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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman
Autoren: Patrick Lennon
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Körper einer Athletin, aber ein Gesicht wie ein Engel. Der Mann sah aus wie der Typ,
     der sich eine solche Frau zutrauen konnte: Sehr schweigsam, irgendein ausländischer
bandido
mit einer Narbe unterm Kinn, die vom Kragen nur teilweise verdeckt wurde.
    Der Clubmanager hatte eine gute Beobachtungsgabe und ihm entging nicht, dass die beiden neue, glänzende Eheringe trugen. So
     wie die junge Frau immer wieder auf ihre Hand blickte, war sie auf den ihren offensichtlich stolz. Alles, was mit Billy Breakman
     zu tun hatte, interessierte den Clubmanager, und so fragte er das Paar, ob er gratulieren dürfe.
    »Verbringen Sie hier vielleicht Ihre Flitterwochen?«
    Der
bandido
erwiderte nichts.
    Die junge Frau sagte: »Wir haben eine Sendung für Billy Breakman.«
    »Ich bringe sie ihm gern nachher hoch.«
    »Nein. Die Sendung ist sowieso schon verspätet. Wir gehen selbst.«
    Nach zwanzig Minuten kamen die beiden wieder herunter und marschierten sofort nach draußen. Der Clubmanager hatte ihnen durch
     die Jalousie nachgesehen, als sie in einem Leihwagen davonfuhren.
    Jetzt seufzte er auf und bat die Engländer, zu warten. Ernahm Breakmans Schlüssel vom Haken und fuhr in den zweiten Stock hoch. Schon am Lift war der Geruch nicht zu ignorieren, und
     vor Breakmans Tür stank es dann absolut unerträglich – nicht der übliche schmuddelige Mief, sondern nach Fäulnis und Verwesung.
    In der Wohnung waren Hitze und Gestank wie ein körperlicher Überfall. Die Abendsonne warf rötliche Streifen über das Chaos
     aus Müll und schmutzigem Geschirr, leeren Flaschen und herumliegenden Büchern. Der Clubmanager sah sich in der Wohnung um.
     Billy war weder im Wohnzimmer zu finden noch auf dem Balkon, noch in der ekelhaften Küche, noch im Schlafzimmer mit seinen
     Wäschebergen und Staubflocken. Einen Moment lang fragte sich der Clubmanager, ob Billy nun doch endlich fort war – ohne sich
     abzumelden und ohne die offenen Rechnungen des Hauses zu begleichen, einfach davongeschlichen.
    Dann bemerkte er, dass der Gestank hinter der Badezimmertür hervordrang. Er verzog das Gesicht und klopfte. Nichts tat sich,
     nur das Tropfen des Wasserhahns war zu hören. Er stieß die Tür auf. Rotes Abendlicht drang durch die Tür und vermischte sich
     mit dem Flackern der Neonleuchte über dem Waschbecken. Dem Clubmanager drehte sich der Magen um und er musste gegen den Würgereiz
     ankämpfen. Jetzt machte ihm nicht nur der Gestank zu schaffen. Sondern Billy.
    Billy lag vollständig bekleidet in der vollen Badewanne, deren trübes Wasser nun, da die Leiche zunehmend aufquoll, über den
     Rand rann. Er lag auf dem Rücken. Der aufgetriebene Bauch schwamm oben, wodurch der Kopf unter Wasser gedrückt wurde – doch
     sein dicht unter der Oberfläche schwebendes Gesicht war deutlich zu erkennen.
    Der Clubmanager bekreuzigte sich. Er trat einen Schritt vor und betrachtete das Gesicht des Toten. Der Ausdruck darin war
     schwer zu deuten. Man konnte es nicht Entsetzen oder auch nur Angst nennen. Der Clubmanager hielt denAtem an und sah ganz genau hin. In diesen Zügen war etwas wie ein
Wiedererkennen
zu lesen – als hätte etwas, was Billy schon lange erwartete, ihn nun endlich eingeholt.
    Als der Clubmanager die Wohnungstür hinter sich schloss, griff er nach dem Kruzifix um seinen Hals und küsste es. Er ging
     zum Lift zurück. Seine Beine waren wie Gummi. Er sah in den Spiegel und merkte, dass er zitterte.
    Como? No nome de deus, como?
fragte er sich.
    Als der Lift sich in Bewegung setzte, dämmerte ihm plötzlich, was geschehen war. Billy Breakman war nicht einfach so in die
     Badewanne gefallen. Nein –
er war ertränkt worden
, und zwar von jenem Paar. Einer der beiden hatte Billys Kopf unter Wasser gedrückt und ihm beim Sterben vielleicht sogar
     in die Augen gesehen.
    Der Clubmanager fragte sich, wer von den beiden es gewesen war.
    Ganz bestimmt der Mann. Doch, gewiss. Er konnte nicht glauben, dass es die junge Frau gewesen war – sie hatte so schönes Haar
     gehabt, das ihr ins Gesicht fiel, lange Arme und schlanke Finger, an einem hatte der neue Ehering gefunkelt, das Letzte, was
     Billy auf Erden gesehen hatte.
    Er konnte nicht glauben, dass es die Braut gewesen war.

Informationen zum Buch
    Thinbeach, ein kleiner Ort in den englischen Fens außerhalb von Cambridge. Ein junger Mann wird zerhackt in einem Schredder
     aufgefunden. Ein Unfall? Kurz darauf wird auf einer abgelegenen Landstraße eine weitere Leiche entdeckt, und
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