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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe
Autoren: Michael Moorcock
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war überhaupt nicht in der Stimmung, noch mehr übernatürliche Begegnungen über mich ergehen zu lassen. Doch Oona drängte uns weiter.
    »Ich wusste, dass er hierher kommen musste, nachdem wir ihn in Bek besiegt haben«, sagte sie. »Er hofft, mit Arioch Verbindung aufzunehmen. Aber ich glaube, ich habe eine Überraschung für ihn.«
    Oona führte uns in die Mitte des Steinkreises. Unten war die See jetzt sehr ruhig. Das ideale Wetter für eine Invasion, dachte ich. Ich sah mich nach dem U-Boot um, doch es war von hier aus nicht zu sehen.
    Das milchige Licht spülte um unsere Füße und Beine wie eine Flüssigkeit. »Zieht die Schwerter, meine Herren«, sagte sie. »Ich brauche ihre Energie.«
    Wir gehorchten. Das Selbstvertrauen, das dieses wunderschöne junge Mädchen ausstrahlte, begeisterte uns. Sie hob den Krummstab und tauchte ihn in die undurchsichtige Substanz. Dann hob sie den Stab, als wollte sie mit der Substanz etwas malen, und zeichnete ungewöhnliche geometrische Figuren in die Luft. Auf diese Weise wurden die Steine miteinander verbunden, bis ein Netzwerk von knisternder funkelnder Energie entstanden war.
    Gleichzeitig sprach Oona. Sie murmelte und sang und wirkte Zaubersprüche. Ihre Bewegungen und Worte vermittelten mir das Gefühl, sie stehe unter Zeitdruck.
    Im Zickzack liefen Lichter hin und her, bis ich nachhaltig verwirrt und geblendet war. Sie nahm mir Rabenbrand ab und beschrieb damit ein großes Oval. Das Oval wellte sich und bildete einen Tunnel im Licht. Und durch den Tunnel im Licht kam eine Gestalt in unsere Richtung.
    Fromental!
    Der Franzose schlenderte in den Steinkreis, als suche er einen passenden Platz für ein Picknick. Wie um seine Absicht zu unterstreichen, hatte er einen abgedeckten Korb bei sich. Er war nicht im Mindesten überrascht, uns zu sehen und begrüßte uns mit fröhlichem Winken. Als er in den Steinkreis trat, war er von einem roten Schein umgeben, der sich wie ein blutiger Mantel um ihn legte. Das Licht flackerte und verschwand, dann löste sich auch das milchige Geflecht auf. Ein Gestank von etwas Altem und Heißem blieb zurück. Ich kannte den Geruch, konnte ihn jedoch nicht einordnen.
    »Komme ich rechtzeitig?«, fragte er Oona.
    »Das hoffe ich«, erwiderte sie. »Hast du sie mitgebracht?«
    Fromental hob den Korb. »Hier ist sie, Lady Oona. Soll ich sie herausnehmen?«
    »Noch nicht. Wir müssen sicher sein, dass er kommt. Irgendwie wird er herkommen, genau wie Arioch. Gaynor will sich an den Steinen von Morn mit Arioch treffen. Sie müssen schon einmal hier gewesen sein.«
    »Mein Herr Arioch ist jetzt bei uns«, sagte Elric leise.
    Sein ganzes Gebaren hatte sich verändert. Er spürte die Gegenwart seines Herrn im Kreis. Er sprach rasch, drängend.
    »Mein Lord Arioch, vergib uns diese Belästigung. Gewähre uns deine Gnade, ich bitte dich, um unseres alten Abkommens willen. Ich bin Elric von Melnibone« und unser Blut ist durch unser Schicksal verbunden.«
    Eine Stimme, lieblich und freundlich, sprach aus der Luft. »Du bist mein sterblicher Nachfahre. Du vertrittst meine Interessen in anderen Reichen, nicht aber in diesem. Warum bist du hier, Elric?«
    »Ich will mich an einem alten Feind rächen, Mylord. An einem, der dir dient und der dir dieses Portal öffnete.«
    »Einer meiner Diener kann nicht dein Feind sein.«
    »Einer, der zwei Herren dient, ist der Feind aller«, erwiderte Elric.
    Die Stimme, die warm und freundlich klang, als würde ein alter Verwandter mit einem Kind reden, kicherte.
    »Ah, du tapferster meiner Sklaven, du süßestes meiner saftigen Kinder. Jetzt erinnere ich mich, warum ich dich so sehr liebe.«
    Mir kam die Galle hoch. Die körperliche Gegenwart dieses unsichtbaren Wesens war beinahe unerträglich. Selbst Oona schien sich unwohl zu fühlen. Doch Elric war noch entspannter also sonst, beinahe schläfrig. »Ich bin bereit, dir zu dienen, großer Fürst der Hölle. Der alte Pakt ist zwischen meinem und deinem Blut geschlossen. Derjenige, der sich Ritter des Gleichgewichts nennt, hat bereits eine Herrin der Höheren Welten verraten und ich weiß, dass er auch einen Zweiten verraten kann.«
    »Man kann mich nicht verraten. Das ist unmöglich. Ich vertraue auf nichts und niemandem. Ich habe Miggea für ihn eingesperrt, das sollte mein Teil des Handels sein. Dies hier ist ein überfließendes, köstliches Reich. Es gibt hier vieles, das meine Langeweile lindern könnte. Gaynor hat mir die Treue geschworen. Er würde es nicht wagen,
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