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Titan 16

Titan 16

Titel: Titan 16
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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verdientes Geld, Geld, wie man es auf der ganzen Welt nicht leichter und nicht schneller verdienen konnte. Einen Augenblick lang sah ich mich in ferner Zukunft ganz oben, soweit oben, daß mir schwindlig wurde und ich Schwierigkeiten mit dem Atmen hatte.
    »Mike«, sagte ich, »jetzt trinken wir die Flasche noch aus und dann gehen wir irgendwohin, wo es mehr gibt und vielleicht auch etwas zu essen. Wir haben viel miteinander zu reden.« Und das taten wir.
    Bier ist ein verdammt gutes Schmiermittel; ich hab’ mich immer schon aufs Reden verstanden, und bis wir die Kneipe verließen, hatte ich eine ziemlich gute Vorstellung von dem, was Mike im Sinn hatte. Als wir uns dann schließlich hinter der Sperrholzwand im Laden schlafen legten, waren wir bereits richtige Partner. Ich kann mich nicht erinnern, daß wir uns je die Hand gegeben hätten, um den Handel zu besiegeln, aber die Partnerschaft steht immer noch. Ich halte große Stücke auf Mike und glaube, daß das für ihn umgekehrt genauso gilt. Das war vor sechs Jahren; ich brauchte nur etwa ein Jahr, um mir die Hörner etwas abzustoßen.
    Eine Woche später, an einem Dienstag, fuhr ich mit einer vollen Aktentasche mit dem Bus nach Grosse Pointe. Zwei Tage später fuhr ich mit einer leeren Aktentasche, dafür aber einer vollen Brieftasche, in einem glänzenden Taxi wieder zurück. Es war nicht schwierig gewesen.
    »Mr. Jones – oder Smith – oder Brown – ich arbeite für Aristocrat Studios, Persönliche Schnappschüsse. Wir hatten uns gedacht, dieses Bild von Ihnen und… nein, das ist nur ein Probeabzug. Das Negativ liegt in unseren Akten… Wenn es Sie wirklich interessiert, könnte ich übermorgen mit unserer Aktenkopie wieder hier sein… Aber sicher werden Sie das, Mr. Jones. Vielen Dank, Mr. Jones…«
    Schmutzig? – Sicher. Erpressung ist immer schmutzig. Aber wenn ich eine Frau und eine Familie und einen guten Ruf hätte, dann würde ich mich eben an das Roastbeef halten und den Roquefort vergessen. Ziemlich überreifen Roquefort übrigens. Mike gefiel das Ganze noch weniger als mir. Es bedurfte einiger Überredung, und ich mußte ihm die alte abgedroschene Redensart vom Zweck, der die Mittel heiligt, auftischen, und außerdem konnten die es sich ja ganz gut leisten. Und überdies, wenn einer Schwierigkeiten machte, konnte er das Negativ meinetwegen auch gratis bekommen. Einige von ihnen waren ziemlich übel.
    Jetzt hatten wir also Geld; nicht besonders viel, aber für den Anfang reichte es. Ehe wir den nächsten Schritt taten, gab es eine ganze Menge zu entscheiden. Es gibt eine Unzahl Leute, die sich ihren Lebensunterhalt dadurch verdienen, daß sie Millionen davon überzeugen, daß Stinko‐Seife besser ist. Unser Problem war etwas schwieriger: Zuerst mußten wir ein verkäufliches, profitables Produkt herstellen und anschließend mußten wir viele, viele Millionen davon überzeugen, daß unser ›Produkt‹ absolut ehrlich und absolut akkurat war. Wir alle wissen, daß man etwas nur lange genug und laut genug zu wiederholen braucht, bis viele – oder die meisten – es als die reine und lautere Wahrheit akzeptieren. Das erforderte aber Publicity im internationalen Maßstab. Für die Skeptiker, die sich von Werbung und Public Relations nicht einfangen lassen, mußten wir uns anderer Techniken bedienen. Und da wir ganz bestimmt nur eine Chance bekommen würden, mußte alles gleich beim erstenmal richtig laufen. Ohne Mikes Maschine wäre das unmöglich gewesen; aber ohne die Maschine wäre das, was wir vorhatten, auch unnötig gewesen.
    Wir mußten eine Menge Schweiß vergießen, ehe wir auf den unserer Ansicht nach einzig möglichen Plan stießen. Wir wählten die einzig mögliche Methode, das Interesse der ganzen Welt auf uns zu ziehen – das Feld der Unterhaltung. Dabei kam es auf absolute Geheimhaltung an, und deshalb traten wir auch erst in Aktion, als wir uns alles bis auf die letzte Stelle hinter dem Komma ausgerechnet hatten. Und so packten wir es an:
    Zuerst suchten wir uns ein geeignetes Gebäude, genauer gesagt Mike übernahm das, während ich für einen Monat an die Ostküste flog, nach Rochester. Das Gebäude, das er mietete, war eine alte Bank. Wir ließen sämtliche Fenster verdunkeln und vorne ein luxuriöses Büro einbauen – die kugelsicheren Scheiben waren meine Idee – , eine Klimaanlage, eine Bar, elektrische Anlagen, wie Mikes Herz sie begehrte, und eine blonde Sekretärin, die sich einbildete, sie arbeitete für das M‐E
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