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Tod einer jungen Frau

Tod einer jungen Frau

Titel: Tod einer jungen Frau
Autoren: Carter Brown
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da er derjenige war, der für
Widerspruch sorgte, sollte er auch der sein, der daran glauben mußte.
     
    Das Grundstück, auf dem das
Haus stand, grenzte an zwei Straßen, und eine zwei Meter hohe Backsteinmauer
entmutigte Besucher, bis zur Hintertür vorzudringen. Ich parkte davor und ließ Tabal und Tysoe aussteigen.
    »Wenn ich also recht verstanden
habe«, sagte der kleine Bursche, »dann warte ich, nachdem ich über die Mauer
geklettert bin, fünf Minuten und gehe dann auf das Haus zu. Ich tue so, als
würde ich mich die ganze Zeit über in Deckung halten, aber sie sollen mich
sehen .«
    »Ganz recht«, sagte ich.
    »Wenn die Kerle mich sehen,
können sie ja auf mich schießen !« Seine normalerweise
graue Hautfarbe wurde schnell blasser, wie ich bemerkte.
    »Die Wahrscheinlichkeit, daß
ein Amateur ein sich bewegendes Ziel auf diese Entfernung trifft, ist eins zu
einer Million«, sagte ich.
    »Auf welche Entfernung ?« krächzte er. »Wenn ich doch die ganze Zeit über immer
näher an das Haus herangehe ?«
    »Je näher Sie kommen, desto
schneller bewegen Sie sich«, sagte ich aufmunternd.
    »Wenn jemand auf mich schießt,
schieße ich sofort zurück .«
    »Nein !« sagte Taggart energisch. »Das ist bereits mit Mr. Holman besprochen worden. Es wird nicht geschossen, vor
allem nicht auf dem Grundstück! Der Lärm allein würde die Polizei innerhalb von
Minuten herbeirufen .«
    »Wieso muß ausgerechnet ich
daran glauben ?« sagte Tabal ,
bereits schwer atmend.
    »Sie haben die richtige Figur
dafür«, sagte ich und lächelte ihm voller Herzlichkeit zu. »Und jemand muß der
Lockvogel sein .«
    »Ich glaube, wir sind fertig, Tysoe «, sagte Taggart mit dünner
Stimme.
    Der kleine Bursche stieß einen
erstickten Schrei aus, als der muntere, fette Riese ihn vom Boden hochhob, ihn
wie einen Basketball ein paar Sekunden lang in der Hand wog und ihn dann
gelassen über die Mauer warf. Auf der anderen Seite ertönte ein dumpfer
Aufprall und Tysoe preßte sein Ohr ein paar Sekunden
lang gegen die Mauer. Dann kehrte er zum Wagen zurück.
    »Alles in Ordnung«, sagte er.
»Ich hörte ihn fluchen .«
    Es schien auf Anhieb eine
Unmöglichkeit zu sein, ihn dazu zu bringen, sich zwischen Hinter- und
Vordersitzen auf den Boden zu legen, aber ich zweifelte nicht, daß auch ein Fettberg über eine gewisse Verschiebbarkeit verfügen muß.
Schließlich steckte er im Zwischenraum so, daß er von außerhalb des Wagens nicht
gesehen werden konnte, und sein stöhnender Protest erschallte in regelmäßigen
Intervallen. Taggart glitt vom Mitfahrersitz herab
auf den Boden des Wagens und verknotete sich dort mühevoll zu einem Art
Fragezeichen. Ich nahm ihm den Stetson vom Kopf und warf ihn auf den Sitz. Taggart starrte mit bitterem Haß in den Augen zu mir empor,
aber er war zu klug, um zu versuchen, von dieser Position aus Widerspruch zu
erheben.
    Ich fuhr gemächlich einmal um
den Block herum und bog dann in die Zufahrt des Hauses ein, wobei ich Tempo
zulegte. Als ich dicht vor dem Haus angelangt war, trat ich auf die Bremsen und
riß mit einem Ruck das Steuer herum, so daß wir auf eindrucksvolle Weise breitseits vor dem Haus zum Stillstand kamen, während eine
Kiesfontäne gegen die Vorveranda prasselte. Dann sprang ich hinaus, lief die
Stufen zur Veranda empor und drückte den Daumen heftig auf den Klingelknopf.
Mir wurde sofort klar, daß man dieses melodische Glockengeläute nicht
beschleunigen konnte, und so nahm ich die Achtunddreißiger aus dem Gürtelholster und hämmerte mit dem Kolben gegen die Tür.
    Sie öffnete sich, soweit die
Sicherheitskette es erlaubte und Larsens Augen starrten mich mißtrauisch an.
»Was, zum Teufel, haben Sie hier zu suchen, Holman ?«
    »Ich versuche, diesen dummen, komplexbeladenen
Tropf von einem Schauspieler am Leben zu erhalten !« fauchte ich. »Seit kurz nach neun Uhr heute früh beschatte ich dieses Haus. Im
Augenblick ist ein Mann im Begriff, über die hintere Mauer zu klettern, wenn
ich den Zeitpunkt richtig berechnet habe .«
    »Warum gehen Sie dann nicht ums
Haus hemm und erledigen ihn ?« fragte er.
    »Weil ich keine Lust habe, den
Helden zu spielen«, sagte ich kalt. »Helden kommen um. Wenn er einmal über die
Mauer geklettert ist, hat er Bäume und Gebüsch als Deckung. Wenn Sie sich
einbilden, ich sei scharf darauf, einen Dschungelkrieg im Garten hinten mit ihm
zu führen, dann haben Sie allerdings nicht alle Tassen im Schrank. Wir werden
ihn durch die Hinterfenster vom Haus aus
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