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Tod einer jungen Frau

Tod einer jungen Frau

Titel: Tod einer jungen Frau
Autoren: Carter Brown
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Bitte!«
    Ich rannte in den hinteren Teil
des Hauses, dann die Treppe hinab. Die einzige, lausige, mit Fliegenschmutz
besprenkelte Birne erleuchtete den Raum nur matt und es schien unendlich lange
zu dauern, bevor ich sie fand. Larsen hatte ihre Handgelenke an einen
Deckenbalken gefesselt, so daß sie gezwungen war, die ganze Zeit auf Zehen zu
stehen. Als ich ihr aschfarbenes Gesiebt und das geronnene Blut von den unzähligen,
ihrem nackten Körper zugefügten Wunden sah, dachte ich zuerst, sie sei tot.
Aber dann merkte ich, daß sie atmete und nur bewußtlos war. Die Verletzungen waren ihr mit einer Peitsche oder einem Stock beigebracht
worden — mir fiel ein, daß er einen mit Blei beschwerten Stock benutzt hatte,
um Steve Taggart umzubringen! — und obwohl sie übel
aussahen, handelte es sich doch fast nur um Fleischwunden. Ich löste die Ketten
von ihren Handgelenken und trug das Mädchen zum Fuß der Treppe — und plötzlich
durchfuhr es mich.
    Ich legte Rosemary sachte auf
den Boden, während mein ganzer Körper unkontrollierbar zitterte. Es war
dasselbe Gefühl, das ich ein paar Minuten zuvor gehabt hatte, als ich überzeugt
war, sie sei tot — durch meine Schuld — , und ich war
drauf und dran gewesen, Taggart umzubringen. Nur war
dieses Gefühl jetzt, da ich wußte, daß sie nicht tot, aber wegen mir gefoltert
worden war, sogar noch stärker. Auf eine groteske, undeutliche Weise sah ich
Larsens Gesicht vor meinem inneren Auge und ich haßte es von Sekunde zu Sekunde
mehr. Ich versuchte seinen Namen zu sagen, aber mein Hals war wie zugeschnürt.
Dann merkte ich, daß ich langsam die Treppe emporstieg, die Achtunddreißiger fest von meiner Rechten umklammert, und ich wußte, daß ich ihn töten würde.
Plötzlich war das verkrampfte, quälende Gefühl, das mich zu zerreißen gedroht
hatte, verschwunden. Ich frohlockte. Mit jeder Stufe nahm dieses Frohlocken zu.
Ich wollte sehen, wie sich das nackte Entsetzen in seinen Augen spiegelte,
während ich abdrückte, und dann wollte ich sehen, wie sich der Tod selbst in
seinen Augen spiegeln würde.
    Die unmittelbar über meinem
Kopf ertönenden Schüsse klangen, als kämen sie aus Kanonen. Ich rannte die
Treppe vollends hinauf und zurück durchs Haus ins Wohnzimmer.
    Larsen lag zusammengekrümmt
inmitten des Raumes und ein blickloses Auge starrte bewegungslos zu mir empor. Tysoe stand ungefähr drei Meter weit entfernt, und die Fünfundvierziger in seiner massiven Faust sah fast wie ein Spielzeug aus.
    »Er hat versucht, mit einem
Revolver auf mich zu schießen«, sagte er. »Verrückt? Vielleicht hat er das
getan, weil ich ihm die Nase eingeschlagen habe? Manche Verrückte reagieren so.
Wenn ihre Eitelkeit verletzt ist, schlagen sie einfach blindlings zu, ohne
nachzudenken, und die meisten gehen dabei drauf .« Er
blickte fragend auf die Achtunddreißiger , die, wie
mir plötzlich bewußt wurde, meine Hand noch fest umklammert hielt. »Sie werden
da doch kein großes Theater machen, Mr. Holman ? Es
war Notwehr, ehrlich !«
    »Sie ahnen gar nicht, wie froh
ich bin, daß Sie ihn umgebracht haben .« Ich steckte
die Waffe in den Gürtelholster zurück. »Ich fand das Mädchen im Keller, und es
lebt noch. Aber als ich sah, was er dem Mädchen angetan hat! Ich ging die
Kellertreppe hinauf, die Pistole in der Hand, und ich hatte das Gefühl, auf
Luft zu gehen, denn ich wußte, daß ich ihn umbringen würde. Das haben Sie mir
erspart !«
    Einen Augenblick lang sah der
muntere, fette Riese fast verlegen drein. Dann schüttelte er schnell den Kopf.
»Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf, Mr. Holman .
Diesmal haben Sie Glück gehabt, und das nächstemal werden Sie daran denken, dann wird es nicht wieder geschehen .«
    »Rufen Sie einen Krankenwagen
und dann die Polizei, Tysoe «, sagte Taggart . »Und wenn Sie sich von diesen peinlichen
Enthüllungen Ihrer charakterlichen Unzulänglichkeiten für einen Augenblick
losreißen können, Mr. Holman — dürfte ich dann
vorschlagen, daß Sie das Mädchen aus dem Keller heraufschaffen und hierher auf
die Couch legen? Ich verstehe mich ein wenig auf Erste Hilfe .«
    Mein Gesicht war nach wie vor
krebsrot, als ich Rosemary auf die Couch legte. Taggart schnalzte leise mit der Zunge, aber seine Berührungen schienen unendlich sanft
zu sein.
    »Ich muß mich bei Ihnen
entschuldigen, Mr. Taggart «, sagte ich. »Ich muß wohl
nicht mehr alle auf dem Kasten gehabt haben, als ich annahm, Sie könnten...«
    »Schon gut, Mr.
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