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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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schon ein Kenner sein, um Cenbes Arbeit richtig würdigen zu können«, sagte Kleph etwas schroff. »Darüber sind wir uns alle einig.«
    »O ja, wir alle verbeugen uns vor Cenbe«, stimmte Hollia zu. »Ich gestehe, daß dieser Mann mich ein wenig erschreckt, meine Liebe. Können wir erwarten, daß er sich zu uns gesellt?«
    »Ich vermute es«, sagte Kleph. »Wenn seine – Arbeit – noch nicht vollendet ist, dann auf jeden Fall. Du kennst doch Cenbes Geschmack.«
    Hollia und Hara stimmten ein Gelächter an. »Dann weiß ich, wann ich nach ihm suchen muß«, sagte Hollia. Sie warf dem gaffenden Oliver und der unterlegenen, aber immer noch schrecklich wütenden Sue einen Blick zu und kam in befehlsgewohntem Ton wieder auf das Thema zu sprechen.
    »Du hast ja so ein Glück, meine liebe Kleph«, erklärte sie gewichtig, »dieses Haus zu besitzen. Ich habe ein 3‐D‐Bild davon gesehen – danach – und es war noch in einwandfreiem Zustand. Solch ein glücklicher Zufall. Würdest du in Erwägung ziehen, für eine entsprechende Aufwandsentschädigung von dem Mietvertrag zurückzutreten? Sagen wir, einen Platz bei der Krönung von…«
    »Dazu könnte uns gar nichts veranlassen, Hollia«, sagte Kleph ärgerlich und drückte die rote Schachtel gegen die Brust.
    Hollia warf ihr einen eisigen Blick zu. »Du könntest deine Meinung darüber noch ändern, meine liebe Kleph«, sagte sie päpstlich. »Du hast noch etwas Zeit. Du kannst uns immer durch unseren Mr. Wilson erreichen. Wir wohnen weiter oben in der Straße, im Montgomery‐Haus – es stellt im Vergleich zu deinem natürlich überhaupt nichts dar, aber es reicht aus. Uns genügt es jedenfalls.«
    Oliver blinzelte. Das Montgomery‐Haus war das kostspieligste Hotel der Stadt. Verglichen mit seiner zerbröckelnden Ruine war es ein Palast. Er verstand diese Leute einfach nicht. Ihre Werteinschätzung schien völlig anders zu sein als die eines vernünftigen Menschen.
    Madame Hollia bewegte sich majestätisch die Treppen hinab.
    »Es war sehr nett, dich wieder einmal zu sehen, meine Liebe«, sagte sie über ihre wohlgepolsterte Schulter. »Genieße deinen Aufenthalt. Und grüße Omerie und Klia von mir. Mr. Wilson…« Sie nickte in Richtung Weg. »Ich hätte gern noch ein paar Worte mit Ihnen gesprochen.«
    Oliver folgte ihr hinab zur Straße. Madam Hollia blieb auf halbem Wege stehen und legte eine Hand auf seinen Arm.
    »Noch ein guter Rat«, sagte sie heiser. »Sie haben gesagt, daß Sie hier schlafen? Ziehen Sie aus, junger Mann. Ziehen Sie vor heute abend noch aus.«
    Oliver suchte ziemlich planlos nach dem Versteck, das Sue für die geheimnisvolle silberne Schachtel gefunden hatte, als von oben Klänge die Treppe herabfluteten. Kleph hatte ihre Tür geschlossen, aber das Haus war alt, und der seltsame Lärm schien durch die hölzernen Balken wie durch eine Netzgamasche zu sickern.
    Gewissermaßen war es Musik. Doch gleichzeitig viel mehr als nur Musik. Und es war ein erschreckendes Tönen, der Klang von Unglück und der menschlichen Reaktion auf Unglück, alles von Hysterie bis zum gebrochenen Herzen eingeschlossen, von irrationaler Freude bis zu rationaler Wahrnehmung.
    Das Unglück war – bestimmt. Die Musik versuchte nicht, allen menschlichen Kummer einzubeziehen; sie konzentrierte sich auf einen bestimmten und folgte lediglich den Verzweigungen. Oliver erkannte die Basis der Töne sofort. Sie waren grundlegend und schienen mit den ersten Klängen der Musik, die viel mehr war als nur Musik, direkt auf sein Gehirn einzuschlagen.
    Doch als er den Kopf hob, um besser lauschen zu können, verlor er sämtliche Beziehung zu der Bedeutung des Geräusches, das nur noch ein wirres Mischmasch darzustellen schien. Als er darüber nachzudenken versuchte, hatte er das Gefühl, den Geist hoffnungslos zu verschleiern, und er konnte den ersten Moment dieser übersinnlichen Wahrnehmung nicht mehr in die Erinnerung zurückrufen.
    Wie betäubt stieg er die Treppe hinauf, kaum wissend, was er eigentlich tat. Er stieß Klephs Tür auf, schaute hinein…
    An das, was er sah, konnte er sich später nicht mehr genau erinnern; es blieb so verschwommen wie die Themen der Musik, die in seinem Kopf dröhnte. Der halbe Raum lag hinter einem Nebel verborgen, der einen dreidimensionalen Schirm darstellte, auf dem – Bilder projiziert wurden, für die er keine Worte fand. Er war sich noch nicht sicher, ob die Projektion überhaupt sichtbar war. Der Nebel wirbelte umher und entwickelte
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