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Titan 22

Titan 22

Titel: Titan 22
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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am Wasser stehen, blickte aber nicht auf.
    Claude eilte an den Rand des Grabens. »Eva!« rief er. »Was gibtʹs Neues?«
    »Ich bin durchgekommen«, sagte Eva. »Ich habe mit ihr gesprochen. Mit der Großen Maschine.«
    »Ah! Sie ist hier, in dieser Stadt?«
    »Ja.«
    »Nun denn. Man wird mich sofort freilassen?«
    Eva spielte mit den Zehen mit einem Gänseblümchen. Ihr Gesicht schien sich zu röten. »Nein«, murmelte sie. »Sie hat deine Strafe auf neunzig Jahre erweitert.«
    Claude zuckte zurück. »Du bist ärgerlich«, meinte er. »Ich habe dich verlassen, und nun willst du dich rächen und hast…«
    »Nein.« Eva hob den Kopf. Von den zwei Primärausdrucksformen, die ihr zur Verfügung standen, gebrauchte sie nicht die Freude. »Du mußt versuchen, das zu verstehen, Claude. Ich bin zu der Großen Maschine gegangen. Mit absolut lauteren Absichten. Dann… dann ist etwas geschehen. Chemische Affinität, nehme ich an, ineinander übergehende Stromkreise… – oh, ich weiß nicht!« – »Ineinander übergehende Stromkreise?«
    Eva lächelte, während sie sich erinnerte. »Ich bin mechanisch«, sagte sie verträumt. »Die Große Maschine ist mechanis. Und so ist es geschehen. Er ist einsam gewesen, Claude.«
    »Das reicht. Hör auf damit!«
    Claude sprang über den Graben. Er packte Eva an den Schultern. »Wo ist er?« stieß er hervor. »Komm, ich weiß, daß er hier irgendwo steckt.«
    »Dort. Das Gebäude mit der Kuppel, an der Ecke. O Claude!«
    Claude bewegte sich schnell. Sein Blutdruck war gestiegen. Die Große Maschine hatte, da sie die Nervenindizes jeder Person auf der Erde kontrollierte, kein Bedürfnis für Wachen.
    Claude konnte daher die innere Rotunde ohne Schwierigkeiten betreten.
    Die Große Maschine, die einem riesigen Dynamo glich, summte.
    »Maschine«, murmelte Claude, »sprich dein Gebet!«
    Claude inspizierte die Maschine. Sie war aus schwerem Material gebaut. Sie schien undurchdringlich zu sein. Sie summte, und in ihren endlosen Tiefen flackerten Lichter.
    Irgendwo mußte sie eine Achillesferse haben.
    Claude setzte intensiv sein wissenschaftliches Know-how ein, kam aber nicht weiter. Er versetzte der Großen Maschine in einer Regung, die an Verzweiflung erinnerte, einen Fußtritt.
    Und dann bemerkte er, daß etwas Eigenartiges unmittelbar über seinem Kopf schwebte.
    Es war Sohn.
    »Der Stecker, Paps«, sagte Sohn.
    »Wie bitte?«
    »Der Stecker. Du mußt den Stecker rausziehen.«
    »Natürlich!«
    Die Große Maschine sandte Schallvibrationen aus. Sie summte und zitterte, während Claude auf die Steckdose zuging. Sie kannte also Furcht.
    »Verdammt schlau«, sagte Claude und riß den Stecker heraus.
    »Wau!« schrie Sohn. »Halt dich fest, Paps!«
    Die Welt begann den Halt zu verlieren. Die Dinge stürzten ineinander. Claude taumelte, Übelkeit überfiel ihn.
    Gebäude zerbröckelten, weil ihre elektronische Matrix zerstört war.
    Leute fielen um, weil ihre Nervenindizes berührt wurden.
    Claude spürte, wie er fiel…
    Und dann herrschte Dunkelheit.
    Als er erwachte, fand er sich in den Ruinen der Stadt. Eine Brise trieb den Sand über die Schutthaufen, Reste von Gebäuden, die einmal eine mächtige Zivilisation beherbergt hatten.
    Überall herrschte Stille.
    Sohn, der auf einem riesigen Felsbrocken saß, kam angeflogen und hielt neben seinem Vater an. »Mama ist hier«, sagte er. »Sie will dich haben, Paps.«
    Seite an Seite betraten sie eine Lichtung, die von verbranntem Blattwerk umgeben war. Eva saß stumm auf dem Überrest eines alten Bauwerks. Ihr Gesicht war von Tränen feucht.
    Claude nahm ihre Hand.
    »Eva«, sagte er. »Du und ich und Sohn sind jetzt die Zivilisation. Verstehst du, was das bedeutet?«
    »Ja.«
    »Und hast du Angst?«
    »Ein wenig. Es ist nicht leicht, die Mutter einer ganzen neue Rasse zu sein.«
    »Nein«, räumte Claude ein, »leicht ist das nicht. Für uns beide ist die Aufgabe zu groß. Wir brauchen eine Frau für Sohn. Wir müssen ein weibliches Kind haben.«
    Sohn grinste.
    Claude nahm die Schulter zurück und blickte sich entschlossen um.
    Und dann schlugen sich er und Eva in die Büsche.
     
    Originaltitel: »The Last Word«
    Copyright © 1955 by Fantasy House Inc.;

Wasser ist für den Menschen von enormer Wichtigkeit – aber der wichtigste Teil eines Ozeans sind die obersten Zehntausendstel Mil limeter!
     
     
Film des Todes
    (FILM OF DEATH)
     
J. SCOTT CAMPBELL
     
     
    Text einer Ansprache, die am 6. Dezember 1980 vor dem Fünfunddreißigsten
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