Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten
Autoren:
Vom Netzwerk:
Hadubey, Podarge und die anderen Harpyien, Cor und der Kau – diese Namen und Geschichten waren ihr einerlei. Für sie zählte nur das kleine Bündel Mensch – oder Elf –, das sie in ihren Armen trug. Die Gedanken an all die Sorgen und Schmerzen, die sie während der letzten Wochen und Monate hatte erdulden müssen, lösten sich in Luft auf. Sie wurden von alles erlösender Müdigkeit weggeschwappt.
    Es war schön, sich fallen zu lassen, ohne befürchten zu müssen, hart aufzuprallen. Eine Walnusskutsche transportierte die Familie auf mit Straußenfedern ausgestopften Polstern. Eine Leibgarde würde während der Übergänge alle Gefahren von ihnen fernhalten. David, schwach, aber glücklich, ruhte an Nadjas Seite und streichelte ihr Haar. Niemals zuvor hatte sie die Gelegenheit gehabt, ihre Rolle als Mutter und als Mitglied einer Familie in dieser Form auszukosten. Es war so wunderschön …
    Nadja schlief ein.
    Sie erwacht. Sie schleicht sich nach draußen, ohne zu wissen, für was »drinnen« und für was »draußen« eigentlich steht. Nadja weiß, dass sie sich durch einen Traum bewegt, und sie ist neugierig. Ihr Ausflug verspricht spannend zu werden
.
    Der Getreue. Er steht vor ihr, wie hingeklotzt. Seine schwarz behandschuhten Finger locken sie weiter, auf einen schmalen Pfad hinab. Ihr Geist gehorcht. Sie weiß, dass sie schläft, und sie kann nichts gegen die Lockungen des unheimlichen Wesens ausrichten. Sie gehorcht
.
    Wird er sie in seinen Schwarzen Turm bringen? Ins Innere dieses kühlen, unheimlichen Gemäuers, an das sie sich mit einem Mal erinnern kann?
    Nein
.
    Der Schwarze Turm bleibt mit dem Hintergrund verwachsen. Sie stehen auf einem Hügel. Starker Wind wirbelt durch ihr luftiges Kleid, sodass ihre Beine bis zu den Oberschenkeln entblößt werden. Es kümmert Nadja nicht, denn sie weiß ja, dass sie träumt. Sie spürt auch keine Angst
.
    Der Getreue sagt etwas. Sie weiß, dass es so ist, obwohl sie im Inneren seiner Kapuze kein Gesicht und keinen Mund ausmachen kann
.
    Sekunden vergehen, bevor sie seine Worte zeitversetzt hört
.
    »Es beginnt.«

Epilog
Es wächst zusammen, was zusammengehört
    Alebin flüchtete. Ziellos trieb er durch die Burg, stets verfolgt von widerlichen Liebesbekundungen, die ein Baby von sich gab und sein Land damit zwangsbeglückte. Es war so schwer, sich dagegen zu wehren, doch er musste durchhalten, musste es unbedingt, und einen sicheren Hafen erreichen.
    Irgendwie gelangte er in die Stadt hinab. Ohne auf den versteinerten Gaewych zu achten, stürzte er sich in den Wünschelbrunnen. Doch die notwendigen Worte und Beschwörungen wollten ihm nicht einfallen. Das Licht, auf das er zufiel – es war zu klein, zu schmal, zu wenig.
    Würde er sterben? Ertrinken oder seinen Kopf am Grund des Brunnens zerschlagen?
    Nein! Er war Alebin, das Stehaufmännchen. Der Elfenmensch oder Menschelf, der noch jede Schwierigkeit überwunden hatte und stets auf die Beine gekommen war, um wieder von vorn anzufangen. So, wie es ihm vor Monaten gelungen war, in einem Handstreich Lyonesse zu erobern.
    Die notwendigen Handbewegungen und Beschwörungen fielen ihm buchstäblich in letzter Sekunde ein. Er kippte ins Licht – und fand sich unvermittelt auf der anderen Seite des Tores wieder. In einem Niemalsland, von dem aus ihm alle Optionen offenstanden.
    Es galt, Schulden einzutreiben und eine neue Basis zu errichten. Irgendwo, in einem seiner vielen Ausweichquartiere.
    Alebin frohlockte. Diese widerlichen Glücksgefühle lösten sich in Luft auf und waren in diesem Nichts zwischen den Reichen nicht mehr zu spüren. Er fühlte sich bereits wieder kräftig genug, um neue Pläne zu schmieden. Den Hass auf Nadja, Talamh und all seine anderen Feinde schob er für den Moment beiseite. Vorerst galt es, wieder auf die Beine zu kommen. Geduld und Spucke, ein wenig Glück – das war alles, was er benötigte. Er …
    Plötzlich trat eine Gestalt aus dem Licht. Ein Wesen, wie er es niemals zuvor wahrgenommen hatte. Eine Hirschkuh, die zugleich ein riesiger Fisch, aber auch ein Schwan, ein Schwein, ein Tiger oder ein Tapir sein mochte. Ein Tier, das ein Kreuz zwischen den Hörnern, den Ohren, den Kiemen, den Fellstreifen trug und das nach bittersüßen Äpfeln roch. Es kam auf Alebin zu. Es sandte niemals zuvor ausgesprochene Worte aus. Erzählungen von einer Reise, die dieses »Es« durch alle Welten und durch alle Zeiten geführt hatte, um ihn zu finden. Ihn zu stellen.
    Die Stimme des Wesens war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher