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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre
Autoren: Jasper Fforde
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an, und mir wurde ein wenig mulmig zumute – schließlich war ich diejenige, die das Museum in Sicherheitsfragen beraten hatte.
    »Wir arbeiten auf Hochtouren, Sir«, sagte ich und ließ das Video weiterlaufen. Die Perspektive wechselte im Fünfsekundentakt, ohne jedoch neue Erkenntnisse ans Licht zu bringen. Ich nahm mir einen Stuhl, spulte das Band zurück und sah es mir noch einmal an.
    »Wozu soll das gut sein?« fragte Paige.
    »Wer sucht, der findet.«
    Aber ich fand nichts.

3. Wieder am Schreibtisch
    Das
Special Operations Network
wird direkt von der Regierung finanziert. Obwohl die Arbeit der Behörde im wesentlichen zentral gesteuert wird, verfügen sämtliche SpecOps-Abteilungen über örtliche Repräsentanten, die auf die Vorgänge in der Provinz ein wachsames Auge haben. Diese unterstehen wiederum örtlichen Kommandanten, die mit den staatlichen Behörden für Informationsaustausch, geistige Führung und Grundsatzentscheidungen in ständigem Kontakt stehen.
Wie bei den meisten großen Behörden ist das alles bloß Theorie, und in der Praxis herrscht heilloses Chaos.
Interne Querelen, Intrigen, politische Interessenkonflikte, Arroganz und schlichte Sturheit führen nachgerade
zwangsläufig
dazu, daß die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut.
    MILLON DE FLOSS, Eine kurze Geschichte des Special Operations Network
    Nach achtundvierzig Stunden ergebnisloser Jagd auf
Martin Chuzzlewit
hatten wir nicht den geringsten Hinweis auf seinen Verbleib. Von Konsequenzen war die Rede, doch dazu mußten wir erst einmal herausbekommen, wie das Manuskript entwendet worden war. Es hatte schließlich wenig Sinn, jemanden dafür zur Rechenschaft zu ziehen, daß im Sicherheitssystem eine Lücke klaffte, wenn man gar nicht wußte, worin sie bestand.
    Mich langsam, aber sicher der Verzweiflung nähernd, saß ich an meinem Schreibtisch auf dem Revier, als mir mein Gespräch mit Dad einfiel. Ich rief meine Mutter an und bat sie, das Schlafzimmer keinesfalls mauve zu streichen. Der Schuß ging insofern nach hinten los, als sie diese Idee für grandios hielt und auflegte, bevor ich widersprechen konnte. Seufzend blätterte ich in den Telefonprotokollen, die sich im Lauf der letzten beiden Tage angesammelt hatten. Die meisten Anrufe kamen von Informanten oder besorgten Bürgern, die überfallen oder betrogen worden waren und nun wissen wollten, wie wir mit den Ermittlungen vorankamen.
    Aber all das waren Kleinigkeiten im Vergleich zu
Chuzzlewit
– es gab schließlich jede Menge gutgläubiger Menschen, die zu Schleuderpreisen Byron-Erstausgaben kauften und sich bitter beklagten, wenn sie im nachhinein feststellten, daß sie einer Fälschung aufgesessen waren. Wie die meisten meiner Kollegen hatte ich eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wer hinter alldem steckte, aber die großen Fische fingen wir nie – nur die »Veräußerer«, die Händler, welche die Ware weiterverkauften. Das Ganze roch nach Korruption an höchster Stelle, aber das konnten wir nicht beweisen.
    Normalerweise las ich die Protokolle mit Interesse, doch heute schien mir nichts furchtbar Wichtiges dabei zu sein. Die Gedichte von Byron, Poe und Keats sind und bleiben schließlich Originale, Raubdruck hin oder her. Dem Lesevergnügen tut das keinen Abbruch.
    Ich zog meine Schreibtischschublade auf, holte einen kleinen Spiegel daraus hervor und sah hinein. Eine junge Frau mit reichlich unscheinbaren Zügen starrte mich an. Ihr halblanges, mattbraunes Haar war im Nacken achtlos zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihre Wangenknochen ließen sich bestenfalls erahnen, und in ihrem Gesicht zeichneten sich unverkennbar erste Falten ab. Ich dachte an meine Mutter, die schon mit fünfundvierzig runzlig wie eine Walnuß gewesen war. Schaudernd legte ich den Spiegel in die Schublade zurück und holte ein verblichenes, leicht zerknittertes Foto heraus. Es zeigte mich im Kreise einer Handvoll Kameraden auf der Krim: Corporal T. E. Next, 33550336, Fahrer (TTP), Leichte Panzerbrigade.
    Ich hatte meinem Vaterland gewissenhaft gedient, ein militärisches Desaster überlebt und war dafür ehrenhaft entlassen worden, mit einem Orden als Beweis. Sie hatten von mir erwartet, bei Rekrutierungsveranstaltungen Vorträge über Tapferkeit und Effizienz zu halten, doch ich hatte sie enttäuscht. Ich ging zu einem Bataillonstreffen, weiter nichts; ich hatte unwillkürlich nach Gesichtern gesucht, die gar nicht da sein konnten.
    Auf dem Foto stand Landen links von mir und umarmte mich und
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