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Titan 22

Titan 22

Titel: Titan 22
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Zündung.
    Die Lösung lag auf der Hand.
    Claude verließ das Schiff strahlend. »Ich glaube, das kann ich richten.«
    Traurig stiegen die Marsianer die Leiter hinauf. Claude holte ein paar Zehn-Dollar-Credits aus seiner Brieftasche – die um diese Zeit ja ohnehin nutzlos waren – und zerknüllte sie. Er hielt sein Feuerzeug an die Geldscheine. In wenigen Augenblicken flackerte ein munteres Flämmchen.
    Das Schiff zitterte.
    Claude sprang eilig hinaus und beschloß, daß es am besten wäre, die Luftschleuse zu schließen. »Unpraktische Narren«, gluckste er.
    Er fand den zunehmend weiblichen Androiden, der ihn erwartete.
    Er drehte sich um, aber das Schiff war bereits aufgestiegen.
    Die Stimme in seinem Gehirn war königlich ruhig. Erdling, du hast uns einen großen Dienst erwiesen. Wir Marsianer vergessen dir das nicht. Der Android gehört dir.
    Und dann stieg das Schiff in einem Schauer aus Funken und Rauch in den Himmel.
    Die Hand des Androiden berührte die seine.
    Er drehte sich um und griff nach ihren Schultern. Sie waren überraschend weich.
    »Ich werde dich Eva nennen«, sagte er.
    Die Symbolik entging ihm dabei natürlich nicht.
    Als die Zeit sich erfüllt hatte, wurde ein Kind geboren.
    Hin-und hergerissen zwischen ›Kain‹ und ›Abel‹, nannte Claude Adams den Jungen schließlich einfach ›Sohn‹. Der Kompromiß nagte an seinem nach Präzision hungernden Bewußtsein, aber Besseres fiel ihm nicht ein.
    Der erste Hinweis, daß Sohn irgendwie anders war, kam, als der Junge drei Monate alt war. Er tötete einen Hasen, indem er ihn mit seinen wäßrigen Augen schwächlich anstarrte. Dies verursachte Claude einiges Unbehagen, aber seine unersättliche Neugierde behielt die Oberhand. Er begann den Jungen scharf zu beobachten.
    Als Sohn die Lippen spitzte und anfing, Saugbewegungen zu machen, während Eva noch gute hundert Meter weit entfernt war, war Claude das auch recht. Sohn war eben anders als andere Kinder, die er gekannt hatte.
    »Psi-Faktoren«, sagte Claude und stapfte im Gras umher. »Die geheimnisvolle Chemie des Blutes. Postatomare Strahlung. Die Auswirkungen des Zeitstroms. Veränderung der Genchromosomen. Der Junge ist ein Mutant!«
    Und das war er.
    Und dennoch liebten sie ihren Sohn, und im wesentlichen waren dies glückliche Zeiten. Sie hatten die Sonne und die grünen Felder und die langen Sommertage.
    Und die Nächte.
    Wenn Eva gut geölt war, konnte sie einen Mann zum Wahnsinn treiben.
    Und doch, überlegte Claude, hatte das Paradies auch seinen Preis. Man mußte bezahlen, wenn man im Garten Eden spielen wollte. Die schönen Jahre verstrichen, und Flitterwochen dauern nie ewig.
    Kleine Dinge begannen sich zwischen sie zu stellen.
    Eva wurde mürrisch und reizbar und gewöhnte sich an, am Morgen lange zu schlafen und ungekämmt auf den Wiesen herumzulungern. Claude empfand wachsende Unruhe. Immer öfter polierte er seine Zeitmaschine und zog sich dann auf lange Zeit in seine Kabine zurück, rauchte dort seine Pfeife und drehte müßig an den Knöpfen.
    Schließlich rief er seinen Sohn zu sich.
    »Du willst wohl abhauen, Paps«, sagte Sohn wissend, bequem in der Luft hängend. »Läßt wohl Mama sitzen, wie?«
    »Darauf läuftʹs wohl hinaus«, gab Claude zu. »Ich fahre in die Zukunft. Sohn. Vielleicht komme ich später wieder zurück. Möchtest du gern mitkommen?«
    Sohn drehte sich elegant in der Luft und berührte das Kinn mit den Knien. »Geh nur zu, Paps, ich komm später nach.«
    »Aber du hast doch keine Maschine, Sohn.«
    Sohn lächelte tolerant. »Ich komm schon«, sagte er.
    »Tüchtiger Bursche.«
    Claude traf seine Vorbereitungen mit Bedacht. Genau zwölf Jahre, nachdem er zum erstenmal den Fuß auf die grasbewachsenen Hügel gesetzt hatte, stieg er in seine Maschine zurück. Das Herz war ihm irgendwie schwer.
    Er nahm die alte, schon längst geleerte Ölkanne mit, und seine Augen waren etwas feucht.
    Er stellte die Instrumente ein.
    Und drückte den roten Knopf.
    Eine Art Zischen ertönte, gefolgt von mahlenden Geräuschen. Die Maschine hielt an.
    Claude ging auf das Portal zu.
    Nun, sagte er sich, das zwanzigste Jahrhundert, wenn ich mich nicht irre. Er sah auf den Temporalindikator.
    Er irrte sich.
    Der lange rote Pfeil zitterte leicht vor der Zahl 3042 nach Christus. Claude runzelte die Stirn. »Verdammt seltsam«, murmelte er.
    Die Maschine konnte natürlich nicht wieder in Gang gesetzt werden, solange sie nicht abgekühlt war.
    Claude aktivierte die Tür. Sie schob
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