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0676 - Die Höhle des Grauens

0676 - Die Höhle des Grauens

Titel: 0676 - Die Höhle des Grauens
Autoren: Claudia Kern
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»Bitte schön«, sagte Sir Rhett höflich und reichte Zamorra das Amulett. Der Dämonenjäger nahm es dankend entgegen, während Lady Patricia ihren kleinen Sohn in ein Frotteehandtuch wickelte.
    »Das hast du gut gemacht«, lobte sie ihn. »Aus dir wird noch mal ein richtiger Taucher.«
    »So wie in Flipper ?«
    Zamorra lächelte. Gemeinsam mit den meisten Bewohnern von Château Montagne hatte er es sich an diesem ersten wirklich warmen Frühlingstag auf der großen Sonnenterrasse neben dem Swimming-Pool bequem gemacht. Nur seine Lebensgefährtin Nicole war, nachdem sie sich im Pool ausgetobt hatte, ins Innere des Châteaus verschwunden, um zu duschen. Zamorra hatte kurz darüber nachgedacht, ihr bei dieser Aufgabe ein wenig zu helfen, aber da hatte Lady Patricias Sohn Rhett ihn bereits zum offiziellen Werfer bei seinem Tauchunterfangen ernannt. Der Junge hatte es sich nämlich in den Kopf gesetzt, einige Szenen aus seiner Lieblings-TV-Serie Flipper nachzuspielen - mit sich selbst in der Rolle des Delphins.
    Nach minutenlangem Betteln hatte Rhett sich schließlich bei seiner Mutter durchgesetzt. Der geeignete Schatz, den er aus den wilden Fluten des Swimming-Pools bergen wollte, war auch schnell gefunden: Das Amulett des Dämonenjägers, in dessen Château er und seine Mutter seit einigen Jahren wohnten. Diese magische, handtellergroße Metallscheibe, die voller seltsamer Hieroglyphen war, faszinierte den Jungen ohnehin. Er wußte, daß es sich dabei um eine mächtige Waffe handelte, die schützen, aber auch zerstören konnte. Ihm konnte sie jedoch nichts anhaben, denn sie wirkte nur gegen schwarzmagische Wesen, nicht gegen Menschen.
    Der perfekte Schatz.
    Zamorra hatte sich zwar anfangs gesträubt, ließ sich dann aber doch breitschlagen. Schließlich war es völlig ungefährlich. Selbst wenn der Junge Merlins Stern nicht aus dem Wasser holte, konnte er die magische Waffe einfach wieder zu sich rufen. Also warf der Dämonenjäger das Amulett samt Kette in den Pool, aus dem Rhett es mit erstaunlicher Schnelligkeit zurückholte.
    Was würde Merlin wohl dazu sagen? dachte Zamorra amüsiert. Das Amulett, das der weise alte Zauberer einst aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen hatte, zum Spielzeug eines Kindes degeneriert. Er zuckte mit den Schultern. Immerhin hatte Rhett Spaß daran und Merlin mußte ja nicht alles erfahren.
    »Jetzt bin ich dran«, meldete sich eine Stimme vom anderen Ende des Pools.
    Zamorra sah hinüber und seufzte. Fooly, der knapp 1,20 Meter große Drache und beste Freund von Sir Rhett, hatte sich bis an den Rand des Beckens vorgewagt und lehnte sich sprungbereit vor. Er hatte den Jungen bei seinem Manöver beobachtet und mußte sich natürlich jetzt in kindlicher Rivalität der gleichen Herausforderung stellen.
    »Ich halte das für keine gute Idee«, entgegnete der Dämonenjäger zweifelnd. »Können Drachen überhaupt tauchen?«
    Bevor Fooly antworten konnte, mischte sich Rhett ein. »Natürlich können sie das. Fooly hat mir selbst erzählt, wie die Drachen in seiner Heimat ihre Nahrung aus dem Meer holen und selbst bei schweren Stürmen nicht ertrinken. Er hat gesagt, Drachen tauchen so gut wie Delphine.«
    »Genau«, stimmte Fooly zu, aber Zamorra hörte keinen Enthusiasmus in seiner Stimme. Anscheinend hatte der Drache Rhetts Begeisterung für Flipper ein wenig dämpfen wollen, indem er die Vorzüge seiner eigenen Art hervorhob. Nur war er jetzt in der schwierigen Lage, seine Worte beweisen zu müssen, ob er das konnte oder nicht.
    Zamorra räusperte sich. »Ich glaube, was Fooly sagen wollte, ist, daß erwachsene Drachen, die etwas… stromlinienförmiger aussehen, sehr gute Taucher sind. Junge Drachen, so wie er, müssen erst noch… in die Höhe und nicht in die Breite wachsen, bis sie das können. Und das dauert möglicherweise noch ein paar Jahre, richtig, kleiner Freund?«
    Fooly zögerte. Er begriff, daß Zamorra ihm eine elegante Möglichkeit bot, aus der Sache herauszukommen und dafür war er ihm dankbar, aber gleichzeitig wollte er Rhett beweisen, daß ein Drache ein besserer Spielkamerad als ein Delphin war, egal, was die in Flipper behaupteten. Es störte den kleinen Drachen einfach, daß Rhetts Zimmer mittlerweile so vollgestopft mit Delphin-Postern und Delphin-Figuren war, daß es wie das Hauptquartier eines Greenpeace-Aktivisten aussah.
    Fooly konnte sich noch gut an den Tag erinnern, als Rhett mit seiner Mutter in der Stadt gewesen war und eine Gipsfigur des
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