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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre
Autoren: Jasper Fforde
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zuständig?«
    »Für die bizarren Fälle.«
    »Ich dachte, das macht SO-2?«
    »Die erledigen die
noch
bizarreren Fälle. Ich habe meinen Verlobten gefragt, aber er ist leider nicht dazu gekommen, mir eine Antwort zu geben – wir waren sozusagen beschäftigt. Schau dir das an.« Paige hatte mich in den Saal mit den Manuskripten geführt. Die Glasvitrine, in der
Martin Chuzzlewit
gelegen hatte, war leer.
    »Gibt’s was Neues?« fragte sie eine Beamtin der Spurensicherung.
    »Nein.«
    »Handschuhe?« erkundigte ich mich.
    Die Spu-Si stand auf und streckte sich; sie hatte keinerlei Abdrücke gefunden.
    »Nein; und genau das ist das Komische daran. Es sieht aus, als ob sie den Kasten gar nicht angefaßt hätten; keine Handschuhe, kein Tuch – nichts. Wenn ich’s nicht besser wüßte, würde ich sagen, der Kasten ist gar nicht geöffnet worden und das Manuskript liegt noch darin!«
    Ich inspizierte die Vitrine. Sie war fest verschlossen, und keines der anderen Exponate hatten die Diebe auch nur angerührt. Die Schlüssel wurden getrennt aufbewahrt und sollten jeden Augenblick aus London eintreffen.
    »Hoppla, das ist ja merkwürdig …«, murmelte ich und beugte mich vor.
    »Hast du was entdeckt?« fragte Paige erwartungsvoll.
    Ich deutete auf eine Stelle an einer der Seitenscheiben, die kaum merklich pulsierte. Der Bereich hatte in etwa die Ausmaße des Manuskripts.
    »Das ist mir auch schon aufgefallen«, sagte Paige. »Ich dachte, das Glas hat einen Fehler.«
    »Gehärtetes Panzerglas?« sagte ich. »Auf keinen Fall. Und bei der Montage war das noch nicht da; das kannst du mir glauben, ich war dabei.«
    »Was dann?«
    Als ich über das harte Glas strich, kräuselte die blanke Oberfläche sich leicht. Mir lief ein Schauer über den Rücken, und mich beschlich ein unangenehmes Gefühl der Vertrautheit, als hätte mich ein ehemals verhaßter Mitschüler nach Jahren wie ein alter Freund begrüßt. »Diese Handschrift kommt mir irgendwie bekannt vor, Paige. Ich habe das dumpfe Gefühl, daß ich den Täter kenne.«
    »Du bist seit sieben Jahren Literatur-Agentin, Thursday.«
    Ich wußte, was sie damit sagen wollte. »Seit acht, und du hast ganz recht – du kennst ihn vermutlich auch. Könnte Lamber Thwalts dahinterstecken?«
    »Er
könnte
durchaus, wenn er nicht noch hinter Gittern säße – für die Fälschung von
Gewonnene Liebesmüh
muß er noch vier Jahre schmoren.«
    »Was ist mit Keens? Das ist genau seine Kragenweite.«
    »Milton weilt leider nicht mehr unter uns. Er hat sich in der Bibliothek von Parkhurst eine Analepsie geholt. Und war nach vierzehn Tagen mausetot.«
    »Hmm.«
    Ich zeigte auf die beiden Videokameras. »Wen haben die gesehen?«
    »Nichts und niemanden«, antwortete Paige. »Ich kann dir die Bänder gern vorspielen, aber danach bist du genauso schlau wie zuvor.«
    Sie zeigte mir das vorhandene Material. Der diensthabende Wachmann wurde auf dem Revier vernommen. Die Kollegen hofften, daß die Sache auf das Konto eines Angestellten ging, doch danach sah es nicht aus; der Wachmann war ebenso fassungslos wie alle anderen.
    Paige spulte das Video zurück und drückte auf PLAY. »Paß genau auf. Der Recorder geht die fünf Kameras nacheinander durch und nimmt jeweils fünf Sekunden auf.«
    »Das heißt, niemand bleibt länger als zwanzig Sekunden unbeobachtet.«
    »Du hast’s erfaßt. Siehst du? Da haben wir das Manuskript …« Sie zeigte auf das Buch, das gut sichtbar in der Bildmitte lag, als der Videorecorder auf die Kamera über dem Eingang schaltete. Es war alles ruhig. Dann weiter zur Innentür, durch die jeder Einbrecher hätte kommen müssen; die anderen Eingänge waren vergittert. Dann kam der Korridor, danach das Foyer; schließlich wechselte der Apparat in den Manuskriptsaal zurück. Paige drückte die PAUSE-Taste, und ich beugte mich vor. Das Manuskript war verschwunden.
    »Zwanzig Sekunden Zeit, um einzusteigen, den Kasten zu knacken,
Chuzzlewit
abzugreifen und die Fliege zu machen? Ausgeschlossen.«
    »Glauben Sie mir, Thursday, genau so ist es gewesen.« Letztere Bemerkung stammte von Boswell, der mir über die Schulter geblickt hatte. »Ich habe keine Ahnung, wie es die Kerle geschafft haben, aber sie haben es geschafft. Gerade hat Supreme Commander Call angerufen, der Premierminister macht ihm die Hölle heiß. Im Parlament wird heftig debattiert, und der eine oder andere Kopf wird rollen. Und meiner wird das nicht sein, darauf können Sie wetten.«
    Er sah uns betont eindringlich
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