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Tod einer jungen Frau

Tod einer jungen Frau

Titel: Tod einer jungen Frau
Autoren: Carter Brown
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Holman .« Seine Stimme klang gereizt. »Auch ich stehe tief
in Ihrer Schuld, denn ohne Sie hätte ich wohl nie erfahren, was aus meinem Sohn
geworden ist. Er warf mir einen raschen Blick über seine randlose Brille weg
zu. »Was ich nach wie vor nicht verstehe, ist, wie Sie jemals auf die beiden
gekommen sind ?«
    »Das bin ich gar nicht«, sagte
ich. »Curran hat mich sozusagen an der Nase herumgeführt. Ich glaube, er konnte
die Last seines schlechten Gewissens einfach nicht mehr ertragen. Er wollte,
daß alles ans Tageslicht kam. Wenn ein Mensch sagt, jemand habe vor, ihn
umzubringen, und er rückt anschließend nur mit den Namen zweier Leute heraus,
von denen keiner die geringste Absicht hat, einen Mordversuch zu unternehmen —
dann fange ich an, nach anderen möglichen Kandidaten zu suchen. Und das war es
natürlich, was Evan wollte .«
    » Tysoe hat gerade eben nach ihm geschaut. Er saß auf dem Bettrand und pfiff vor sich
hin — hat Tysoe gesagt .« Taggart richtete sich von der Couch auf. »Sie kommt schon
wieder in Ordnung, aber ich glaube, ich kann ihr nicht viel helfen, indem ich
mit heißem Wasser und Schwämmen herumwurstle. Der Krankenwagen muß jeden Augenblick
kommen und — « Er hielt plötzlich inne und sah mich an. »Haben Sie nicht auch
was gehört ?«
    »Ganz schwach«, sagte ich. »Es
klang so, als käme es aus dem hinteren Teil des Hauses .«
    »Wir sollten vielleicht mal
nachsehen«, sagte Taggart . » Tysoe !«
    Der muntere, fette Riese kam
mit besorgtem Blick aus der Diele geschlendert. »Was ist los, Mr. Taggart ?«
    »Irgendwas ist im hinteren Teil
des Hauses los. Wir wollen mal nachsehen«, sagte Taggart scharf.
    Wir traten in die Küche, und
ein paar Sekunden lang herrschte Stille. Dann hörten wir das Geräusch erneut.
Eine Stimme, die im Garten draußen irgend
etwas schrie. Die Fünfundvierziger erschien plötzlich in Tysoes massiger Hand, dann riß er die Hintertür auf, und wir traten alle drei auf die
Veranda hinaus. Erneut rief die Stimme etwas, diesmal ein bißchen lauter und
schwach erkennbar.
    »Er möchte aufgeben«, sagte Taggart . »Und etwas wie >Nicht schießen< .«
    »Vielleicht sollte Mr. Tysoe seine Übergabe akzeptieren ?« schlug ich vor.
    »Klar .« Der muntere, fette Riese legte die gewölbten Hände um den Mund und das
darauffolgende Gebrüll hätte ein Elefantenweibchen zu ekstatischen Zuckungen
gereizt.
    Ein paar Sekunden später
tauchte eine winzige Gestalt hinter einem Gebüsch auf und hinkte müde, die Arme
über dem Kopf schwenkend, auf uns zu.
    »Hm, ich muß zugeben, Tabal hatte ich ganz vergessen«, sagte Taggart ,
und einen unglaubhaften Augenblick lang vermeinte ich in seiner
Schmirgelpapierstimme so etwas wie ein Kichern herauszuhören. »Trotz alledem,
ich bin überzeugt, das Training hat ihm außerordentlich gut getan !«
     
    Danach zu urteilen, was Manny Kruger erzählt hatte, war er fünf Minuten, nachdem er
die Neuigkeiten gehört hatte, an seinem Schreibtisch gesessen, einen
Pistolenlauf auf die Schläfe gerichtet, entschlossen, dem Studio dieses eine
Mal zuvorzukommen. Aber dann hatte er überlegt, daß es — wenn er schon
dahinscheiden mußte — nur fair war, die Wurzel all dieses Übels, einen
lausigen, heimtückischen, untauglichen Bastard namens Rick Holman ,
ebenfalls mitgehen zu lassen. Also verharrte er für die nächsten paar Tage auf
den Hörnern des Dilemma (was Manny für eine sehr fachmännische Stierkampf-Ausdrucksweise hält). Inzwischen hatte
die öffentliche Meinung sich um ungefähr hundertachtzig Grad gedreht.
    Ich, wie jeder andere, hatte
meine eigene Meinung. Der allgemeinen Ansicht nach war Evan Curran immer ein
pickliger, elend aussehender Bastard gewesen, mit so vielen Komplexen, daß er
nur normal aussah, wenn er Zuckungen hatte. Dann, nach den Enthüllungen seiner
Verbrechen auf den ersten Seiten der Zeitungen, erschien er plötzlich als
reizend aussehender, glücklicher junger Mann ohne jegliche Komplexe, was mal
eine hübsche Abwechslung bildete. Die Art und Weise, in der er es fast nicht
erwarten konnte, jedermann zu erzählen, was für ein Tunichtgut und Dreckskerl
er sei, und wie sehr er alles verdiente, was auf ihn zukam und mehr, schadete
ebenfalls nichts. So reden Leute kaum je zu ihren besten Freunden, und bestimmt
nie zu einem Reporter! So ritt er plötzlich auf dem Kamm einer Woge von
Popularität und wurde leicht ungeduldig über die Justiz, die so verdammt lange
brauchte, um ihn seiner angemessenen
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