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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre
Autoren: Jasper Fforde
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einen zweiten Soldaten, meinen Bruder, seinen besten Freund. Landen hatte zwar ein Bein verloren, war aber glücklich heimgekehrt. Mein Bruder war immer noch da draußen.
    »Wer ist das?« fragte Paige, die mir über die Schulter geblickt hatte.
    »Boah!«
kreischte ich. »Mußt du mich unbedingt so erschrecken?«
    »Tut mir leid. Die Krim?«
    Ich reichte ihr das Foto, und sie betrachtete es eingehend. »Das muß dein Bruder sein – ihr habt dieselbe Nase.«
    »Ich weiß, wir haben sie immer abwechselnd getragen. Ich war montags, mittw…«
    »… dann muß der andere Landen sein.«
    Ich drehte mich um und sah sie stirnrunzelnd an. Ich redete
nie
mit Fremden über Landen. Das war
Privatsache.
Ich haßte das Gefühl, daß sie mir nachspionierte.
    »Woher weißt du von Landen?«
    Als sie den Zorn in meiner Stimme bemerkte, zog sie lächelnd eine Augenbraue hoch. »Du hast mir selbst von ihm erzählt.«
    »Ach ja?«
    »Allerdings. Du hast zwar gelallt und fast nur dummes Zeug geredet, aber es ging eindeutig um ihn.«
    Ich zuckte zusammen. »Bei der Weihnachtsfeier letztes Jahr?«
    »Oder vorletztes. Du warst aber beileibe nicht die einzige, die gelallt und dummes Zeug geredet hat.«
    Ich warf noch einen Blick auf das Foto. »Wir waren verlobt.«
    Mit einem Mal wirkte Paige verlegen. Verlobte von der Krim waren ein
äußerst
heikles Thema. »Ist er … äh … heimgekehrt?«
    »Größtenteils. Er hat ein Bein zurückgelassen. Wir haben uns aus den Augen verloren.«
    »Wie heißt er mit Nachnamen?« erkundigte sich Paige; endlich erfuhr sie etwas über meine Vergangenheit.
    »Parke-Laine. Landen Parke-Laine.« Ich konnte mich nicht entsinnen, wann ich seinen Namen das letzte Mal laut ausgesprochen hatte.
    »Parke-Laine? Der Schriftsteller?«
    Ich nickte.
    »Gutaussehender Typ.«
    »Danke«, sagte ich artig, ohne recht zu wissen, weshalb. Ich legte das Foto in die Schreibtischschublade zurück. Paige schnippte mit den Fingern, als ihr wieder einfiel, was sie eigentlich von mir wollte.
    »Du sollst zu Boswell kommen«, verkündete sie.
    Boswell war nicht allein. Ein Mann um die vierzig erwartete mich und stand auf, als ich hereinkam. Er hatte eine lange Narbe im Gesicht. Boswell druckste einen Augenblick herum, warf hüstelnd einen Blick auf seine Armbanduhr, schob wichtige Termine vor und ging hinaus.
    »Polizei?« fragte ich, als wir allein waren. »Ist ein Verwandter gestorben oder so?«
    Der Mann schloß die Jalousien, damit wir gänzlich ungestört waren.
    »Nicht daß ich wüßte.«
    »SO-1?« Ich rechnete fest mit einem Rüffel.
    »Ich?« erwiderte der Mann. Seine Verwunderung war nicht gespielt.
    »Nein.«
    »LitAg?«
    »Warum setzen Sie sich nicht?«
    Er bot mir einen Platz an und ließ sich dann auf Boswells großem Eichendrehstuhl nieder. Er klatschte einen gelbbraunen Ordner mit meinem Namen auf den Schreibtisch. Die Akte war erstaunlich dick.
    »Geht es darin nur um mich?«
    Er ignorierte meine Frage. Statt den Ordner aufzuschlagen, beugte er sich vor und fixierte mich, ohne zu blinzeln. »Wie beurteilen Sie den Fall
Chuzzlewit

    Ich starrte unwillkürlich auf seine Narbe. Sie zog sich von der Stirn bis zum Kinn und war ähnlich klein und unauffällig wie die Schweißnaht eines Schiffsbauers. Sie zerrte an seiner Oberlippe, doch davon abgesehen war sein Gesicht eigentlich recht hübsch; ohne die Narbe wäre es vielleicht sogar schön gewesen. Mein Benehmen war taktlos. Instinktiv hob er die Hand, um die Narbe zu verdecken.
    »Kosake vom feinsten«, scherzte er gequält.
    »Das tut mir leid.«
    »Nicht nötig. Sie ist schließlich kaum zu übersehen.«
    Er schwieg einen Augenblick.
    »Ich arbeite für SpecOps-5«, verkündete er zögernd und zeigte mir eine polierte Marke.
    »SO-5?« stieß ich hervor, außerstande, mein Erstaunen zu verbergen. »Was treibt ihr da eigentlich genau?«
    »Das ist geheim, Miss Next. Ich habe Ihnen die Marke nur gezeigt, um Ihnen klarzumachen, daß Sie offen mit mir reden können und sich über die Geheimhaltungsvorschriften keine Gedanken zu machen brauchen. Ich kann das aber auch von Boswell bestätigen lassen, wenn Ihnen das lieber ist …«
    Mein Herz schlug schneller. Gespräche mit ranghöheren SpecOps-Beamten führten mitunter dazu, daß man versetzt wurde …
    »Also, Miss Next, wie denken Sie über
Chuzzlewit

    »Wollen Sie meine persönliche Meinung hören oder die offizielle Version?«
    »Ihre Meinung. Für die offiziellen Versionen ist Boswell zuständig.«
    »Ich
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