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Titan 22

Titan 22

Titel: Titan 22
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Gebäuden, die einstmals eine mächtige Zivilisation beherbergt hatten.
    Claude stieß einen Ruf aus – keineswegs verzweifelt, vielmehr mit wissenschaftlicher Distanziertheit, die er angesichts der Umstände für ganz besonders bewunderungswürdig hielt. »Hallo! Ist da jemand? Bin ich allein?«
    Aber da waren nur der Wind und der Sand.
    »Ich bin allein«, schloß Claude, nicht besonders unbefriedigt. »Nun denn.«
    Er wußte das jetzt schon eine ganze Weile. Er, Claude Adams, war der LETZTE MENSCH AUF DER WELT. Er dachte dies in angemessenen Großbuchstaben, und die Symbolik befriedigte ihn.
    Er ging zu der Maschine hinüber, die er gebaut hatte, und musterte sie mit kritischem Blick. Äußerlich ein wenig schlampig, das mußte er zugeben. Die Instrumente ein bißchen provisorisch. Trotzdem, keine schlechte Konstruktion.
    Er würde sie benutzen müssen; so viel sagte ihm seine unbeugsame Logik.
    Nicht daß er etwa Menschenmengen oder irgend etwas dergleichen geliebt hätte. Tatsächlich hatte er immer einer etwas einzelgängerischen Existenz zugeneigt. Er glaubte jedoch an das rechte Maß. Es war gut, ganz auf sich selbst gestellt zu sein und all das. Aber es gab da Grenzen.
    Er musterte seine Maschine mit gerunzelter Stirn.
    Das Problem ließ sich leicht in Worte fassen: er war der LETZTE MENSCH AUF DER WELT, allein in einer Wüste aus Sand, Sträuchern und Ruinen. Er hing sozusagen am äußersten Ende der Leine der Zeit. Um dieses Dilemma zu lösen, würde er seine Maschine besteigen und rückwärts durch die Zeit reisen müssen, bis er jemanden fand.
    Natürlich nicht einfach irgend jemanden.
    Aber jemanden.
    Wer zögert, stellte Claude fest, ist verloren.
    Er nahm die Schultern zurück und bestieg entschlossen seine Maschine. Er stellte die Instrumente ein, setzte sich und holte eine Taschenausgabe von Shooglys Theoretische Physik für Fort geschrittene heraus, mit der er sich auf seiner Fahrt durch die Zeit zu amüsieren hoffte.
    Er winkte Lebewohl.
    Und drückte den roten Knopf.
    Die Maschine hielt an.
    Claude legte das Buch beiseite, stand auf und gähnte. Er warf einen Blick auf den Temporalindikator und fragte sich, wann er war.
    »Zwei Millionen vor Christus«, las er.
    Er geriet nicht in Panik. Er setzte sich, stopfte seine Pfeife und zündete sie an. Er rauchte, bis er ganz ruhig war.
    »Schäbiges Nachkriegsmaterial«, sagte Claude. »Muß über das Ziel hinausgeschossen sein.«
    Er aktivierte das Portal und trat hinaus. Warmer Sonnenschein und eine weiche, angenehme Brise begrüßten ihn. Er stand in einem riesigen grünen Feld, das mit Blumen gesprenkelt war. Er atmete tief und lächelte.
    Eine Menge Jahre, überlegte er. Er klopfte sich die Pfeife am Stiefelabsatz aus. Jetzt bin ich ohne Zweifel der Erste Mensch in der Welt.
    Er saß in dem aromatisch duftenden Gras und streckte sich. Wie stellte man es an, der Erste Mensch auf der Welt zu sein? Er war sich da nicht ganz sicher. Die Symbolik des Augenblicks entging ihm keineswegs. Trotzdem, einmal davon abgesehen, daß man in der Sonne herumhüpfen und sich wichtig vorkommen konnte, was gab es für ihn zu tun?
    Ein scharrendes Klappern auf der anderen Seite seiner Maschine störte seine Träume. Claude stand mit unüblicher Schnelligkeit auf.
    »Du lieber Gott«, sagte er.
    Ein Geschöpf stand ihm gegenüber. Mit mitleiderregender Geste faltete es flehend die Hände. Dann bewegte das Geschöpf sich wieder, wobei sein Räderwerk schrecklich ächzende Geräusche erzeugte.
    Claude musterte das Ding interessiert. Dem Aussehen nach war er humanoid.
    »Ich bin immer noch der Erste Mensch auf der Welt«, sagte er.
    Das klappernde, humanoide Geschöpf war ohne Zweifel weiblichen Geschlechts. Sie war jämmerlich verrostet, und einige ihrer Platten waren gesprungen. Ihre Haut hing schlaff an ihrem metallischen Skelett. Ihre Augen waren stumpf, und ihr Haar eine klebrige Katastrophe.
    Roboter? fragte er sich. Oder Android? Die Basis ist eindeutig mechanischer Natur, aber andererseits ähnelt er unverkennbar einer Frau.
    Sie stand ächzend auf. »Brrrkl?« keuchte sie.
    Claude gestattete sich nicht, seinen Gefühlen nachzugeben. Er klopfte dem Geschöpf mit leichter Hand auf die Stirn und analysierte das hohlklingende Bong, das darauf ertönte.
    »Öl«, sagte er und schnippte mit den Fingern.
    Er trat in seine Zeitmaschine und holte ein Kännchen Öl aus seinem Werkzeugkasten. Das Kännchen war eigentlich für seine eigene Maschine bestimmt gewesen, aber Öl
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