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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten
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Wehwehchen, die er immer deutlicher spürte.
Die Zeit der Elfen geht zu Ende, wenn wir nicht bald den Quell der Unsterblichkeit finden. Dann ist es vorbei mit meinem eigenen Reich, vorbei mit der Rache an Bandorchu und Fanmór – und vorbei mit Cyrwyths Leid
.
    Er sah an sich hinab. Seine Männlichkeit versagte. Alebin, der Frauenheld, der im Reich der Menschen über Jahrtausende hinweg Herzen gebrochen hatte, scheiterte an sich selbst und seinen trübseligen Gedanken.
    Nein!
Er richtete sich auf und konzentrierte sich auf einen Hypnosezauber, den ihn Enki, der sumerische Gott der List, der Weisheit und der Unersättlichkeit, gelehrt hatte. »Ki-sigil ug hé-mu-ù-zu«, murmelte er, »ki-sigil ug hé-mu-ù-zu.«
    Alebin wiederholte den Spruch mehrere Male. Bis er fühlte, wie seine Hemmungen verschwanden und seine Körperlichkeit wieder jenen Stellenwert einnahm, den er sich wünschte. Er fiel über Cyrwyth her und beglückte sie nach allen Regeln der Kunst. Irgendwann meinte er gar zu fühlen, dass die Faserelfe auftaute und ein gewisses Interesse an dem zeigte, was er mit ihr anstellte. Ihrer beider Bewegungen fanden zu einem naturgegebenen Gleichklang, und manche Worte, die sie stöhnte und seufzte, klangen ehrlich gemeint.
    Alebin hingegen blieb stumm. Erst als er den Höhepunkt des Liebesaktes erreichte, rief er laut: »Nadja!« – und bewirkte den Zauber, den er für seinen perfiden Plan benötigte. Der Liebesakt endete so, wie er es sich vorgestellt hatte.

2 Stadtbegehung
    Nadja glaubte platzen zu müssen. In ihr dampfte und gärte es. Sie fühlte sich hin und her geschubst, manipuliert, dirigiert und gesteuert. Dieser goldene Käfig namens Lyonesse war ein weiterer Tiefpunkt in ihrem Dasein.
    Im Rückblick kam ihr das Leben, das sie vor der Begegnung mit Rian und David geführt und als aufregend empfunden hatte, ungemein beschaulich und langweilig vor. Seit diesen Tagen stand alles kopf, im wahrsten Sinne des Wortes. Nadja hatte neue Welten entdeckt, die nebenan, über- und untereinander existierten; sie hatte ein Kind empfangen, das darauf beharrt hatte, selbst zu bestimmen, wann es auf die Welt kommen wollte. Sie hatte ihre Mutter gefunden und viel zu rasch wieder verloren; ebenso den Vater, der wie andere Freunde von diesem Abgrund namens Ragnarök verschluckt worden war.
    Nun bettete die junge Frau ihren Sohn Talamh in der Krippe aus Ebenholz zur Ruhe. Ihr Kind ließ es geschehen. Genüsslich nuckelte der Kleine an seinem rechten Daumen, und mit einem seligen Lächeln auf den Lippen schlief er ein. Nadja nickte Margarethe, der fürsorglichen Amme, zu und schlich sich aus dem Schlafgemach.
    An der Tür blickte sie zurück. Rings um die Krippe sprossen frische Triebe aus dem jahrhundertealten Holzboden; selbst die gepolsterte Liegestatt Talamhs war von Ranken bedeckt. Hellgrüne Blätter entrollten sich und tasteten zärtlich nach dem Kleinen, betörender Duft erfüllte den abgedunkelten Raum.
    »Möchtest du einen Spaziergang unternehmen, Herrin? Hinab in die Stadt?« Der bucklige Doolin erwartete sie im Gang. Er war nur eine der vielen kruden Gestalten, die Alebin um sich geschart hatte. Schaum spritzte aus seinem Mund und klatschte auf den Boden.
    Doolin war ihr einer der liebsten Aufpasser. Er war unaufdringlich, verfügte über Charme und Humor, und er brachte Nadja trotz der unangenehmen Lage, in der sie sich befand, zum Lachen.
    »Talamh wird nicht lange schlafen«, sagte sie zögernd. Obwohl … Es reizte sie, ein wenig mehr von Lyonesse zu sehen. Immerhin erlaubte man ihr selten genug, den Rosen-Palast zu verlassen.
    »Komm schon!«, drängte Doolin. »Der Kleine würde sich wehren, wenn er etwas gegen einen kleinen Ausflug hätte. Nicht wahr?«
    Der Bucklige hatte recht. Talamh wusste sich sehr wohl zu artikulieren, und er besaß eine Willenskraft, die weit über alles hinausging, was Nadja jemals gesehen und erlebt hatte.
    »Also gut«, sagte sie und deutete dem Kleinen voranzugehen. Doolin folgte der Einladung ächzend.
    Sie wanderten labyrinthische Gänge entlang, bis sie die Vorhalle erreichten und den Rosen-Palast durch ein Nebentor verließen. Grazil gebaute Elfen, die Wache standen, blickten ihnen hinterher. Viele Bewohner von Lyonesse brachten Nadjas Anwesenheit in erster Linie mit dem Auftauchen Alebins in Verbindung. Nadja wurde geduldet, aber kaum einer der Burginsassen mochte sie.
    Doolin geleitete sie ins Freie. Geblendet schloss sie die Augen. Die Sonne, die es in dieser
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