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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee
Autoren: Clive Cussler
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Ausdruck bekamen.
    Sie bemerkten nicht, wie sich ihre rechte Hand unter den Decken bewegte.
    Pitt konnte nie die instinktive Bewegung erklären, die ihm das Leben rettete. Vielleicht war es die plötzliche Erkenntnis, daß die Fernsehkamera nicht genau der Form einer Kamera entsprach, Vielleicht war es die völlige Furchtlosigkeit von Min Korjo oder der Eindruck, daß sie die Situation fest im Griff hatte, aber als der Lichtstrahl über ihrem Bett herausstach, warf er sich blitzschnell zu Boden.
    Pitt wälzte sich zur Seite und zog dabei die Automatik aus der Jacke. Er sah aus dem Augenwinkel heraus, wie der Laserstrahl durch den Raum schwenkte, die Möbel entzweischnitt, die Vorhänge und Tapeten mit einem nadelfeinen Energiespeer versengte. Er hielt die Waffe in Händen und feuerte auf den elektronischen Verstärker. Beim vierten Schuß endlich erlosch der Strahl.
    Casio hielt sich noch auf den Beinen. Er streckte die Hand nach Pitt aus, dann stolperte er und fiel hin. Der Laser hatte quer über seinen Bauch so glatt geschnitten wie das Skalpell eines Chirurgen. Er wand sich auf den Rücken und starrte zur Decke, nur noch Sekunden von seinem Tod entfernt. Pitt wollte ihm noch etwas sagen, fand aber keine Worte.
    Der im Einsatz ausdauernd gewordene Detektiv hob den Kopf; seine Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern: »Der Fahrstuhl… Code viereinseinssechs.« Dann wurden seine Augen trüb, und seine Atmung setzte aus.
    Pitt nahm den Sender aus Casios Tasche, erhob sich und hielt die Pistole einen Viertelmeter vor Min Korjos Herz. Auf ihrem Gesicht lag ein starres, furchtloses Lächeln. Doch dann senkte Pitt die Waffe, griff unter ihre Decke und hob sie schweigend aus dem Bett in ihren Rollstuhl.
    Sie wehrte sich mit keiner Bewegung, setzte ihm nicht einmal Trotz entgegen. Sie saß zusammengesunken und stumm im Rollstuhl, während Pitt sie in den Korridor und zu dem kleinen Fahrstuhl schob, der sie zum Stockwerk brachte, in dem sich ihr Büro befand. Als sie den Empfangsraum erreichten, bemerkte sie die bewußtlose Leibwächterin und blickte zu ihm auf. »Was nun, Mr. Pitt?«
    »Der Schlußvorhang für Bougainville Maritime«, sagte er.
    »Morgen wird es Ihr korruptes Verbrechersyndikat nicht mehr geben. Ihre Kunstwerke werden staatlichen Museen übergeben.
    Ein neuer Mieter wird einziehen und Ihre Büros und Ihre Wohnung neu einrichten. Ihre gesamte Schiffsflotte wird verkauft werden. Von nun an wird der Name Bougainville nur noch eine ferne Erinnerung in Zeitungsarchiven sein. Keine Freunde oder Verwandten werden um Sie trauern, und ich werde persönlich dafür sorgen, daß Sie auf einem Verbrecherfriedhof ohne Grabstein verscharrt werden.«
    Damit hatte er endlich ihre Abwehr durchbrochen, und in ihrem Gesicht lag glühender Haß.
    »Und Ihre Zukunft, Mr. Pitt?«
    Er grinste. »Ich werde den Wagen neu bauen, den Sie in die Luft gesprengt haben.«
    Sie stemmte sich mühsam im Rollstuhl hoch und spuckte ihn an. Pitt machte keine Bewegung, um den Speichel abzuwischen.
    Er grinste nur überlegen, blickte auf sie nieder und sah zu, wie ihre bösartige Gemeinheit explodierte, als sie ihn auf Koreanisch verfluchte.
    Pitt tippte die Codenummern, die Casio ihm genannt hatte, in den Sender und sah zu, wie die Türen zum Liftonic QW-607 aufgingen.
    Aber da stand kein Fahrstuhl, sondern es gähnte nur ein leerer Schacht vor ihr.
    »
Bon voyage
, Sie teuflische alte Hexe.«
    Dann stieß er den Rollstuhl in die leere Öffnung, blieb stehen und hörte zu, während er wie ein Kieselstein in einem Brunnen hinunterpolterte, von den Seitenwänden des Schachtes abprallte, bis ihn das leise Geräusch des Aufschlags hundert Stockwerke tiefer erreichte. Loren saß auf einer Bank auf der Promenade, als er durch den Haupteingang des Trade Centers kam.
    Sie ging auf ihn zu, und sie umarmten einander. Sie hielten sich für einige Augenblicke gegenseitig umschlungen, ohne ein Wort zu sprechen.
    Sie spürte die Müdigkeit und die Schmerzen in ihm. Und sie fühlte noch etwas: Einen seltsamen inneren Frieden, den sie noch nie an ihm wahrgenommen hatte. Sie küßte ihn mehrmals zärtlich. Dann nahm sie seinen Arm und führte ihn zu einem wartenden Taxi.
    »Sal Casio?« fragte sie.
    »Ist bei seiner Tochter.«
    »Und Min Korjo Bougainville?«
    »In der Hölle.«
    Sie bemerkte den geistesabwesenden Blick in seinen Augen.
    »Du brauchst jetzt viel Ruhe. Ich werde dich lieber in ein Krankenhaus bringen.«
    Plötzlich huschte der gewohnte,
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