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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe
Autoren: Michael Moorcock
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Erlebnis. Elric führte uns auf Schwarzmauls Rücken durch die Lüfte, Weißmaul folgte ihm. Ich brauchte meinen Drachen nicht einmal zu steuern, auch wenn ich intuitiv wusste, wie ich es hätte anfangen müssen.
    Alle Ängste blieben hinter mir auf dem Boden zurück, als die mächtigen Flügel uns in die Wolken trugen, höher und immer höher hinauf, stetig nach Westen. Wohin ging es? Nach Irland? Doch wohl nicht nach England?
    England war das Land meiner Feinde. Was, wenn ich gefangen genommen wurde, noch mit den Resten der SS-Uniform bekleidet? Es wäre unmöglich, den Briten die wahren Gründe meines Besuchs zu erläutern.
    Mir blieb aber keine Wahl. Schwarzmaul flog, Elric und Oona auf dem Rücken, mit langsamen, ruhigen Flügelschlägen voraus und glitt über den Wolken dahin, manchmal einen undeutlichen Schatten werfend. Sie flog ruhig und Weißmaul, etwa ein oder zwei Jahre jünger, überließ ihr die Führung. Als es heller wurde, waren auch die Zeichnungen auf den Flügeln der Drachen besser zu sehen. Sie waren wie riesige Schmetterlinge und hatten deutliche Muster aus roten, schwarzen, orangefarbenen und strahlenden grünen Tönen, ganz anders als die grünlichen und gelben Echsen, die man in Bilderbüchern sieht. Die Phoon-Drachen waren Geschöpfe von außerordentlicher Anmut und Schönheit und strahlten eine Weisheit aus, die jedem Menschen überlegen war.
    Wann immer sich die Wolken teilten, konnte ich unter mir das Schachbrettmuster der Felder und die Kleinstädte des ländlichen Deutschland ausmachen. Für mehr als ein Jahrhundert hatten die Menschen nur wenig von Kriegshandlungen gesehen und sie glaubten fest an Hitlers Versprechungen, dass kein fremder Bomber jemals in den deutschen Luftraum eindringen würde.
    Ich fragte mich, ob Hitler seine Versprechen würde halten können. Ich nahm an, er könnte sich auf die Magie verlegen, sobald die militärischen Mittel versagten. Er kam mir vor wie ein Mann, der auf einem Tiger reitet. Voller Angst, wohin die Reise gehen mochte, aber ohne Chance, vom Rücken zu springen, weil er sich viel zu schnell bewegte.
    Oder glich er einem Mann, der auf einem Drachen ritt? Sah ich Hitler als hilflos in die Ereignisse verstrickten Mann, weil ich selbst im Strudel ungeheuerlicher Realitäten mitgerissen wurde?
    Bald vergaß ich die Spekulationen und freute mich nur noch über die Schönheit des Himmels, über den Geruch der frischen Luft. Ich war so hingerissen, dass ich das Dröhnen hinter mir kaum hörte. Erst nach einer Weile sah ich nach hinten und nach unten. Ein ganzer Teppich von Flugzeugen flog unter mir. So dicht und so nahe beisammen, dass sie sich zu bewegen schienen wie ein einziger riesiger Vogel. Das Dröhnen war natürlich das gleichmäßige Geräusch ihrer Maschinen. Sie bewegten sich etwas schneller als wir, doch genau in die gleiche Richtung.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, wie irgendein Land, besonders das erschöpfte, kriegsmüde Großbritannien, einer solchen Luftflotte standhalten sollte. Noch nie hatte die Weltgeschichte eine solche Luftstreitmacht gesehen. Die angemessene Entsprechung wäre auf See die spanische Armada gewesen, die stark genug war, um zur Zeit Elizabeths England angreifen. So viel Glück wie damals würde England jetzt wohl nicht haben.
    Seit dem Beginn dieses Abenteuers hatte ich die Zerstörung ganzer Zivilisationen erlebt. Ich wusste, dass das Unmögliche nur zu leicht möglich war, dass Menschen und Bauten vom Angesicht der Erde gefegt werden konnten, als hätten sie nie existiert.
    Sollte ich dank einer grässlichen Laune der Geschichte nun den Fall Englands und des britischen Empire erleben?
    Bis jetzt hatte ich erst eine Staffel von Junkers 87 gesehen, die berühmten Sturzkampfbomber, die von der Luftwaffe traditionell bei den ersten Angriffen auf andere Länder eingesetzt wurden. Doch als wir weiterflogen, durch die Wolkendecke von der Luftflotte unter uns getrennt, sah ich Wellen von Messerschmitt-Kampfflugzeugen und weitere Staffeln von Junkers- und Heinkel-Maschinen, die sich erbarmungslos dem bereits angeschlagenen Großbritannien entgegen bewegten. Dort konnte man sicherlich keine Flugzeuge in ausreichender Zahl und Qualität aufbieten, um eine solche Invasion aufzuhalten.
    War es Gaynor, der uns nach Westen führte, damit wir den Anfang vom Ende mit eigenen Augen sahen? Die letzte Schlacht, nach deren siegreichem Abschluss die Lords der Höheren Welten auch auf der Erde herrschen würden? Hielten diese Lords dann
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