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Titan 03

Titan 03

Titel: Titan 03
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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im Norwegen Eriks des Roten und an anderen Orten in anderen Zeitaltern Zuflucht gesucht.
    »Ich brauche die ungeheure Bedeutung dieser Entdeckung nicht eigens hervorzuheben«, sagte General Carpenter. »Stellen Sie sich vor, was es für den Ausgang des Krieges bedeuten würde, wenn wir eine Armee einen Monat oder ein Jahr durch die Zeit zurückschicken könnten. Wir könnten den Krieg gewinnen, bevor er anfing! Wir könnten unseren Traum – Poesie und Schönheit und die verfeinerte Kultur Amerikas – vor der Barbarei schützen, ohne sie auch nur in Gefahr zu bringen!«
    Die Mitglieder des Stabs versuchten mit dem vertrackten Problem zurechtzukommen, wie man Schlachten gewann, bevor sie anfingen.
    »Die Situation wird durch die Tatsache, daß diese Männer und Frauen in der Abteilung T nicht bei gesundem Menschenverstand sind, zusätzlich kompliziert. Vielleicht wissen sie, was sie tun, vielleicht wissen sie es nicht, aber in jedem Fall sind sie unfähig, mit den Experten zu kommunizieren, die dieses Wunder zur Methode machen könnten. Es ist an uns, den Schlüssel zu finden. Die Betroffenen können uns nicht helfen.«
    Die gehärteten und geschärften Spezialisten blickten verunsichert umher.
    »Wir werden Experten brauchen«, sagte General Carpenter.
    Die Mitglieder seines Stabs entspannten sich. Sie waren wieder auf vertrautem Boden.
    »Wir werden einen Neurologen, einen Kybernetiker, einen Psychiater, einen Anatomen und einen erstklassigen Historiker benötigen. Diese Spezialisten werden in Abteilung T einziehen und erst wieder zum Vorschein kommen, wenn ihre Arbeit getan ist. Sie müssen die Technik des Zeitreisens ausforschen.«
    Die vier ersteren Experten waren leicht zu beschaffen; sie brauchten nur aus anderen Unterabteilungen des Kriegsministeriums abgezogen zu werden. Ganz Amerika war ein Werkzeugkasten voller gehärteter und geschärfter Spezialisten. Aber es gab Schwierigkeiten, einen erstklassigen Historiker ausfindig zu machen, bis die Bundesgefängnisverwaltung sich der Armee gegenüber kooperationswillig zeigte und Dr. Bradley Scrim freiließ, der eine Strafe von zwanzig Jahren Zwangsarbeit verbüßte. Dr. Scrim war ein verbitterter und eigenwilliger Mann. Er hatte an einer Universität an der Westküste Philosophiegeschichte gelehrt, bis er über den Krieg für den Amerikanischen Traum unverblümt seine Meinung geäußert hatte. Das hatte ihm die zwanzig Jahre eingetragen.
    Scrim war noch immer unversöhnlich, wurde aber dazu bewegt, sich mit dem Problem von Abteilung T zu beschäftigen.
    »Ich bin kein Experte«, schnauzte er. »In dieser umnachteten Nation von Experten bin ich der letzte zirpende Grashüpfer im Ameisenhaufen.«
    Carpenter schaltete die Sprechanlage ein. »Schaffen Sie mir einen Entomologen herbei«, sagte er.
    »Ersparen Sie sich die Mühe«, erwiderte Scrim. »Ich werde es Ihnen erklären. Sie schaffen einen Ameisenhaufen… nur Arbeit und Plackerei und Spezialistentum. Wozu?«
    »Um den Amerikanischen Traum zu erhalten«, erwiderte Carpenter hitzig. »Wir kämpfen für Poesie und Kultur und Erziehung und die guten und schönen Dinge im Leben.«
    »Dann kämpfen Sie, um mich zu erhalten«, sagte Scrim. »Denn diesen Dingen habe ich mein Leben gewidmet. Und was machen Sie mit mir? Sie vernichten mich in einem Arbeitslager.«
    »Sie wurden überführt, ein Sympathisant und politischer Mitläufer des Feindes zu sein«, sagte Carpenter.
    »Ich wurde überführt, einen eigenen Kopf mit eigenen Gedanken zu haben«, versetzte Scrim.
    Auch in Abteilung T blieb Scrim ein schwieriger Mann. Er verbrachte einen Tag und eine Nacht in der Abteilung, verzehrte drei gute Mahlzeiten, las die Berichte, warf sie auf den Boden und begann zu lärmen, daß man ihn hinauslassen solle.
    »Es gibt Arbeit für jeden, und jeder muß seine Arbeit tun«, sagte ihm Oberst Dimmock. »Sie kommen erst heraus, wenn Sie das Geheimnis des Zeitreisens aufgedeckt haben.«
    »Es gibt kein Geheimnis, das ich aufdecken könnte«, sagte Scrim.
    »Reisen die Patienten in der Zeit?«
    »Ja und nein.«
    »Die Antwort kann nur das eine oder das andere sein, nicht aber beides zugleich. Sie weichen dem Problem…«
    »Hören Sie«, unterbrach ihn Scrim in überdrüssigem Ton. »Auf welchem Gebiet sind Sie Experte?«
    »Psychotherapie.«
    »Wie zum Teufel wollen Sie dann verstehen, wovon ich rede? Es handelt sich um ein philosophisches Konzept. Ich sage Ihnen, hier gibt es kein Geheimnis, das die Armee verwenden könnte. Es
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