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Bloodseal: Flucht ins Ungewisse (German Edition)

Bloodseal: Flucht ins Ungewisse (German Edition)

Titel: Bloodseal: Flucht ins Ungewisse (German Edition)
Autoren: S.R. Terrie
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1
    Lorianna Ambers:
    „Mein Leben ist … kompliziert!“
    Ich saß in meinem neuen Zimmer. In dem Zimmer, das so überhaupt nicht aussah wie mein altes. Das Bett, die Schränke, der Schreibtisch und der Sessel, ja sogar der Inhalt von alldem war derselbe. Und trotzdem war es nicht mein Zimmer.
    Meine Beine zu einem Schneidersitz verschränkt sank ich in die weiche Matratze und starrte auf den Bildschirm meines Fernsehers. Er war auf stumm gestellt, sodass die Todesschreie und Soundeffekte von abgetrennten Gliedmaßen der abgeknallten Zombies nicht bis nach unten zu hören waren. Margret, der neue Anstandswauwau meines Vaters, die übrigens roch, als wäre sie jeden Tag in ein Fass Parfum gefallen, konnte wegen so was schnell mal in die Luft gehen. Sie war auch der Grund, weshalb ich hier festsaß und nicht gerade dieses Kaff erkundete. Nur weil ich ihr nicht beim Einräumen des Geschirrs helfen wollte. Gut, vielleicht hatte ich deswegen auch eine kleine Szene gemacht. Aber ich hatte nicht darum gebeten, von allen meinen Freunden und meiner letzten Verwandten, die noch alle beisammen hatte, wegzuziehen. Und dann auch noch mitten im Schuljahr.
    Wenn Mum jetzt hier wäre, dann … Diese Margret ist so …
    Mit etwas Fantasie stellte ich mir die gefälschten braunen Dauerwellen und das markante Spitzkinngesicht, das jedem Haken alle Ehre gemacht hätte, vor.
    Dieses Gesicht, das ich nun so detailgenau vor mir hatte, setzte ich problemlos an den verwesten Körper des Zombies. Ein Lächeln strich über mein Gesicht. Der Controller in meiner Hand vibrierte, als ich abdrückte und die Kugel sich zielgerade durch die Stirn bohrte. Leb wohl, Margret!
    Schon nach fünf Minuten hatte ich mindestens fünfzig Margret-Zombies entstellt und konnte gar nicht mehr aufhören auf die leblosen Dinger zu schießen.
    Erst das Brummen meines Handys riss mich aus meiner Euphorie des leblosen Tötens. Eine SMS. Von Simon!
    @Hier bei mir!@
    Hä? Kein Plan, was das heißen soll …
    Ich scrollte zu der letzten SMS, die ich ihm geschickt hatte. @Die Schreckschraube hat mich aufs Zimmer geschickt. Weißt du, wo ich jetzt am liebsten wäre?@
    Bei ihm! Er hatte recht. (Was ich ihm natürlich nie schreiben würde, aber wir wussten es beide auch so.)
    Ich legte das Handy neben mich, immer griffbereit für die nächste SMS, und widmete mich wieder dem Spiel.
    Doch nach anderthalb Stunden wurde mir auch das ewige Abknallen virtueller Materie zu blöd, also schaltete ich alles aus und ließ mich aufs Bett zurückfallen. Von meiner Hi-Fi-Anlage schrillte mir Lacey Sturms Stimme entgegen. Am liebsten hätte ich so laut aufgedreht, sodass jeder hören konnte, dass ich mich in Stücke zerbrochen fühlte.
    „Ich will hier wieder weg“, murmelte ich der Decke entgegen. Leider bekommt man von leblosen Gegenständen weder eine Antwort noch Hilfe.
    Nach sinnlosem Hin- und Herwälzen auf dem Bett hörte ich die Eingangstür. Dad!
    Beinah sofort tönte Margrets bittersüße Stimme zu mir hoch. „Darling, schön, dass du wieder da bist! Lora kommt nicht mehr aus ihrem Zimmer.“
    Du hast gesagt, ich soll mich erst wieder blicken lassen, wenn mir jemand etwas Benehmen gespritzt hätte.
    „Ich werde mit ihr reden“, erwiderte er müde.
    Nein, das wirst du nicht! Diese Gespräche führen ohnehin zu nichts.
    Mit einem Satz sprang ich aus dem Bett, riss meine Jacke aus dem Schrank und schob das Fenster hoch. Ich kann das , munterte ich mich auf. Ist ja nicht das erste Mal, dass ich das mache. Nur eben das erste Mal hier …
    Knapp unter mir war der Dachvorsprung zur Garage. Nur ein paar Meter.
    Ich kletterte auf das Fenstersims und ließ erst mal die Beine baumeln. Als ich Dads Schritte die Treppe hochkommen hörte, stieß ich mich ab und kam mehr rollend als stehend auf dem rutschigen Dach auf. Aber ich fand keinen Halt, musste mich abrollen und rollte doch tatsächlich über die Kante hinweg. Mit einem unterdrückten Schrei landete ich im Komposthaufen unseres Nachbarn, von dem ich hoffte, dass er hier nichts Hautzerfressendes verrotten ließ. Hinzu kam, dass ich mich durch den Fall fast am Zaun aufgespießt hätte, der das Grundstück eingrenzte. Du hast mehr Glück als Verstand, Lora …
    Angewidert und spuckend kam ich wieder auf die Beine. Etwas würgend klopfte ich mich ab und stürmte die Einfahrt hinunter. Der Geruch, der all meine Sinne bevölkerte, brachte mich fast um den Verstand.
    Aber ich rannte einfach weiter. Weg von Margret, der Plastikbarbie,
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