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Titan 16

Titan 16

Titel: Titan 16
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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so?«
    »Jetzt gleich. Einfach so.« Ich war sehr entschieden.
    »Aber…«
    »Kein aber. Jetzt gleich. Einfach so.«
    »Nichts anzuziehen…«
    »Kleider kann man überall kaufen. Die besten in Los Angeles.«
    »Aber mein Haar…«
    Mike empfahl einen Friseur – in Hollywood vielleicht?
    Ich schlug mit der Faust auf den Tisch. Er fühlte sich massiv an. »Rufen Sie den Flughafen an. Drei Tickets.«
    Sie rief den Flughafen an. Sie ließ sich leicht einschüchtern.
    Der Flughafen sagte, wir könnten zu jeder vollen Stunde nach Chicago fliegen und dort in die Maschine nach Los Angeles umsteigen. Mike wollte wissen, weshalb sie eigentlich Zeit mit Telefonieren vergeudete, wo wir doch schon längst hätten abgereist sein können. Sie hielt die Räder des Fortschritts auf, Sand im Getriebe. Noch eine Minute, um ihren Hut zu holen.
    »Pappi können Sie vom Flughafen aus anrufen.«
    Ihre Einwände ließen sich leicht mit ein paar Andeutungen wegwischen, wieviel Spaß man doch in Hollywood haben könne. Wir hängten ein Schild an die Tür: ›Sind zum Essen gegangen – im Dezember wieder da‹ und schafften die Vier‐Uhr‐Maschine am Flughafen, bloß für einen Anruf bei Pappi blieb keine Zeit. Ich sagte dem Parkwärter, er solle unseren Wagen im Auge behalten, bis er wieder von mir höre, und wir schafften es gerade noch rechtzeitig die Gangway hinauf und ins Flugzeug. Die Gangway wurde weggerollt, die Motoren brummten, und schon waren wir in der Luft, und Ruth hielt ihren Hut fest, schützte ihn vor einer imaginären Brise.
    In Chicago hatten wir zwei Stunden Aufenthalt. Auf dem Flughafen wird kein Alkohol verkauft, aber ein freundlicher Taxifahrer fand für uns eine geeignete Bar, von der aus Ruth ihren Vater anrief. Wir hielten uns vorsichtig in einiger Entfernung von der Telefonzelle, und nach dem, was Ruth uns erzählte, mußte er tatsächlich ziemlich erbost gewesen sein. Der Barkeeper hatte keinen Champagner, verpaßte uns aber die Spezialbehandlung, die wohl für solche Gäste reserviert war, die Champagner bestellten. Der Taxifahrer sorgte dafür, daß wir die Maschine zwei Stunden später erreichten.
    In Los Angeles trugen wir uns im Commodore ein, stocknüchtern und etwas beschämt. Am nächsten Tag ging Ruth einkaufen, um Kleider für sich und uns zu besorgen. Wir gaben ihr unsere Größen und genug Geld mit, um ihren Kater zu mildern. Mike und ich telefonierten ein wenig. Nach dem Frühstück saßen wir herum, bis der Angestellte an der Rezeption uns mitteilte, ein Mr. Lee Johnson wolle uns sprechen.
    Lee Johnson war ein Profi seines Gewerbes. Hochgewachsen, gut aussehend, gepflegte Aussprache. Wir stellten uns als junge Produzenten vor. Seine Augen leuchteten auf, als wir das sagten. Das war Wasser auf seine Mühle.
    »Es ist nicht ganz so, wie Sie vielleicht glauben«, erklärte ich ihm. »Wir haben bereits achtzig Prozent oder mehr der Endkopie.«
    Er wollte wissen, was wir von ihm wollten.
    »Wir haben ein paar tausend Fuß Trucolor‐Film. Sparen Sie sich die Frage, woher wir die haben. Alles stumm. Wir brauchen Ton und an einigen Stellen einkopierte Sprechszenen.«
    Er nickte. »Ganz einfach. In welchem Zustand ist der Master?«
    »In perfektem Zustand. Im Augenblick liegt er im Hotelsafe. Die Story hat noch ein paar Lücken, die wir füllen müssen. Wir brauchen eine ganze Anzahl männlicher und weiblicher Komparsen. Und alle müssen für Bargeld arbeiten, sie werden im Vorspann nicht erwähnt.«
    Johnson hob die Brauen. »Und warum das? Erwähnung im Vorspann ist hier Gold wert.«
    »Dafür gibt es einige Gründe. Wir haben bei den Aufnahmen – und fragen Sie uns bitte nicht, wo sie gemacht wurden – vereinbart, daß es überhaupt keinen Vorspann geben würde.«
    »Wenn Sie Glück haben und Leute finden, die gerade frei sind, könnten Sie es schaffen. Aber wenn Ihr Material etwas taugt, werden meine Boys verlangen, daß sie im Vorspann erwähnt werden, und ich glaube, darauf haben sie ein Recht.«
    Ich sagte, das sei durchaus vernünftig. Die Techniker waren wichtig, und ich war bereit, gut zu zahlen. Besonders dafür, daß sie den Mund hielten, bis der Film freigegeben werden konnte. Vielleicht sogar noch nachher.
    »Ehe wir das Gespräch fortsetzen«, Johnson erhob sich und griff nach seinem Hut, »möchte ich gerne die Kopie sehen. Ich weiß nicht, ob wir…«
    Ich wußte, was er dachte. Amateure. Heimfilme. Porno vielleicht?
    Wir holten die Rollen aus dem Hotelsafe und fuhren zu seinem Labor
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