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Tiger Unter Der Stadt

Titel: Tiger Unter Der Stadt
Autoren: Kilian Leypold
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nach.
    Igor gluckste und machte sich mit Vera auf den Weg.
    »In Wahrheit heißen wir Burçu und Begüm.« Büm sah Jonas wieder mit ihren violetten Augen an. »Ist aber altmodisch und … langweilig!«
     Sie drehte sich um und folgte den anderen.
     
    Jonas warf noch einen letzten Blick auf den schlafenden Funakis.
    Die Behaarung schien jetzt noch dichter und dunkler, weil das Sofa inzwischen im Schatten lag. Mehr denn je erinnerte er Jonas
     an ein Tier, das jemand in eine blaue Latzhose gesteckt hatte. Jonas wunderte sich, dass er keine Angst vor Funakis hatte,
     obwohl er furchterregender aussah als alle Menschen, die Jonas |279| bisher über den Weg gelaufen waren. Ob das wirklich ein Faun war? Eigentlich wusste Jonas nichts und für nichts gab es Beweise.
    In der verstreuten Asche entdeckte er einen mächtigen Pfotenabdruck und setzte seinen nackten Fuß hinein: fünf Zehen, ein
     Ballen und eine Ferse. Ein Abdruck, wie ihn nur ein Mensch hinterlassen konnte, und er passte genau in den Abdruck der Tigerpranke.
     Das zumindest war sicher: Tante Tiger und er waren Freunde geworden.
    »JONAS!«
    »Jetzt mach schon, Nase!«
    »Komm, Nase, komm!«
    Die Rufe von Vera, Lippe und Büm rissen Jonas aus seinen Gedanken. »Komm wieder, Tante Tiger«, murmelte er und trat aus dem
     Schatten hinaus in die ungeheure Hitze, die für die Jahreszeit wirklich ungewöhnlich war.

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    |280| Epilog
    Einige Wochen später, irgendwo in Sibirien, auf der Zugstrecke zwischen Irkutsk und Wladiwostok.
    In einem Zwei-Bett-Zugabteil der Transsibirischen Eisenbahn sitzen sich ein kleiner Mann mit faltigem Gesicht und traurigem
     Lächeln und eine Gestalt, die in einen weiten Mantel gehüllt ist, gegenüber.
    Groß und massig liegt die Gestalt mehr auf ihrem Bett, als dass sie sitzt. Ihre Füße verschwinden unter einer Decke, die Hände
     in den weiten Mantelärmeln. Auf dem Kopf trägt sie eine eigenartig ausgebeulte Strickmütze und um den Hals hat sie einen zerfetzten
     rosa Wollschal geschlungen. Sie scheint zu schlafen, jedenfalls dringt regelmäßig eine Art Brummen aus dem Mantel. Da klopft
     es an der Tür und ein schnauzbärtiger Mann in Uniform betritt das Abteil. Auf einer Hand balanciert er ein Tablett, auf dem
     einige Gläser mit einer dampfenden dunklen Flüssigkeit stehen. »Heißer Tee, bitte schön!«
    »Vielen Dank«, sagt der kleine Mann und nimmt sich eines der Gläser.
    »Und Ihr Freund?«, fragt der Schaffner. »Möchte der keinen Tee?«
    »Das ist meine Tante«, antwortet der Kleine. »Sie trinkt nur Wasser.«
    »Mütterchen«, sagt der Schaffner und beugt sich |281| etwas herunter, um besser unter die Mütze sehen zu können. »Soll ich Ihnen etwas heißes Wasser bringen?« Er zuckt zurück.
     »Das ist ja ein Bart!«
    »Nur ein kleines Damenbärtchen«, sagt der Kleine und zwinkert dem Schaffner zu. »Besser, Sie sprechen Sie nicht darauf an,
     das Tantchen ist etwas eitel, Sie verstehen schon …«
    Der Schaffner nickt; er ist bleich geworden.
    »Wollen Sie sich nicht etwas zu mir setzen, junger Mann?«, fragt die mächtige Gestalt plötzlich mit einer Stimme wie ein Donnergrollen,
     sodass die Gläser auf dem Tablett leise klirren.
    Es folgt Stille – bis die Gläser wieder anfangen zu scheppern, weil die Hände des Schaffners zittern, während er langsam rückwärts
     aus dem Abteil geht. Mit einem Krachen fliegt die Türe ins Schloss.
    »Macht nichts«, brummt die große Gestalt. »Wir sind auch so genug. Du, ich …«, sie klopft sich auf den Mantel, dort, wo ihr
     Bauch sein muss. »Und die alte Rosa.«
    »Und der Geist von Amba, der jetzt frei ist.« Der Kleine blickt die große Gestalt mit seinen dunklen Augen an.
    »Ich freu mich schon auf den Schnee«, kommt es grollend unter der Strickmütze hervor.
    Sie schauen beide aus dem Fenster des Zuges, hinter dem nichts anderes zu sehen ist als ein wüstes Durcheinander wild tanzender
     weißer Flocken.

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    |282| Dank
    Mein erstes DANKE SCHÖN! gilt Hans Schödel, zum einen für den Anstoß, diese Geschichte überhaupt zu beginnen, zum anderen
     und vielleicht noch mehr für die Weigerung, die ersten drei Kapitel in seiner Kinder- und Jugendzeitschrift zu drucken – mit
     dem Hinweis: »Das wird zu lang, da steckt ja ein ganzer Roman drin.« Er hatte recht.
    Danken möchte ich außerdem der Lektorin eines bekannten Kinderbuchverlages, die zu den ersten drei Kapiteln (mehr war noch
     nicht fertig) Folgendes mailte:
Klingt interessant, kann mir
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