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Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Titel: Thursday Next 02 - In einem anderen Buch
Autoren: Jasper Fforde
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beginnen. Ein paar Milliarden Jahre später würde ein glitschiges Etwas an Land kriechen.
    Ein ziemlich unspektakulärer Beginn, aber Grund genug, stolz auf meine Familie zu sein. Er war nicht nur mein Vater, er war der Vater von allem und jedem. Als die Nolan Sisters Goodbye Nothing to Say sangen, saß ich tief in Gedanken versunken. Wie alle Kinder, deren Eltern gestorben sind, dachte ich voller Trauer an die Dinge, die wir nicht getan oder gesagt hatten. Aber am meisten grämte es mich, dass ich seinen Namen nicht kannte. Ich hatte vergessen, danach zu fragen.

34. Der Brunnen der Manuskripte
    Figuren-Austausch-Programm: Wenn eine Figur eines Autors verdächtig wie eine andere aussieht, dann ist sie möglicherweise dieselbe. Es gibt in der Buchwelt eine gewisse Ökonomie, und nicht selten werden Personen gebeten, andere zu vertreten. Manchmal muss eine Figur im selben Buch eine andere spielen, was ziemlich komische Effekte ergibt, wenn sie mit sich selbst sprechen muss. Andererseits hat Margot Metroland mir mal erzählt, dass es ziemlich langweilig ist, immer dieselbe Figur sein zu müssen. Es sei schrecklich, man fühle sich dabei »wie eine Schauspielerin, die auf einer Provinzbühne in aller Ewigkeit immer dieselbe Rolle spielen muss, ohne je Ferien machen zu können«. Als Massen von frustrierten Buchmenschen zu illegalen Seiten-Läufern geworden waren, wurde schließlich ein Austausch-Programm geschaffen, das Romanfiguren und anderen fiktiven Gestalten einen gelegentlichen Tapetenwechsel erlaubte. Alljährlich gibt es fast zehntausend Austauschaufenthalte, die allerdings selten zu größeren Veränderungen in der Handlung oder beim Dialog führen. Der Leser ahnt selten etwas davon.
    DER WARRINGTON-KATER Jurisfiktion-Führer zur Großen Bibliothek (Glossar)
    Ich schlief vorsichtshalber im Haus meines Bruders Joffy. Ich sage »schlief«, aber das war nicht ganz korrekt. Eigentlich starrte ich nur an die mit eleganten Stukkaturen geschmückte Decke und dachte an Landen. In der Morgendämmerung schlich ich mich aus dem Pfarrhaus, lieh mir Joffys Motorrad und fuhr der Sonne entgegen nach Swindon. Das helle Licht des neuen Tages erfüllte mich normalerweise mit neuer Hoffnung, aber an diesem Morgen dachte ich nur an die unsichere Zukunft und Dinge, die noch nicht erledigt waren. Ich fuhr an Coate vorbei durch leere Straßen zum Haus meiner Mutter an der Marlborough Road. Ich musste ihr vom Tod meines Vaters berichten, auch wenn es schmerzlich für sie war. Ich hoffte nur, dass sie sich mit seiner letzten selbstlosen Tat trösten konnte.
    Anschließend musste ich ins Hauptquartier fahren und würde mich Flanker ausliefern. Es war durchaus denkbar, dass mir SO-5 glauben würde, wenn ich ihnen von Aornis erzählte. Aber dass SO-1 bereit sein könnte, Lavoisiers Verbrechen zur Kenntnis zu nehmen, war sehr unwahrscheinlich. Goliath und die beiden Schitts waren auch ein Problem, aber es würde mir schon etwas einfallen, um sie auf Abstand zu halten. Immerhin war die Welt gestern nicht untergegangen, das war ein erheblicher Pluspunkt für mich.
    Als ich mich der Kreuzung vor Mutters Haus näherte, bemerkte ich einen auf der anderen Straßenseite geparkten Wagen, der verdächtig goliathesk aussah. Ich fuhr also weiter ohne anzuhalten und machte einen großen Bogen, ehe ich das Motorrad zwei Straßen weiter abstellte und auf Schleichwegen wieder zum Haus meiner Eltern zurückkehrte. Erneut musste ich einem dunkelblauen Goliath-Fahrzeug aus dem Weg gehen, ehe ich von hinten zu Mutters Haus vordringen und über den Gartenzaun springen konnte. An Gemüsebeet vorbei schlich ich zur Hintertür. Leider war sie verschlossen, und so blieb mir nichts anderes übrig, als durch die Dodo-Klappe zu kriechen. Ich wollte gerade das Licht in der Küche anknipsen, als ich die kalte Mündung einer Pistole an meinem Hinterkopf spürte. Vor Schreck hätte ich beinahe laut aufgeschrien.
    »Das Licht bleibt aus«, knurrte eine heisere Frauenstimme. »Und keine plötzlichen Bewegungen, bitte.«
    Ich erstarrte gehorsam. Eine Hand glitt unter meine Jacke und entfernte Cordelias Pistole. DH-82 schlief fest in seinem Körbchen; den tapferen Beutelwolf zu spielen, der das Haus bewachte, fiel ihm offenbar gar nicht ein.
    »Lass dich anschauen«, sagte die Stimme. Ich drehte mich um und sah einer Frau in die Augen, die früher alt geworden war, als es die Jahre verlangten. Der Arm mit der Waffe zitterte, ihr Gesicht war gerötet und ihr Haar war
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