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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee
Autoren: Clive Cussler
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und schwenkten ihre Schaufeln wie Keulen.
    Bougainvilles Männer hatten nicht die geringste Ähnlichkeit mit ihren Angreifern. Sie waren bezahlte Killer, skrupellose Männer, die weder Pardon gaben noch erwarteten, aber sie waren gewiß nicht auf den unglaublichen Ansturm der Südstaatler vorbereitet und begingen den Fehler, von den geschützten Stahlschotten hervorzuspringen und der Angriffswelle frontal zu begegnen.
    Die
Stonewell Jackson
war in Feuer gehüllt. Die Artilleristen schossen noch eine letzte Ladung auf den Schlepper und zielten dabei zum Bug, während die Männer mitschiffs kämpften.
    Dadurch daß ihre Schüsse die an dem Schleppkahn befestigten Trossen zerfetzten, konnte die anhaltende Vorwärtsbewegung des Dampfbootes die beiden Stahlschiffe zur Seite schieben, die sich allmählich wie ein Taschenmesser um den eingedrückten Bug des Raddampfers legten.
    Das Sechste Louisiana-Regiment überrannte die Decks mit vorgestreckten Bajonetten, ohne ihr todbringendes Feuer zu unterbrechen. Es gab etliche einzelne Nahkämpfe, bei denen die anderthalb Meter langen Springfield-Musketen und die darauf steckenden, 50 Zentimeter langen Bajonette scheußliche Nahkampfwaffen bildeten. Keiner von den Wochenend-Soldaten legte eine Pause ein; sie kämpften mit eine r seltsamen Art von Unbekümmertheit, waren in dem unvorstellbaren Lärm und der Erregung so gefangen, daß sie kaum Angst zeigten.
    Giordino spürte den Einschlag zuerst nicht. Er kämpfte sich beharrlich bis in die Mannschaftsquartiere vor, feuerte auf jedes asiatische Gesicht, das sich zeigte, als er plötzlich auf dem Bauch landete, denn eine Kugel hatte das Wadenbein seines gesunden Beines durchschlagen.
    Pitt hob Giordino unter den Armen hoch und schleppte ihn in einen leeren Durchgang. »Du trägst wirklich keinen Panzer, auch wenn du es anscheinend annimmst.«
    »Wo zum Teufel bist du denn gewesen?« Giordino brachte die Worte gepreßt hervor, als der Schmerz sich verstärkte.
    »Ich hielt mich heraus«, antwortete Pitt, »denn ich bin unbewaffnet.«
    Giordino reichte ihm den Le Mat-Revolver. »Nimm den. Für heute habe ich ohnehin genug.«
    Pitt lächelte seinem Freund zu. »Tut mir leid, daß ich dich nun verlassen werde, aber ich muß in den Schleppkahn vordringen.«
    Giordino öffnete den Mund zu einer lässigen Antwort, aber Pitt war schon fort. Wenig später schlängelte er sich durch die Trümmer am Bug des Schleppers. Er kam beinahe zu spät, da, von Haltetrossen befreit, der Schleppkahn etwa sechs Meter abgetrieben worden war. Der Oberkörper eines Mannes erschien in einer Luke und feuerte eine Salve ab. Pitt spürte, wie die Kugeln an seinem Haar und den Wangen vorbeizischten. Er warf sich zur Seite an die Reling und rollte sich ins Meer.
    Weiter achtern wehrte sich die Mannschaft Bougainvilles mit verbissener Hartnäckigkeit und gab erst auf, als sie schließlich von den grauen Uniformen überwältigt wurde. Geschrei und Gewehrfeuer ließen langsam nach und verstummten dann vollkommen. Die Kriegsflagge der Konföderierten wurde auf dem Funkmast des Schleppers gehißt, und die Schlacht war zu Ende.
    Die Amateur-Soldaten des Sechsten Regimentes von Louisiana hatten sich tapfer geschlagen.
    Überraschenderweise war bei dem Handgemenge kein einziger getötet worden. Achtzehn waren verwundet, davon nur zwei schwer. Laroche wankte aus der Mitte seiner jubelnden Männer und brach neben Giordino auf dem Deck zusammen. Er langte hinüber, und die beiden blutenden Männer schüttelten einander feierlich die Hand.
    »Ich gratuliere Ihnen, Major«, rief Giordino erfreut, »Sie haben sich eben für das Endspiel qualifiziert.«
    Ein breites Grinsen überzog Laroches blutiges Gesicht. »Bei Gott, wir haben es ihnen gründlich gegeben, nicht wahr?«
    Lee Tong leerte das gesamte Magazin seiner Waffe auf die Gestalt am Bug des Schiffes und sah zu, wie sie ins Wasser fiel.
    Dann lehnte er sich an den Rand der Luke und sah zu, wie die konföderierte Flagge in der Brise des Golfs flatterte.
    Er nahm die unerwartete Katastrophe, die seine sorgfältig vorbereitete Operation zunichte gemacht hatte, mit einer gewissen Gleichgültigkeit hin. Seine Besatzung war entweder getötet oder gefangengenommen worden, und sein Rettungsschiff war zerstört. Dennoch fühlte er keine Bereitschaft, seinem unbekannten Gegner den Gefallen zu tun, sich zu ergeben. Er war entschlossen, das Abkommen seiner Großmutter mit Moran einzuhalten und eine Fluchtmöglichkeit erst später zu
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