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Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Henry Winterfeld
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Finger wie in der Schule:
    »A-a-a-ber w-w-wir müssen doch z-z-zu Bett!« Das war Fritz Bollner, der Sohn vom Bäckermeister. Wenn er sehr aufgeregt ist, stottert er ein bisschen.
    »Elender Feigling! Mach dir doch in die Hosen!«, schrie Oskar höhnisch.
    Mehrere Jungen und Mädchen kicherten. Es klang sehr gezwungen.
    Oskar schlug wieder mit dem Beil auf die Kiste:
    »Vielleicht wollen die Herrschaften uns alle einsperren. Aber noch haben sie uns nicht. Wir bleiben die ganze Nacht hier. Dann können sie warten, bis sie schwarz werden! Und damit basta! Oder hat noch irgendwer etwas zu sagen?«
    Ein kleines Mädchen erhob sich. Das war Lotte Drohne, die Tochter des Amtsrichters.
    »Meine Mutti wird sich ängstigen«, sagte sie schüchtern. Dabei wurde sie ganz rot und schlug die Augen nieder. Sie setzte sich wieder.
    Komisch, Mädchen werden so leicht rot. Besonders wenn man sie anschaut. Wir machen uns immer lustig darüber.
    Oskar brach in ein Hohngelächter aus.
    »Deine Mutti wird sich nur ärgern, dass sie dich nicht verhauen kann«, schrie er sie an. »Aber du kannst dich ja nach Hause trollen! Wir wissen, was mit Verrätern zu geschehen hat!«
    »Verräter werden verstoßen«, sagte Hannes Krog dumpf.
    Da riss sich Thomas plötzlich von mir los. Er schwang sich über die Barriere und war mit ein paar Sätzen in der Mitte der Arena. Er drehte sich im Kreis herum und hob beide Arme, wie ein Boxer, der in den Ring geklettert ist.
    »Lasst euch doch nicht für dumm verkaufen, ihr Schafsköpfe!«, rief er mit aller Kraft, dass es durch die Halle dröhnte. »Oskar ist ein hirnverbrannter Ochse und stürzt euch alle ins Unglück!!«
    Die Kinder sprangen erschrocken auf. Oskar stand wie angenagelt. Er wusste vor Verblüffung zuerst nicht, was er sagen sollte. Thomas war wie ein Geist aus der Versenkung aufgetaucht.
    »Ich rate euch, geht sofort nach Hause«, fuhr Thomas fort. »Hört nicht auf Oskar! Ihm macht es nichts, wenn er versohlt wird. Der hat doch keinen Funken Ehrgefühl mehr. Aber ihr werdet noch das Heulen und Zähneklappern kriegen! Macht Schluss mit der dummen Piratenspielerei!«
    Thomas’ Rede zeigte sofort Erfolg. Die Kinder blickten einander verstört an. Ein paar Mädchen begannen sogar zu schluchzen. Jetzt erst hatte Oskar sich von seinem Schreck erholt.
    »Du Esel!!«, brüllte er los und warf sich auf Thomas. Aber der kam ihm blitzschnell zuvor und knallte ihm eine mitten ins Gesicht.
    »Au!«, schrie Oskar und fuhr zurück. Die Maske war verrutscht. Er konnte nichts mehr sehen.
    »Macht, dass ihr nach Hause kommt!«, rief Thomas noch einmal.
    »Hannes! Willi! Packt ihn!«, schrie Oskar, der seine Maske abzureißen versuchte.
    Die beiden kamen nicht übermäßig schnell hinter der Kiste vor.
    Thomas blickte sie drohend an.
    »Nehmt erst die Scheuklappen von der Fassade, wenn ihr was von mir wollt«, sagte er.
    Willi und Hannes blieben unschlüssig stehen. Oskar wurde endlich seine Maske los. Er war von der Ohrfeige noch etwas benommen und rieb sich das Gesicht.
    »Wie kommst du hier herein?«, fragte er Thomas wütend.
    »Durch das Loch, das der Zimmermann gelassen hat«, erwiderte Thomas und ließ ihn nicht aus den Augen. Einige Kinder auf den Bänken lachten.
    Das stachelte Oskar auf.
    »Mit dir habe ich schon lange abrechnen wollen«, sagte er. »Es ist gut, dass du endlich aus deinem Mauseloch gekrochen bist!«
    »Herr Piratenhäuptling, klappern Sie doch nicht so schrecklich laut mit den Milchzähnen«, sagte Thomas.
    Wieder Gelächter bei den Kindern.
    »Warte, mein Jungchen«, fauchte Oskar und kam näher.
    »Nimm dich in Acht, sonst dreh’ ich dich durch die Fleischmaschine«, sagte Thomas.
    Brüllendes Gelächter.
    Das war zu viel für Oskar. Er senkte den Kopf und rannte wie ein Stier auf Thomas los. Der wich geschickt beiseite, und Oskar fiel mit der Nase in den Sand. Er war aber blitzschnell wieder auf den Beinen und trommelte mit beiden Fäusten auf Thomas ein. Thomas haute zurück, so fest er nur konnte. Oskar bekam Nasenbluten und wurde immer wilder. Er versuchte, Thomas in den Schwitzkasten zu bekommen. Doch Thomas war viel zu gewandt.
    Die Piraten ringsherum wurden furchtbar aufgeregt. Ihre Angst vor den Eltern war im Augenblick vergessen.
    »Oskar, gib’s ihm!«, schrien sie. Sie bangten um Oskars Sieg. Nur die Mädchen waren entsetzt.
    »Pfui grauslich!«, riefen sie. »Hört doch auf!«
    Ich stand auf meinem Platz an der Tür und rührte mich nicht, wie Thomas es befohlen
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