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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee
Autoren: Clive Cussler
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Meerwasser stieg ihm schon bis zur Wade, und der Schleppkahn erbebte, denn er war kurz vor dem Absacken.
    Eine alptraumhafte Welt umfing ihn. Über ihm zeichnete sich eine schwarze Gestalt ab, deren ausgestreckte Hand er bedenkenlos ergriff.

ABRECHNUNG
    »LIFTONIC QW-607«

75
    Der Sprecher des Repräsentantenhauses, Alan Moran, dessen Gesicht in einem selbstsicheren Lächeln erstrahlte, ging im Ostsaal des Weißen Hauses auf und ab und unterhielt sich mit seinen Mitarbeitern und dem engsten Kreis seiner Berater, während er auf das Ergebnis der Verhandlung wartete, die im Sitzungssaal des Senats stattfand.
    Er begrüßte eine kleine Gruppe von Parteiführern, dann drehte er sich um und entschuldigte sich, als Außenminister Douglas Oates und Verteidigungsminister Jesse Simmons eintraten.
    Moran ging ihnen entgegen und streckte die Hand aus, die Oates bewußt übersah.
    Moran tat die Beleidigung mit eine m Achselzucken ab. Er konnte es sich jetzt ja leisten.
    »Anscheinend haben Sie nicht vor, Cäsar zu preisen, aber Sie wollen ihn auch nicht begraben.«
    »Sie haben mich soeben an einen alten Gangsterfilm erinnert, den ich als Junge im Kino gesehen habe«, erwiderte Oates eisig.
    »Der Titel paßt genau zu Ihnen.«
    »Wirklich? Welcher Film war das?«
    »›Der kleine Cäsar‹, mit Edward G. Robinson als Hauptdarsteller.«
    Morans Lächeln gefror zu einem drohenden Blick. »Haben Sie mir Ihren Rücktritt schon eingereicht?«
    Oates zog einen Briefumschlag aus der inneren Brusttasche.
    »Ich habe ihn bei mir.«
    »Behalten Sie ihn!« knurrte Moran wütend. »Ich werde Ihnen nicht die Befriedigung verschaffen, sich elegant zurückzuziehen.
    Zehn Minuten nach meiner Vereidigung halte ich eine Pressekonferenz ab. Ich werde dabei der Nation nicht nur versichern, daß die Nachfolge reibungslos klappt, sondern auch bekanntgeben, daß Sie und das restliche Kabinett des Präsidenten eine Verschwörung geplant haben, um eine Diktatur zu errichten, und meine erste Amtshandlung als Präsident muß also darin bestehen, euren ganzen verrotteten Haufen zu feuern.«
    »Wir haben nichts anderes erwartet. Integrität war noch nie einer Ihrer charakterlichen Vorzüge.«
    »Es gab keine Verschwörung, und das wissen Sie ganz genau«, murrte Simmons ärgerlich.
    »Der Präsident war das Opfer eines Anschlags der Sowjets, die die Herrschaft über das Weiße Haus erlangen wollten.«
    »Spielt doch überhaupt keine Rolle mehr«, antwortete Moran höhnisch. »Ehe die Wahrheit ans Licht kommt, ist der Schaden für Ihren kostbaren Ruf schon irreparabel. Sie werden nie wieder in Washington in der Regierung arbeiten.«
    Bevor Oates und Simmons etwas entgegnen konnten, eilte ein Mitarbeiter Morans herbei und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er entließ seine Feinde mit einem höhnischen Blick und wandte sich ab. Dann ging er in die Mitte des Saales und ersuchte mit erhobenen Händen um Ruhe.
    »Meine Damen und Herren«, verkündete er, »ich habe soeben erfahren, daß der Senat mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit für eine Verurteilung gestimmt hat. Unser Präsident ist somit nicht mehr im Amt, und die Vizepräsidentschaft ist ebenfalls unbesetzt. Für uns ist nun die Zeit gekommen, unser Haus in Ordnung zu bringen und einen Neubeginn zu setzen.«
    Wie auf ein Stichwort erhob sich Oberrichter Nelson O’Brien, strich seinen schwarzen Talar glatt und räusperte sich.
    Alle drängten sich um Moran, während seine Sekretärin ein Buch in der Hand hielt, das fragwürdigerweise als seine Familienbibel ausgegeben wurde.
    In diesem Augenblick kamen Sam Emmett und Dan Fawcett herein und blieben stehen. Dann erblickten sie Oates und Simmons und gingen auf die beiden zu.
    »Etwas gehört?« fragte Oates besorgt.
    Emmett schüttelte den Kopf. »Nichts. General Metcalf hat eine Nachrichtensperre verhängt. Ich war nicht imstande, ihn im Pentagon zu erreichen, um den Grund dafür zu erfahren.«
    »Dann ist alles zu Ende.«
    Niemand antwortete, während sie sich gemeinsam umwandten und bedrückt und machtlos zusehen mußten, wie Moran die rechte Hand erhob, um den Amtseid als Präsident zu leisten, während er die linke auf die Bibel legte.
    »Sprechen Sie mir nach«, begann Oberrichter O’Brien wie ein Paukenwirbel. »Ich, Alan Moran, schwöre feierlich…«
    »… daß ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten pflichtgetreu ausüben werde«, leierte O’Brien herunter.
    Plötzlich entstand im Saal hinter Oates eine unerwartete Stille.
    Der
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