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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee
Autoren: Clive Cussler
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vom Oberrichter vorgesagte Eid wurde von Moran nicht wiederholt. Neugierig wandte sich Oates um und blickte auf die Menge. Alle sahen starr vor Staunen Vizepräsident Vincent Margolin an, der zur Tür hereinkam; Oscar Lucas schritt ihm voran, General Metcalf und Admiral Sandecker hielten sich an seiner Seite.
    Moran ließ den erhobenen Arm langsam heruntersinken, und sein Gesicht wurde aschgrau.
    Stille senkte sich über den Raum wie eine Wolke, während Margolin durch die verblüffte Menge auf den Oberrichter zuschritt. Er streifte Moran mit einem eisigen Blick, dann lächelte er allen übrigen zu.
    »Danke für die Generalprobe«, sagte er herzlich. »Aber ich glaube, von hier an kann ich es übernehmen.«
76
    13. August 1989 New York City
    Sal Casio wartete in der großen Vorhalle des World Trade Center, als Pitt langsam hereinkam.
    Casio hatte noch nie einen Mann gesehen, der so nahe an einem körperlichen Zusammenbruch war.
    Pitt bewegte sich mit den müden, schleifenden Schritten eines Mannes, der enorm viel durchgemacht hat. Er trug eine geborgte Windjacke, die ihm gewiß um zwei Nummern zu klein war.
    Sein rechter Arm hing schlaff herab, während er den linken gegen seine Brust preßte, als müsse er sie zusammenhalten, aber sein Gesicht zeigte eine merkwürdige Mischung von Leiden und Triumph. In seinen Augen brannte jene seltsame Glut, die Casio als Rachefeuer erkannte.
    »Ich bin froh, daß Sie es schaffen konnten«, sagte Casio, ohne eine Bemerkung über Pitts abgezehrtes Aussehen zu machen.
    »Das hier ist Ihre Show«, entgegnete Pitt. »Ich bin nur als Begleitung hier.«
    »Es gehört sich, daß wir bei der Endrunde beisammen sind.«
    Casio drehte sich um und führte Pitt zu einem privaten Fahrstuhl. Er nahm einen kleinen Sender mit Drucktasten aus der Tasche, tippte den richtigen Code ein, und die Türen gingen auf. Drinnen befand sich ein bewußtloser Wächter, der mit Wäscheleinen gefesselt war. Casio stieg über ihn hinweg und öffnete eine polierte Messingtür zu einer Schalttafel, auf der die Worte
Lifting Fahrstuhl QW-607
eingraviert waren. Er regulierte die Einstellung, dann drückte er auf einen Knopf, auf dem »100« stand.
    Der Fahrstuhl schoß wie eine Rakete nach oben, und Pitts Ohren knackten dreimal, bevor sich die Aufwärtsbewegung schließlich verlangsamte und die Türen zu dem kostbar ausgestatteten Vorraum von Bougainville Maritime-Lines endlich aufgingen.
    Bevor Casio ausstieg, blieb er stehen und programmierte mit seinem Sender die Fahrstuhlsteuerung von neuem. Dann wandte er sich um und trat auf den dicken Teppich.
    »Wir sind hier, um mit Min Korjo zu sprechen«, erklärte Casio höflich.
    Die Frau am Empfang sah sie argwöhnisch an, besonders Pitt, und schlug ein in Leder gebundenes Notizbuch auf. »Ich finde in Madame Bougainvilles Arbeitsplan keine Eintragung für heute abend.«
    Casios Gesicht legte sich in gekränkte Falten. »Sind Sie sicher?« fragte er, beugte sich über den Tisch und blickte auf den Terminkalender.
    Sie wies auf die leere Seite. »Hier steht nichts –«
    Casio schlug ihr mit der Handkante ins Genick, so daß sie nach vorne fiel und mit Kopf und Schultern auf der Tischplatte aufschlug. Dann griff er in ihre Bluse und zog eine automatische Westentaschenpistole heraus.
    »Man würde es nie annehmen, wenn man sie so sieht«, erklärte er, »aber sie ist eine von der Leibwache.«
    Casio warf Pitt die Waffe zu und ging einen Korridor entlang, in dem Bilder von der Bougainville Maritime-Flotte hingen. Pitt erkannte die
Pilottown
und sein müder Ausdruck verhärtete sich.
    Er folgte dem stämmigen Privatdetektiv zu einer reich geschnitzten Wendeltreppe aus Rosenholz, die zur Privatwohnung führte. Auf dem oberen Treppenabsatz traf Casio eine zweite, genauso bezaubernde Asiatin, die aus eine m Badezimmer kam. Sie trug einen seidenen Gesellschaftsanzug mit einem Kimono-Oberteil.
    Sie riß die Augen erschreckt auf und trat in einem blitzartigen Reflex mit einem Fuß nach Casios Leiste. Doch er kam dem Stoß zuvor, verlegte sein Gewicht leicht und fing den Schlag mit seinem Oberschenkel ab. Sie nahm blitzschnell die klassische Karatestellung ein und führte mehrere schnelle Schläge gegen seinen Kopf.
    Einer Eiche hätte sie mehr Schaden zufügen können. Casio blockte ihren Angriff ab und sprang wie ein angreifender Offensivverteidiger vor. Sie drehte sich zwar mit beeindruckender, katzenhafter Grazie nach links, mußte aber gleich darauf einen bösartigen linken
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