Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Titel: Thursday Next 02 - In einem anderen Buch
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
Ende? Von den eigenen Leuten erschossen?«
    »Und was ist, wenn ich nicht in den Zug steige? Wenn ich Sie stattdessen verhafte?«
    Aornis kicherte über meine Naivität. »Der gute Acheron war ein echter Hades, obwohl er seinen Bruder umgebracht hat - worüber unsere Mutter immer sehr unglücklich war. Aber mit einigen der wirklich teuflischen Fähigkeiten unserer Familie war er nie ganz vertraut. Du wirst brav in den Zug steigen, Thursday - denn du wirst dich an unser kleines Gespräch mit keinem Gedanken erinnern!«
    »Machen Sie sich doch nicht lächerlich!« lachte ich, aber A- ornis wandte sich wieder ihrer Puderdose zu, und ich war in den Zug eingestiegen.
    »Was ist los?« fragte Wilbur, der mich verwirrt angestarrt hatte, während meine Erinnerungen an Aornis zurückkehrten.
    »Wiedererlangte Erinnerung«, sagte ich grimmig. Wieder flackerten die Lichter. Das erste Notstromaggregat war zusammengebrochen. Ich sah auf die Uhr. Wir hatten noch sechs Minuten.
    »Thursday?« murmelte Wilbur mit zitternden Lippen. »Ich habe Angst.«
    »Ich auch, Will. Sei mal einen Augenblick still.«
    Ich dachte an meine zweite Begegnung mit Aornis zurück. Als sie in Uffington als Violet De'ath posiert hatte, waren wir nicht allein gewesen, deshalb hatte sie nichts gesagt. Aber beim nächsten Mal, in Osaka, als der Wahrsager vom Blitz erschlagen worden war, hatte sie sich zu mir auf die Bank gesetzt.
    »Schlauer Trick, das Zufallsprinzip so zu benutzen«, sagte sie und hatte ihre Einkaufstüten so hingestellt, dass sie nicht umfielen. »Das nächste Mal kommst du nicht so billig davon. Ach, ja, weil wir gerade dabei sind: Wie bist du aus dem Schlamassel mit dem Skyrail rausgekommen?«
    Ich hatte keine Lust, die Fragen zu beantworten. »Was machen Sie mit mir?« fragte ich. »Was stellen Sie mit meinem Kopf an?«
    »Eine einfache Erinnerungslöschung. Ich bin mnemomorph. Meine besondere Stärke besteht darin, dass man mich sofort wieder vergisst. Du wirst mich nie schnappen, weil du sofort wieder vergisst, dass du mich je getroffen hast. Ich kann jede Erinnerung an mich so schnell löschen, dass ich de facto unsichtbar werde. Ich kann hingehen, wo ich will, stehlen, was ich will - und wenn ich will, kann ich im hellen Tageslicht morden.«
    »Sehr schlau, Miss Hades.«
    »Nenn mich doch bitte Aornis. Ich möchte, dass wir Freundinnen werden.« Sie strich sich die Haare hinter die Ohren zurück und betrachtete ihre Fingernägel, ehe sie sagte: »Ich habe gerade einen wunderschönen Kaschmirpullover gesehen. Den gibt's in Smaragdgrün und in Türkis. Was glaubst du, was steht mir besser?«
    »Keine Ahnung.«
    »Dann kauf ich sie mir eben beide«, sagte sie. »Die Kreditkarte ist eh nicht meine.«
    »Genießen Sie Ihr Spielchen nur«, sagte ich. »Es wird nicht ewig dauern. Ich habe Ihren Bruder erwischt - und Sie erwische ich auch noch.«
    »Und wie willst du das machen?« sagte sie höhnisch. »Wenn du dich nicht mal daran erinnern kannst, dass du mich überhaupt kennst? Du wirst dich auch an diese Begegnung nicht erinnern - bis ich es dir erlaube!« Damit raffte sie ihre Einkaufstüten zusammen und ging.
     
    Wieder flackerten die Lichter im Labor für Nanotechnologie. Wilbur warf mir einen verzweifelten Blick zu, als ihm klar wurde, dass auch der zweite Notstromgenerator ausgefallen sein musste. Er versuchte es erneut mit den Telefonen, aber die waren nach wie vor tot.
    Tod durch Zufall. Was für ein Ende! Und jetzt, zwei Minuten davor, hob Aornis die letzte Schranke in meinem Gedächtnis, und mir wurde klar, dass ich sie erst ganz vor kurzem noch gesehen hatte: vor kaum zwanzig Minuten am Eingang des Werksgeländes. Die gläserne Wachstation war keineswegs leer gewesen. Aornis hatte dort auf mich gewartet, um mir den Gnadenstoß zu versetzen. »Na!« sagte sie, als ich hereinkam. »Darauf bist du jetzt selber gekommen, nicht wahr?«
    »Verdammt, Hades!« erwiderte ich und griff nach meiner Pistole. Aber sie packte mich am Handgelenk und drehte mir mit überraschender Kraft und Schnelligkeit den Arm um.
    »Hör mal, Schätzchen«, flüsterte sie mir ins Ohr. »Im Labor für Nanotechnologie kommt es jetzt gleich zu einem schrecklichen kleinen Unfall. Dein Onkel dachte, er könnte die Hungernden satt machen, stattdessen wird er jetzt daran schuld sein, dass die Welt untergeht. Die Ironie ist wirklich zum Schneiden.«
    »Warten Sie -!« wollte ich sagen, aber sie drückte mir schmerzhaft den Hals zu und ich konnte nur röcheln.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher