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Titan 03

Titan 03

Titel: Titan 03
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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Übertretungen und Delikte nahmen zu, und wiederholt kam es zu Ausbrüchen von Unzufriedenheit, die fast den Charakter von Meutereien hatten. Ein Teil des Personals wurde ausgewechselt. Es half nicht. Abteilung T nährte alle möglichen Gerüchte und verleitete die Patienten anderer Abteilungen zu aufrührerischen Tumulten. Es gab weitere Veränderungen beim Personal, aber die Unruhen dauerten an.
    Schließlich erreichte die Nachricht auf dem Dienstweg General Carpenters Schreibtisch.
    »In unserem Kampf um den Amerikanischen Traum«, erklärte er, »dürfen wir nicht jene vergessen, die bereits ihre Gesundheit gegeben haben. Lassen Sie einen Experten für Krankenhausorganisation kommen.«
    Der Experte kam. Er konnte in St. Albans keine Gesundung der Verhältnisse erreichen. General Carpenter las die Berichte und entließ ihn.
    »Lassen Sie den Militärarzt kommen«, sagte General Carpenter verdrießlich, »der in St. Albans für diese Abteilung T zuständig ist.«
    St. Albans schickte einen Arzt im Hauptmannsrang, Dr. Edsel Dimmock. Er war ein jüngerer, kräftiger und bereits kahlköpfiger Mann, der erst seit fünf Jahren im Krankenhausdienst arbeitete, sich in dieser Zeit aber schon einen Namen als Psychotherapeut gemacht hatte. General Carpenter schätzte Experten, und so gefiel ihm auch Dimmock. Dimmock seinerseits verehrte den General als den Fürsprecher einer Kultur, von der er selbst wegen seiner allzu spezialisierten Ausbildung nicht viel wußte, die er aber nach dem Endsieg zu genießen hoffte.
    »Nun hören Sie mal zu, Dimmock«, begann General Carpenter. »Wir alle sind Werkzeuge – gehärtet und geschärft, um eine bestimmte Arbeit zu tun. Sie kennen unser Motto: Arbeit für alle, und alle an die Arbeit. In Ihrer Abteilung T ist jemand nicht an der Arbeit, und wir müssen den Betreffenden hinauswerfen. Nun erzählen Sie mir zunächst einmal, was zum Teufel diese Abteilung T darstellt?«
    Dimmock stotterte und zögerte. Endlich erklärte er, daß es eine Sonderabteilung für bestimmte Fälle sei, die als Schockpatienten von der Front eingeliefert würden.
    »Dann haben Sie also Patienten in der Abteilung?«
    »Jawohl, Sir. Zehn Frauen und vierzehn Männer.«
    Carpenter nahm eine dickleibige Akte vom Schreibtisch und schwenkte sie vor Dimmocks Gesicht. »In diesen Berichten steht, Patienten und Pfleger von St. Albans hätten beobachtet, daß die Abteilung leer sei.«
    Dimmock war schockiert. Er versicherte dem General, daß dies nicht den Tatsachen entspreche.
    »In Ordnung, Dimmock. Sie haben also Ihre vierundzwanzig Knallköpfe, deren Arbeit es ist, gesund zu werden. Und Sie, Dimmock, haben die Aufgabe, sie zu heilen. Warum zum Henker dann die ganze Aufregung?«
    »Nun, Sir… vielleicht liegt es daran, daß wir die Patienten unter Verschluß halten.«
    »Sie halten die Abteilung vom übrigen Krankenhaus abgeschlossen?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Warum?«
    »Um die Patienten am Verlassen der Abteilung zu hindern, Sir.« »Was meinen Sie damit? Versuchen die Leute hinauszukommen?
    Sind sie gewalttätig oder was?«
    »Nein, Sir. Nicht gewalttätig.«
    »Dimmock, Ihre Haltung gefällt mir nicht. Sie weichen aus und lassen es an der nötigen Offenheit fehlen. Und ich werde Ihnen noch was sagen, was mir nicht gefällt. Diese T‐Einstufung. Ich habe mit Organisationsexperten aus dem Krankenhauswesen gesprochen, und alle bestätigten, daß es keine T‐Einstufung gibt. Was zum Teufel machen Sie in der Abteilung?«
    »Äh – also… wir haben die T‐Einstufung erfunden, Sir. Es ist… Diese Leute sind ziemlich besondere Fälle, Sir. Wir wissen nicht, wie wir sie behandeln und was wir mit ihnen anfangen sollen. Wir haben versucht, nichts davon an die Öffentlichkeit dringen zu lassen, bis wir einen modus operandi ausgearbeitet hätten, aber es scheint sich um eine völlig neue Sache zu handeln, Sir. Ein noch nie dagewesenes Phänomen!« Der Fachmann in Dimmock triumphierte momentan über die Disziplin. »Es ist sensationell. Ein neues Kapitel in der Geschichte der Medizin, bei Gott! So was hat es noch nicht gegeben.«
    »Was ist es, Dimmock? Kommen Sie endlich zur Sache, Mann.«
    »Also, Sir, es sind Schockpatienten. Völlig weg. Beinahe katatonisch. Schwache Atmung, langsamer Puls, keine Reaktion auf äußere Eindrücke.«
    Carpenter grunzte. »Ich habe Tausende von derartigen Schockfällen gesehen«, sagte er. »Was ist daran so ungewöhnlich?«
    »Jawohl, Sir. Ich weiß, es hört sich nach der
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