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Titan 16

Titan 16

Titel: Titan 16
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Trucolor‐Kamera mit fester Einstellung, so wie wenn man einen Film aufnimmt. Wenn jeweils eine Rolle fertig war, schickten wir sie zum Entwickeln nach Rochester, statt an eine der Firmen in Hollywood, die das vielleicht billiger gemacht hätten. Rochester ist die schrecklichen Amateursachen so gewöhnt, daß ich bezweifle, ob sich dort jemals irgend jemand etwas ansieht. Wenn die Rolle dann zurückkam, sahen wir sie uns selbst an, ob die Farben stimmten und so weiter.
    So mußten wir beispielsweise die überlieferten Streitereien mit seinem Vater Philipp zeigen. Wir hatten vor, das meiste später nachzudoubeln. Olympias, seine Mutter, und die zahnlose Schlange, die sie so schätzte, brauchte kein Doubel, da wir sie aus einer Entfernung und einem Winkel aufnahmen, daß keine Konversation nötig war. Die Szene, in der Alexander das wilde Pferd ritt, das sonst keiner reiten konnte, hatte sich irgendein Biograph ausgedacht, aber wir fanden sie so berühmt, daß wir einfach nicht darauf verzichten wollten. Die Nahaufnahmen fügten wir später mit Doubel ein, und der tatsächliche Reiter war ein junger Skythe, der sich immer in der Nähe der königlichen Stallungen aufhielt, weil dort manchmal für ihn etwas zu essen abfiel. Roxanne war echt wie die übrigen Frauen der Perser, die Alexander sich hielt. Zum Glück waren die meisten von ihnen so gebaut, daß sie auf der Leinwand gut wirkten. Philip und Parmenio und die übrigen Typen trugen alle dichte Bärte, was die Doubelaufnahmen und das spätere Nachsynchronisieren erleichterte. (Wenn Sie je zugesehen haben, wie die sich damals rasierten, verstehen Sie, warum Bärte so beliebt waren.)
    Die größten Schwierigkeiten bereiteten die Innenaufnahmen. Rauchige Dochte in einer Schale mit Fett sind, und wenn noch so reichlich vorhanden, selbst für empfindlichen Film zu schwach. Mike kam schließlich auf die Idee, die Trucolor‐Kamera langsamer laufen zu lassen, und das erklärt, weshalb wir von einer ziemlich weit abgeblendeten Linse so erstaunliche Klarheit und Tiefenschärfe bekamen. Wir hatten so viel Zeit wie wir brauchten, um uns die besten Szenen und Kamerastandpunkte auszusuchen; selbst die besten Schauspieler der Welt und teure Kameragalgen oder wiederholte Takes unter dem besten Regisseur waren keine Konkurrenz für uns. Schließlich hatten wir ein ganzes Leben zur Verfügung, aus dem wir auswählen konnten.
    Schließlich hatten wir etwa achtzig Prozent dessen, was sie alle in dem fertigen Film sahen, aufgenommen. Wir klebten die einzelnen Rollen aneinander und saßen da, berauscht von dem, was wir geschafft hatten. Das Ganze war viel erregender und spektakulärer, als wir zu hoffen gewagt hatten. Daß der Zusammenhang fehlte und daß es bis jetzt noch ein Stummfilm war, konnte uns nicht von der Erkenntnis abbringen, daß wir gute Arbeit geleistet hatten. Wir hatten alles getan, was wir konnten, und das Schlimmste stand uns noch bevor. Also bestellten wir Champagner und sagten der Blondine, daß wir Grund zum Feiern hätten. Sie kicherte.
    »Was machen Sie dort drinnen eigentlich?« wollte sie wissen. »Jeder Vertreter, der an die Tür kommt, möchte wissen, was Sie machen.«
    Ich öffnete die erste Flasche. »Sagen Sie ihnen einfach, daß Sie es nicht wissen.«
    »Das sag ich denen ja die ganze Zeit. Die halten mich alle für schrecklich dumm.« Wir lachten alle über die Vertreter.
    Mike begann nachdenklich zu werden. »Wenn wir das öfter vorhaben, sollten wir uns ein paar von diesen teuren Gläsern mit den hohen Stielen besorgen.«
    Das schien der Blondine zu gefallen. »Und wir könnten sie in meiner untersten Schreibtischschublade aufbewahren.« Sie verzog die Nase, was sehr hübsch aussah. »Diese Bläschen – wissen Sie, das ist jetzt das dritte Mal, daß ich Champagner trinke, das erste Mal war bei einer Hochzeit, und damals war es nur ein Glas.«
    »Schenk ihr nach«, schlug Mike vor. »Mein Glas ist auch leer.« Das tat ich. »Was haben Sie denn mit den Flaschen gemacht, die Sie letztesmal mit nach Hause genommen haben?«
    Sie wurde rot und kicherte dann. »Mein Vater wollte sie aufmachen, aber ich hab’ ihm gesagt, Sie hätten gesagt, wir sollten sie für einen besonderen Anlaß aufheben.«
    Inzwischen hatte ich bereits die Füße auf ihrem Schreibtisch. »Das ist dann also der besondere Anlaß«, drängte ich. »Nehmen Sie noch einen, Miß… wie heißen Sie eigentlich mit Vornamen? Ich bin nicht gern nach Arbeitsschluß formell.«
    Das versetzte ihr
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