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Titan 16

Titan 16

Titel: Titan 16
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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»Schalten Sie das Licht aus.« Das tat ich, und jetzt beobachtete ich mich wieder in der Motor‐Bar, nur diesmal viel zufriedener. »Passen Sie auf.«
    Die Bar schob sich zurück. Zur Straße hinaus, zwei Häuserblöcke hinunter zum Rathaus. Die Treppe hinauf in den Sitzungssaal. Niemand da. Und dann tagte der Stadtrat, und dann waren sie wieder weg. Kein Bild, nicht die Projektion eines Dias, sondern ein Stück Leben, etwa zwölf Fuß im Quadrat. Wenn wir nahe dran waren, war der Blickwinkel eng. Wenn wir weiter entfernt waren, war der Hintergrund genau so scharf wie der Vordergrund. Die Bilder, wenn Sie das Bilder nennen wollen, waren ebenso real, ebenso lebensecht, wie wenn man durch eine Tür in ein Zimmer blickt. Ganz real waren sie, dreidimensional, nur von der Hinterwand oder der Ferne im Hintergrund begrenzt. Mike redete, während er die Skalen betätigte, aber ich war zu fasziniert, um auf das zu achten, was er sagte.
    Ich schrie auf und packte meine Stuhllehne und schloß die Augen, so wie Sie das auch tun würden, wenn Sie geradewegs ins Nichts blickten, mit nichts zwischen Ihnen und dem Boden außer einer Menge Rauch und ein paar Wolken. Dann riß ich am Ende eines langen, senkrechten Sturzfluges die Augen wieder auf, und da war ich wieder und blickte auf die Straße hinunter.
    »Sie können bis zur Heaviside‐Schicht hinaufgehen und soweit hinunter wie jedes Loch in der Erde, überall, jederzeit.« Wieder verschwamm alles vor meinen Augen, und dann verblaßte die Straße und verwandelte sich in einen Hain mit spärlichen Tannen. »Ein vergrabener Schatz. Sicher. Ihn finden, womit?« Die Bäume verschwanden, und ich tastete nach dem Lichtschalter, und er klappte den Deckel des Musikschranks wieder zu und setzte sich.
    »Wie kann man denn Geld machen, wenn man kein Startkapital hat?« Ich hatte darauf keine Antwort. »Ich hab’ eine Anzeige in die Zeitung gesetzt und angeboten, verschwundene Gegenstände wieder ausfindig zu machen; mein erster Kunde war ein Kerl von der Behörde, der meine Lizenz als Privatdetektiv sehen wollte. Ich habe jedem großen Spekulanten im Lande zugesehen, wie er in seinem Büro saß und kaufte und verkaufte, Pläne machte; was meinen Sie wohl, was passieren würde, wenn ich versuchte, Vorausinformationen über den Aktienmarkt zu verhökern? Ich habe zugesehen, wie der Aktienmarkt stieg und wieder fiel, während ich kaum genug Geld hatte, um mir die Zeitung zu kaufen, in der ich die Börsennachrichten lesen konnte. Ich habe ein paar peruanischen Indianern zugesehen, wie sie das zweite Lösegeld von Atuahalpa vergruben; aber ich hab’ nicht das Geld, um nach Peru zu reisen, oder das Geld, um mir die Werkzeuge zum Graben zu kaufen.« Er stand auf und brachte zwei weitere Flaschen Bier. Dann fuhr er fort. Inzwischen waren mir ein paar Ideen gekommen.
    »Ich habe Schreibern zugesehen, wie sie die Bücher abfaßten, die in Alexandria verbrannten; wer würde eines kaufen oder mir glauben, wenn ich eines kopierte? Was würde passieren, wenn ich in die Bibliothek hinüberginge und ihnen zeigte, daß sie ihre Geschichtsbücher umschreiben sollen? Wie viele würden sich darum streiten, mir einen Strick um den Hals zu legen, wenn sie wüßten, daß ich sie dabei beobachtet habe, wie sie gestohlen und gemordet oder auch nur ein Bad genommen haben? Was für eine Art Gummizelle würde man mir denn verpassen, wenn ich mit einer Fotografie von Washington oder Cäsar auftauchte? Oder Christus?« Ich sagte, er hätte wahrscheinlich recht, aber…
    »Warum, glauben Sie wohl, bin ich hier? Sie haben den Film gesehen, den ich für zehn Cents gezeigt habe. Für zehn Cents! Und das ist alles, weil ich nicht das Geld hatte, mir genug Film zu kaufen oder den Film so zu machen, wie ich eigentlich sollte.« Jetzt sprudelten seine Worte. Er war erregt. »Ich tue das, weil ich das Geld nicht habe, um mir die Dinge zu verschaffen, die ich brauche, um mir das Geld zu verschaffen, das ich brauche…« Er war so angewidert, daß er einen Stuhl mit einem Fußtritt durch den Saal stieß. Es war leicht zu erkennen, daß Phillips Radio einen großen Profit gemacht hätte, wenn ich ein wenig später gekommen wäre. Vielleicht wäre es für mich auch besser gewesen.
    Nun hat mir noch niemand vorgeworfen, ich hätte keine Nase für einen Profit, obwohl man mir immer wieder erklärt hat, daß ich nie einen Schuß Pulver wert sein würde, aber aufs Geldverdienen verstand ich mich. Ich sah Geld vor mir, leicht
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