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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee
Autoren: Clive Cussler
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entwickeln.
    Er stieg über die Sprossenleiter des Aufzugsschachtes nach unten zum Labor und lief durch den Hauptkorridor, bis er zu der Tür des Raumes kam, in dem sich die Kokons befanden. Er trat ein und blickte durch den isolierenden Plastikdeckel auf den Körper im ersten Kokon.
    Vince Margolin erwiderte zwar seinen Blick, sein Körper war jedoch zu betäubt, um zu reagieren, und sein Geist stand zu sehr unter Drogen, um zu begreifen.
    Lee Tong ging zum zweiten Kokon und sah auf das friedlich schlafende Gesicht von Loren Smith hinunter. Sie hatte schwere Schlafmittel bekommen und befand sich in einem Zustand tiefer Bewußtlosigkeit. Ihr Tod war eine glatte Vergeudung, dachte er bei sich. Aber er konnte sie doch nicht am Leben und damit gegen ihn aussagen lassen. Er beugte sich vor, öffnete den Deckel, streichelte ihr Haar und betrachtete sie eingehend.
    Er hatte zahllose Männer getötet, deren Züge er schon Sekunden nach ihrem Tod bereits wieder vergessen hatte. Aber die Gesichter der Frauen blieben in seiner Erinnerung lebendig.
    Er erinnerte sich an die erste, vor so vielen Jahren auf einem Frachtdampfer mitten im Pazifischen Ozean; ihr entsetzter Gesichtsausdruck, als ihr gefesselter nackter Körper über die Bordwand fiel, verfolgte ihn seither.
    »Einen netten Raum haben Sie hier«, ertönte eine Stimme vom Eingang her, »aber Ihr Fahrstuhl ist außer Betrieb.«
    Lee Tong wirbelte herum und starrte auf den Mann, der naß und triefend vor ihm stand und einen merkwürdigen, antiquierten Revolver auf seine Brust richtete. »Sie?« keuchte er.
    Pitts Gesicht – müde, hohlwangig, mit dunklen Bartstoppeln – hellte sich zu einem Lächeln auf. »Lee Tong Bougainville. Was für ein Zufall!«
    »Sie leben?«
    »Gut beobachtet.«
    »Und sind für alles verantwortlich: die verrückten Männer in den alten Uniformen, den Raddampfer…«
    »Etwas Besseres konnte ich in so kurzer Zeit leider nicht auftreiben«, entschuldigte sich Pitt.
    Lee Tongs tiefe Verwirrung hielt nicht lang an; er krümmte langsam den Finger um den Abzug seiner MP, die er lose in der Hand hielt und deren Mündung auf das mit Teppichen ausgelegte Deck zeigte.
    »Warum verfolgen Sie meine Großmutter und mich, Mr. Pitt?« fragte er, um Zeit zu gewinnen. »Warum haben Sie es sich zum Ziel gesetzt, Bougainville Maritime zu vernichten?«
    »Das ist ungefähr so, als würde Hitler fragen, warum die Alliierten in Europa einmarschiert sind. In meinem Fall waren Sie für den Tod einer Freundin verantwortlich.«
    »Wer war sie denn?«
    »Das spielt keine Rolle mehr«, entgegnete Pitt gleichgültig.
    »Sie haben Sie nie kennengelernt.«
    Lee Tong riß den Lauf des Karabiners in die Höhe und drückte auf den Abzug.
    Pitt zog zwar schneller, aber Giordino hatte die letzte Patrone verbraucht, und der Hahn des Zylinders traf mit einem Klicken auf den leeren Zylinder. Pitt stand da, wie versteinert, und erwartete die Kugel. Sie kam aber nicht.
    Lee Tong hatte vergessen, einen neuen Ladestreifen einzulegen, als er seine letzte Kugel auf Pitt, der zu diesem Zeitpunkt gerade auf den Schlepper kam, abgefeuert hatte. Er senkte den Karabiner und seine Lippen verzogen sich zu einem vielsagenden Lächeln. »Anscheinend haben wir eine Pattstellung, Mr. Pitt.«
    »Nur vorübergehend«, schränkte Pitt ein, spannte den Hahn wieder und hielt den Re volver auf ihn gerichtet. »Meine Leute werden jeden Augenblick an Bord kommen.«
    Lee Tong seufzte und entspannte sich. »Dann bleibt mir kaum etwas anderes übrig, als mich zu ergeben und auf meine Verhaftung zu warten.«
    »Sie werden nie vor Gericht stehen.«
    Lees Lächeln wurde spöttisch. »Das haben Sie wohl nicht zu entscheiden. Außerdem sind Sie kaum in der Lage –«
    Plötzlich drehte er den Karabiner um, packte ihn beim Lauf und hob ihn wie eine Keule hoch.
    Der Gewehrkolben wollte gerade schwer hinuntersausen, als Pitt den Abzug durchriß und Lee Tong die Schrotkugeln aus dem unteren Lauf in die Kehle fuhren. Der Karabiner blieb in der Luft in der Schwebe, dann entglitt er Lee Tongs Hand, der zurücktaumelte, bis er gegen die Wand stieß und schwer auf das Deck fiel.
    Pitt ließ ihn dort einfach liegen und riß den Deckel von Lorens Kokon. Er hob sie vorsichtig heraus und trug sie zu dem offenen Fahrstuhl. Er drückte die Schalter, mußte aber feststellen, daß sie zwar auf »ein« standen, ohne daß die Motoren des Lifts ansprangen, als er den »Aufwärts«-Knopf drückte.
    Er konnte nicht wissen, daß der
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