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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman
Autoren: Patrick Lennon
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Cambridge. Sie
     hat in Essex angefangen, das weiß hier jeder. Sie hat es uns selbst erzählt.«
    »Richtig, das hat sie erzählt.« Sal atmete ein paarmal durch. »Gestern Abend, als du mir die Fotos aus dem Doomsday Book zeigtest,
     war ich ziemlich erledigt. Ich hab gar nicht begriffen, was ich da sah. Und du auch nicht. Aber da war etwas. Ich meine das
     Foto hinter Ulsingham Hall, wo so viele Menschen zu sehen sind. Auch ein Polizist, der der Kamera den Rücken zukehrt. Das
     war
ihr
Rücken, Fletcher. Das auf dem Foto ist kein Polizist, sondern eine Polizistin, ein weiblicher Constable, wahrscheinlich noch
     in der Probezeit. Vielleicht wurde sie gerade erst von Essex hierherversetzt. Eine junge Polizistin, die tut, was man ihr
     sagt. Ein paar Jahre später war sie so schlau, ihren Namen aus den Unterlagen entfernen zu lassen. Das auf dem Foto war der
     Polizist, der als Erster am Tatort eingetroffen ist, richtig. Aber ich glaube, es war kein Mann, es war nicht Ron Teversham.«
    Fletchers Augen waren so blau wie sonst nur in der Schwimmhalle. Er beobachtete die Sanitäter, die auf das Blutbad beim Mähdrescher
     starrten und sich fragten, was zum Teufel da passiert war. Er warf einen Blick auf sein Airwave-Gerät und zeigte es Sal: Die
     Verbindung war wieder erstklassig.
    »Wo sind die Akten?«, fragte er.
    »In meinem Wagen.«
    »Willst du das alles unter der Decke halten?«
    »Ich würde sagen: nein.«
    »Okay, Sal. Dann sollten wir jetzt getrennt aufbrechen.«
    »Warum denn das?«
    »Falls uns unterwegs etwas zustößt.«
     
    Fletcher kletterte durch die aufgeschlitzte Folienwand ins Gewächshaus zurück. Wieder umfingen ihn Schwüle und der Geruch
     von reifen Erdbeeren. Ein paar Chinesen waren noch da, doch der Verletzte war verschwunden. Fletcher ging an den Schläuchen
     und Pflanzen vorbei in den Zentralbereich der Anlage und stieß wieder auf den Kantinenwagen. Der Koch reichte ihm noch einen
     Becher Wasser.
    Fletcher trank diesmal langsam, ließ das Wasser im Becher kreisen und betrachtete sein eigenes Spiegelbild. Er sah nur den
     Umriss eines Mannes vor hellem Hintergrund, das Gesicht war nicht zu erkennen. Er dachte zurück.
    Sal hatte recht: Es musste Mittwoch gewesen sein. Webley hatte ihn aus dem Büro angerufen, als er gerade am Thinbeach Pool
     war, wo das Zirpen der Heuschrecken die schlechte Verbindung fast übertönte. Sie hatte eigentlich vorgehabt, Fletcher zurückzupfeifen
     und anzuordnen, dass das Glockenspiel sich mit den Russen befasste. Doch jemand war bei ihr im Zimmer gewesen und hatte eine
     andere Meinung vertreten. Fletcher konnte sich jetzt denken, was er gesagt hatte.
    Dann ist das Problem im Handumdrehen gelöst.
    Denn das eigentliche Problem war
The Wake
selbst.
The Wake
war ein Risiko, das von Jahr zu Jahr größer wurde. Die Bosse hatten Fletcher angeblich Zeit gegeben, seine Aufgabe zu erledigen.
     In Wirklichkeit aber war es ihnen darum gegangen, Iwan ausreichend Zeit für seinen Vernichtungsfeldzug zu verschaffen. Zeit,
     um
The Wake
auszuradieren, deren Mitglieder das schwächste Glied der Kette waren und vielleicht irgendwann plaudern würden. Wer aber waren
     diese Bosse eigentlich? Polizeidirektoren, stellvertretende Polizeichefs und Vizekanzler. Wer noch? Vielleicht hatte Fletcher
     sich in Bezugauf Alain de Minching geirrt. Vielleicht stammte die Idee ursprünglich gar nicht von ihm. Sondern von Jonathan Ruddick-Spencer
     in Ulsingham Hall.
    Webley hatte gesagt:
Ein harmonisches Verhältnis zum Innenministerium ist für einen modernen Polizeidienst von größter Bedeutung.
    Und dann noch:
Irgendwann ist die Polizei die einzige Familie, die man hat.
    Er leerte seinen Becher und bedankte sich beim Koch, der auch diesmal nicht aufschaute.
    Er würde der Polizeifamilie zeigen, dass so etwas nicht zu vertuschen war. Er würde die alten Akten und die Fotos aus dem
     Doomsday Book benutzen. Alles. Denn er hatte eine richtige Familie. Er hatte Cathleen und Luke.
    Cathleen
.
    Er rannte los.
     
    Während Sal Moresby das Rad wechselte, kam die Sonne hervor, eine Flut von warmem Licht. Die Erde begann zu dampfen. Sal blickte
     sich nur ein einziges Mal um und sah pulsierende Dunstwolken um den alten Kirchturm aufsteigen. Als sie fertig war und losfuhr,
     war die Landschaft von Nebel verschleiert, der sich vor dem noch immer dunklen Horizont im Süden wie Rauch abzeichnete.
    In ihrer Wohnung angekommen, warf sie Kleider in einen Koffer und stellte ihn in den Flur
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