schlamm gewatet ist, ›nicht eine einzige Scheibe, dabei ist sie perfekt durchgebraten.‹ Am Ende hat er sie wieder in den Dreck geschleudert, hat die Arme zum Himmel emporgestreckt und zum Allmächtigen hinaufgebrüllt: ›Das werd ich dir nie verzeihen!‹ «
    Sie kramten noch viele ähnliche Anekdoten hervor, um den Maresciallo zu unterhalten, der die eher traurigen Einzelheiten von Clementinas Geschichte für sich behalten hatte. Schließlich verabschiedete er sich widerstrebend und überließ die Männer ihrem angeregten Frühstück .
    Er mußte noch ein paar Besuche machen. Als erstes an diesem Morgen hatte er Linda Rossi aufgesucht, die mehr erstaunt als erfreut war über ihr Glück, dem so viele tragische Ereignisse vorausgegangen waren .
    »Dann müssen wir also nicht hier raus? Sind Sie sicher? «
    »Ganz sicher. Vorerst passiert gar nichts. Die Steuerfahndung wird ziemlich lange brauchen, um etwas Licht in Fantechis dunkle Machenschaften zu bringen. Danach müssen jede Menge Schulden beglichen werden, und dafür wird sein Besitz wohl weitgehend, wenn nicht ganz, verkauft werden. Als derzeitige Mieter haben Sie das Vorkaufsrecht, das heißt, wenn Sie es irgendwie einrichten können … Der Preis wird nicht hoch sein, weil der Verkauf bestimmt rasch über die Bühne gehen soll. «
    »Vielleicht kann uns meine Mutter unter die Arme greifen … Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll. Ich hatte ein so schlechtes Gewissen, weil ich Sie mit unseren Problemen behelligt habe, obwohl Sie so viel am Hals hatten. Ich kann nur hoffen, daß Sie uns verzeihen, aber wir waren verzweifelt. «
    »Das war ganz richtig. Das gehört zu meinem Job. «
    Das hatte er mit einer gewissen Genugtuung gesagt, weil es wirklich zu seinem Job gehörte, und wenn ein gewisser Staatsanwalt das nicht so sah, täte er besser daran, mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Die Carabinieri würden ihm nicht nachtrauern. Die Polizei brauchte sich nur um Straftaten zu kümmern und verschwendete keine Zeit auf »anderer Leute kleine Probleme« .
    Nicht daß weitere Bemerkungen dieser Art gefallen wären. Der Mann war bei ihrer letzten Begegnung eindeutig zahmer gewesen. Er hatte sich auch nach Bruno erkundigt. Immerhin führte kein Weg daran vorbei, daß der Maresciallo, sofern man ihm gestattet hätte, so vorzugehen, wie die Situation es erforderte, in jener Nacht die Wohnungsschlüssel in der Tasche gehabt hätte. Außerdem mußte dem Staatsanwalt wohl klargeworden sein, daß der Fall nicht abgeschlossen worden wäre und er selbst nicht rechtzeitig in Urlaub hätte fahren können, wenn der Maresciallo den kleinen Problemen anderer Leute nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt hätte. »Ich wünsche ihm viel Glück«, murmelte der Maresciallo, »und hoffen wir, daß er geläutert zurückkommt.« Er ging zu Fuß zum Palazzo Pitti zurück, da sein Auto in der Werkstatt war. Gott sei Dank war September .
    Der Rest des Vormittags verging mit Schreibarbeiten im Zusammenhang mit Clementinas Fall und endete mit einem Besuch im Krankenhaus. Wenn Brunos Eltern inzwischen eingetroffen waren, mußte er sich auch dieser Situation stellen .
    Als er hinkam, saß seine Frau auf einem Stuhl vor Brunos Zimmer. Das konnte nur eines bedeuten .
    »Sind sie da? «
    »Geh hinein. Sie warten auf dich.« Warum sah sie ihn so merkwürdig an? Hatten sie schon etwas gesagt? Er fragte sich, ob es nicht besser wäre zu warten, bis sie herauskamen. Irgendwie erschien es ihm nicht angemessen, mit ihnen zu reden, während ihr Sohn danebenlag. Aber seine Frau sagte noch
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