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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten
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den Weg über die Zugbrücke. Wiederum wurden sie von Elfen empfangen, die die Besucherin mit kritisch-missbilligenden Blicken bedachten.
    »Es hat sich viel geändert im Rosen-Palast«, sagte Nadja, um das Schweigen zwischen ihr und dem Buckligen zu brechen. Sie deutete auf die ehernen Verteidigungswerke und klobigen Steinmauern, die so ganz anders wirkten als jene fragilen Wehren, die Nadja kurz nach ihrer Ankunft in der »City of the Lioness« wahrgenommen hatte.
    »Alebin liebt Veränderungen«, bestätigte Doolin. »Er ist ein unruhiger Geist. Mich wundert allerdings, dass er so viel Mühe aufbringen ließ, um das äußere Bild der Burg nach seinen Vorstellungen zu verändern. Wäre ich an seiner Stelle, würde ich meine Energie in die Außenverteidigung von Lyonesse stecken.«
    In der Tat blieb der schottische Elf rätselhaft. Er war gleichermaßen bösartig, großzügig, hinterhältig, liebenswert, weltmännisch und spießig. Jede seiner Eigenschaften fand sich in seinem Charakterbild gespiegelt.
Wer
, so fragte sich Nadja,
ist Alebin wirklich?
    Sie musste Ohren und Augen offen halten – und ihr gefährliches Spiel, das sie mit Alebin am Laufen hatte, noch ein Stückchen weiter treiben.
Interesse an ihm zeigen und sich im nächsten Moment distanziert geben – wie lange wird er da noch mitspielen?
, dachte sie.
Ich muss es riskieren. Vielleicht findet sich in seiner Vorgeschichte der Schlüssel, den ich benötige, um meine Familie zu befreien
.
    Kaum hatten sie den Fuß in den Palas gesetzt, trat eine alte Hutzelfrau aus dem Schatten eines Säulengangs. Koinosthea, Nadjas offizielle Gesellschaftsdame. »Alebin wünscht dich zu sehen«, sagte sie. »Du sollst dich einkleiden.«
    »Aber Talamh …«
    »Für deinen Sohn ist gesorgt. Margarethe kümmert sich um ihn.« Die Alte entblößte ihr mangelhaftes Gebiss. »Husch, husch – lass deinen Herrn nicht warten!«
    Nadja nickte Doolin dankbar zu und folgte Koinosthea. Der Bucklige hatte ihr ein paar Stunden geschenkt, während deren sie ihr Elend vergessen hatte. Nun aber war es an der Zeit, wieder in die traurige Realität zurückzukehren. Koinosthea stand für all das Schlechte, das mit Alebins Ankunft im Rosen-Palast Einzug gehalten hatte. Sie hätte seine Mutter sein können …

3 Stadtgespräche
    Alebin ließ den Rosen-Palast, den Regierungssitz des Königs Cunomorus, nach seinen Vorstellungen verändern. Der Rosenthron zeigte Anzeichen steinerner Verwesung. Verwelkte Blütenblätter aus Granit umgaben den Sitz. Mit jedem Schritt trat Alebin auf die Reste der Schönheit, die dieses einmalige Kunstwerk einst ausgezeichnet hatte.
    Steinmetzger einer uralten Zwergen-Dynastie hatten während der vergangenen Wochen zwei weitere Throne aus schwerem, dunklem Mondstein geschlagen. Der eine, glatt und schmucklos, überragte die anderen. Er war über zwölf Stufen zu erreichen, von denen jede höher als die vorherige lag. Tiefe Kratzspuren zeigten sich im Fels. Sie waren Zeugnis jener Langeweile, die Shumoonya von Zeit zu Zeit befiel.
    Alebin bestieg den
Dunkelsitz
und hieß die Bestie, auf dem kleinsten Thron neben ihm Platz zu nehmen. Sie gehorchte dem Kommando, rollte sich auf der breiten Sitzmulde ein und schloss die Augen.
    »Wie geht es dir, Cunomorus?«, fragte Alebin den düster vor sich hin brütenden Elfen zu seiner Rechten.
    »Wie soll es mir schon gehen … Herr?«, antwortete der König mit einer Gegenfrage, ohne sein Haupt zu heben. »Du kontrollierst mich und mein Reich, das Volk verachtet mich. Wir werden zwischen Bandorchus und Fanmórs Heertruppen aufgerieben.«
    »Das siehst du ein wenig zu schattig. Wenn alles so läuft, wie ich es mir vorstelle, werden wir bald unserer Probleme ledig sein. Dann kannst du abdanken und mir die schwere Last der Regierungsarbeit auch formell übertragen. Ich sorge dafür, dass du einen deinen Verdiensten um Lyonesse angemessenen Alterssitz zur Verfügung gestellt bekommst. Eine kleine Kate, ein oder zwei Diener und ein paar Säckchen mit Rosensamen werden’s tun, nicht wahr?«
    »Wenn du es sagst …«
    Alebin griff nach rechts, packte eine der steinernen Rosenranken und pflückte mehrere Granitblätter ab, die er zwischen seinen Fingern zerbröselte. Er ärgerte sich. Cunomorus machte ihm diesmal nicht allzu viel Freude. Der König gab sich abweisend und reagierte nicht auf seine Sticheleien.
    Nein, er benötigte Aufmunterung. Die Mußestunde mit Cyrwyth hatte ihm in keinerlei Hinsicht Befriedigung verschafft. Sie
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