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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten
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reagierten augenblicklich. Sie zeigten gehörigen Respekt vor dem Mann hinter der schmuddeligen Theke. Angesichts der Muskelberge, die sich unter seinem fetttriefenden, zerrissenen Hemd abzeichneten, war dies kein Wunder.
    Plötzlich packte Doolin Nadja und zog sie zurück. Rings um den Wirt entstand ein Freiraum von gut und gern zwei Metern, den der Herr des Hauses nun nutzte. Er schob einen Holzspan unter die Herdplatte, wartete geduldig, bis er Feuer fing, und tauchte ihn in die Holztränke. Gleich darauf sprang er von der Theke zurück – dennoch entging er der Stichflamme, die hoch zur Decke schoss, nur um Haaresbreite. Es krachte im Gebälk; eine vorsorglich an den Holzbohlen über ihm angebrachte Metallplatte knisterte und knackste.
    »Und das nennst du frisch, du Sohn eines linksdrehenden Haggis-Bocks?«, schrie Doolin über das Getöse hinweg. »Weißt du nicht, wen du vor dir hast?«
    Für einen Augenblick zeichnete sich so etwas wie Angst im Gesicht des Wirts ab. »Verzeih mir, Doolin«, rief er. »Ich vergaß die Würze.«
    Er öffnete eine Metalldose, holte eine Messerspitze grünblauen Pulvers hervor und ließ es zwischen zittrigen Fingern in den Holztrog rieseln.
    Nun
wurde es richtig laut, und
diesmal
kam der Wirt nicht ohne Verbrennungen davon.
    Nach einem Essen, das wesentlich besser schmeckte, als es aussah, kehrten Nadja und Doolin um. Der Bucklige wählte einen Weg, der über meist offenes Gelände führte. Also lustwandelten sie durch Parklandschaften, die eine großartige Aussicht auf die Ländereien rings um den Rosen-Palast erlaubten. In weiten Teilen der Umgebung schien die Welt noch in Ordnung zu sein. Viele Zuchtrosenstöcke standen selbst in der Winterszeit in Hochblüte. Manche waren von dickem Reif überzogen, manche gediehen ungeachtet der Kälte. Es war, als hätte Talamh seine Blicke auf sie gerichtet und ihre Schönheit mit einem Lächeln erweckt.
    »Lyonesse ist bezaubernd«, sagte Nadja. Sie widerstand dem Impuls, ihren Kopf an Doolins Schulter zu lehnen. Erstens reichte die Körpergröße des Buckligen dafür nicht aus, und zweitens war ihr seine Rolle in diesem Spiel nicht klar.
    »Lyonesse ist bezaubernd«, echote ihr Begleiter.
    »Lebst du schon immer hier?«
    »Ich stamme aus Ballinalaken Castle, nahe der Dorfschaft Doolin im irischen Clare County«, sagte der Bucklige in redseliger Laune. Vermutlich war sie dem dritten Bunsenbrenner geschuldet, den er kurz vor dem Aufbruch im
Merry Maidens
in einem Zug geleert hatte. »Ich bin der uneheliche Sohn des Erdgespenstes Carwyn von Saxon. Aufgrund meines Familienstatus hatte ich keinerlei Anrecht darauf, im Land meines Vaters zu bleiben. Also ging ich auf die Wanderschaft …«
    »Du bist der
Sohn eines Erdgespenstes?
«, hakte Nadja nach.
    »Der
uneheliche
Sohn«, betonte Doolin. »Meine Mutter war eine Herumtreiberin. Ein Wirrlicht …«
    »Du meinst ein
Irrlicht!
«
    »Unterbrich mich nicht ständig! Ich habe zwar ein paar Liter Alkohol und ein knappes Pfund Schwarzpulver getankt, aber ich weiß immer noch recht gut, was ich sage. Sie war ein Wirrlicht, das aus einem Polarlicht-Streifen entsprungen und südwestlich abgedriftet war. Jedenfalls fand mein Vater Gefallen an ihr. Während ihrer Vereinigung kam es zu einer ektoplasmischen Verstofflichung. Und das Resultat bin ich, in all meiner Pracht und Größe.«
    Er warf sich in eine Pose, die, wie Nadja fand, jämmerlich geriet. Nur mit Mühe verkniff sie sich ein Lächeln. »Schwindelst du mich wirklich nicht an, Doolin?«
    »Können Gespenster schwindeln?«, stellte er eine philosophische Gegenfrage, um gleich darauf ernst zu werden. »Alebin hat ein gewisses Faible für Mischwesen wie mich. Er hat mich vor langer Zeit angeworben und an sich gebunden.« Doolin rang mit sich. Er schien mehr sagen zu wollen, doch es gelang ihm nicht. Alebin besaß zweifellos Macht über ihn, die der Bucklige nicht zu brechen in der Lage war. »Er
parkte
mich in Lyonesse und jetzt, da er mich benötigt, muss ich … muss ich …«
    Schweißüberströmt brach er ab. Lag es am Alkohol oder an den Gedanken an seinen Herrn und Meister?
    Sie erreichten die Zugbrücke, die über den mit brackigem Wasser und Seerosen gefüllten Burggraben führte.
    Cunomorus zeigte sich auf der Wehr oberhalb des Haupttores. Unruhig ging er auf und ab. Sein helles, langes Haar flatterte im Wind. Jemand schien nach ihm zu verlangen, denn plötzlich zuckte er zusammen und wandte sich ab.
    Nadja und Doolin nutzten diesmal
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