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Tod an der Ruhr

Tod an der Ruhr

Titel: Tod an der Ruhr
Autoren: Peter Kersken
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waren, teilte Martin Grottkamp seinem Bruder Paul mit, dass er mit dem Landverkauf an die Hüttengewerkschaft einverstanden sei und dass er die Tochter des alten Sebastian heiraten werde.
    Die Altbäuerin Hedwig Grottkamp erfuhr von der Magd Sybilla nur, dass sie und Martin während ihres Spaziergangs eine Drossel aufgescheucht hätten und dass Martin dazu gesagt habe: »Sind noch Drosseln im Wald, wird es lang noch nicht kalt.«
    Am Abend des zwölften September las Jacob Möllenbeck den Brief, den Sebastian Kneipp ihm geschrieben hatte.
    Darin teilte der Pfarrer dem Heildiener mit, wie er anno 1854 im bayrischen Boos zu dem Beinamen »Cholera-Kaplan« gekommen war.
    Er hatte Leinentücher in heißes Wasser mit Essig getaucht und sie den Erkrankten auf den Leib gelegt. Diese einfache Anwendung hatte er einige Male wiederholt. Die Krämpfe der Cholerapatienten hatten nachgelassen, Erbrechen und Durchfälle hatten aufgehört, und die Kranken hatten Flüssigkeit aufnehmen können, ohne sie gleich wieder von sich geben zu müssen. Dank dieser Behandlung war kein Einwohner von Boos an der Cholera gestorben.
    Für den Heildiener Möllenbeck und die Sterkrader kam der Brief des Pfarrers Kneipp zu spät.
    Elf Tote forderte die Choleraepidemie in dem aufstrebenden Industriedorf nördlich der Emscher. Die Geschichtsbücher berichten davon.
    Einen Hinweis auf zwei Morde in Sterkrade sucht man in den Annalen des Jahres 1866 jedoch vergeblich.

FIKTION UND HISTORISCHE REALITÄT –
    EIN NACHWORT

    Die Geschichte um das unselige Ende des Julius Terfurth ist eine Fiktion.
    Mein Anspruch war es allerdings, eine Geschichte zu erzählen, die sich so in einem niederrheinischen Bauerndorf während seines Wandels zum Industriedorf in der Mitte des 19. Jahrhunderts abgespielt haben könnte.
    Den Hammerschmied Julius Terfurth habe ich erfunden, ebenso wie die meisten anderen Personen, die in der Geschichte um seinen mysteriösen Tod eine Rolle spielen.
    Nicht erfunden habe ich die Lebensbedingungen in einem Ruhrgebietsdorf des Jahres 1866. Sie waren geprägt von einer stürmischen Entwicklung der Industrie, die sich in das bäuerliche Dorfleben drängte und die Menschen aus Gewohnheiten riss, die über Jahrhunderte gewachsen waren.
    Den Namen Ruhrgebiet für die junge Industrieregion gab es damals übrigens noch nicht.
    Im September 1866 versah in Sterkrade der Polizeidiener Martin Groenhoff seinen Dienst. Sein Vorgesetzter war der Gemeindebeamte Carl Ueberfeld, örtlicher Vertreter des Holtener Bürgermeisters Heinrich Klinge und zugleich ehrenamtlicher Gemeindevorsteher von Sterkrade. Die medizinische Versorgung der Bevölkerung lag – nachdem die beiden ortsansässigen Ärzte anlässlich des Deutschen Krieges von 1866 in die preußische Armee eingezogen worden waren – allein in den Händen des Heildieners Morschhäuser.
    Der Polizeisergeant, der Gemeindevorsteher und der Heildiener sind drei wichtige Figuren im Roman, wo sie als Männer mit bemerkenswerten, hin und wieder wohl auch schrulligen Eigenheiten, mit eigenwilligen Gedanken und intensiven Gefühlen in Erscheinung treten.
    Ich habe mich deshalb gescheut, die Namen der historischen Persönlichkeiten zu verwenden.
    Die Lebensumstände der drei Romanfiguren, des Polizeisergeanten Martin Grottkamp, des Gemeindevorstehers Carl Overberg und des Heildieners Jacob Möllenbeck, ihre Eigenheiten, ihre Gedanken und Gefühle, sind frei erfunden.
    Nicht verändert habe ich die Namen historischer Persönlichkeiten, die nur am Rande der Romanereignisse agieren.
    Dies gilt insbesondere für die Industriellen Franz Haniel (1779-1868), Pionier des Kohlenbergbaus im Ruhrgebiet, seinen Sohn Louis Haniel (1817-1889), leitender Direktor der Hüttengewerkschaft Jacobi, Haniel & Huyssen im Jahre 1866 und Vorsitzender der »Gesellschaft Erholung«, Gottlob Jacobi (1770-1823), Mitbegründer der Hüttengewerkschaft, seinen Enkel Hugo Jacobi (1834-1917), Wilhelm Lueg (1792-1864), Hüttendirektor und Sterkrader Gemeindevorsteher, und seinen Sohn Carl Lueg (1833-1905).
    Das gilt für Friedrich Krupp (1787-1826), den Begründer der Essener Stahlfabrik, der auch kurzzeitig Besitzer der Gutehoffnungshütte in Sterkrade war, und seinen Sohn Alfred Krupp (1812-1887), der 1866 schon einer der bedeutendsten Unternehmer der Region war. Sogar König Wilhelm I. von Preußen hatte seinem Werk bereits einen Besuch abgestattet.
    Erwähnungen von Lebensumständen und unternehmerischen Leistungen dieser
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