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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt
Autoren: Joan D. Vinge
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ordentlichen Kulturschock, um mein Leben wieder in Gang zu bringen.« Sie blickte auf das Terminal, das hinter Mond ruhte wie ein starres Auge. »Und nach fast zwanzig Jahren sehne ich mich immer noch nach Action.«
    Mond kniff die Lippen zusammen und nickte. In ihrem Blick lag Verständnis; aber auch Enttäuschung und Kummer.
    »Nur äußerlich wird sich etwas ändern«, sagte sie, wobei sie nicht genau wußte, wen sie eigentlich trösten wollte. »Wir stehen alle auf einer Seite und arbeiten für ein gemeinsames Ziel. Das wird immer so bleiben.«
    Mond drehte sich um und betrachtete das trügerisch warme, glänzende Auge des Terminals. »Das einzig Beständige«, sagte sie, »ist der Wechsel.«
     
     

TIAMAT
Karbunkel
    S ie kommen früh, Richter Gundhalinu«, sagte die blinde Frau.
    Verdutzt blieb Gundhalinu in der muschelförmigen Tür zur Versammlungshalle des Palastes stehen. An dem großen runden Tisch mitten im Raum saß nur Fate Ravenglass, die Leiterin des Sibyllen-College. Ihre verhüllten Augen waren in seine Richtung gewandt. Außer ihr befand sich niemand in der Halle, der ihr hätte sagen können, wer durch die Tür trat. »Woher wissen Sie, daß ich es bin?« fragte er neugierig und ging zu ihr.
    »Sie sind ganz leicht an ihrem Gang zu erkennen«, erklärte sie lächelnd.
    »Ach so.« Er schmunzelte und hoffte, sie möge das Lächeln aus seiner Stimme heraushören. Vor ihr blieb er stehen und stützte sich mit den Armen an einer Stuhllehne ab. »Sie sind aber auch ziemlich früh hier, Fate Ravenglass.« Als er ihr ins Gesicht schaute, wurde er verlegen; er war den Umgang mit blinden Menschen nicht gewöhnt.
    Sie nickte. »Ja; Tor brachte mich hierher, bevor sie zu einer geschäftlichen Besprechung ging.« Sie legte den Kopf schräg. »Aber Sie kommen doch sicher nicht so früh und ohne Begleitung, weil Sie sich mit mir unterhalten wollen«, setzte sie betont freundlich hinzu.
    »Nein«, räumte er ein und sah sich in der Halle mit den vielen leeren Torbögen um. »Erzählen Sie mir«, wechselte er das Thema, »wieso es damals, als es noch verboten war, mitten in Karbunkel eine Sibylle gab, und wie Sie es die ganze Zeit über geheimhalten konnten?«
    »Während eines Festivals, vor vielen Jahren, hat mich ein Mann in der Nacht der Masken angesteckt.« Ihre Finger bewegten sich nervös auf der Tischplatte.
    Götter!
Er wußte, was das bedeutete. »War es ein Versehen?«
    »Nein.« Sie richtete ihre blicklosen Augen auf ihn, wie wenn sie ihn sehen könnte. »Es war Absicht. Wieso fragen Sie mich das, Richter Gundhalinu?«
    Er setzte sich neben sie. »Mir ist etwas ähnliches passiert«, sagte er, ohne ihre Frage direkt zu beantworten. »Dann sind Sie auch ein Sibyl?«
    »Ja«, bestätigte er überrascht, doch dann fiel ihm ein, daß sie das Kleeblatt und die Tätowierung ja nicht sehen konnte; es wunderte ihn, daß niemand daran gedacht hatte, sie über seinen Sibyllenstatus aufzuklären.
    »Hatten Sie damals Angst?« fragte sie.
    »Und ob. Ich dachte, ich verlöre den Verstand.« Sie gab ein mitfühlendes Geräusch von sich.
    »Hat ein Außenweltler Sie angesteckt?«
    Sie nickte. »Ich glaube ja, obwohl er behauptete, er sei ein Sommer ... Jahrelang schleppte ich das Geheimnis mit mir herum, weil ich Angst hatte, man könnte mich aus der Stadt verbannen, wenn es herauskäme.«
    Gundhalinu preßte die Lippen zusammen; er fragte sich, wieso ein Sibyl absichtlich eine blinde Frau mit dem Virus infizierte, und sie dann in einer Stadt allein-ließ, in der man Sibyllen haßte und fürchtete. »Und Sie gingen nicht eher in den Transfer, bis M ... bis die neue Königin Ihnen die Wahrheit sagte?«
    »So war es nicht. Ich benutzte den Transfer schon früher.«
    Überrascht hob er den Kopf. »Wie ...?«
    »Manchmal kamen Leute zu mir, um mir Fragen zu stellen. Wie sie mich fanden, weiß ich nicht, aber keiner verriet mein Geheimnis, obwohl sie alle Außenweltler waren. Ich erkannte sie an ihrem speziellen Händedruck und daran, wie sie sich vorstellten; sie sagten, sie seien Fremde, fern von ihren Heimatwelten.«
    »Ein spezieller Händedruck?« Gundhalinu erstarrte. »Etwa ... so?« Er nahm ihre Hand und machte mit dem Finger das Geheimzeichen der Survey-Loge.
    Mit einem Ruck entzog sie ihm die Hand. »Ja! Woher wissen Sie das?«
    »Es gibt einen Geheimbund, der sich darum bemüht, die Zustände in der Hegemonie und in anderen Teilen des Alten Imperiums zu verbessern.«
    »Und Sie gehören diesem Bund
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