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ThunderStorm

ThunderStorm

Titel: ThunderStorm
Autoren: Mathilda Grace
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Akte über den Mord an seinem Vater unter den Nagel gerissen. Inklusive der Passagierlisten von Flug 384 aus London, Heathrow, mit dem ich damals über New York City hergekommen war. Das war in den Augen der Polizisten nie von Bedeutung gewesen, für Jannik Whistler allerdings schon.
    Er hatte den Namen Sergej Romanov gelesen, sich aus irgendeinem Grund darüber gewundert und herausgefunden, dass derselbe Sergej Romanov zwei Tage nach dem Mord in ein Flugzeug zurück nach New York City gestiegen war, um von dort aus nach London zu fliegen.
    Dass Sergej Romanov, ein russischer Geschäftsmann aus Moskau, ein Haus außerhalb von Albany besaß, hatte die Polizei ebenfalls nicht weiter gestört. Meine falsche Identität war ein reicher Geschäftsmann mit perfekten Papieren. Niemand hätte mir daraus einen Strick drehen können, aber um ehrlich zu sein, bestand die Gefahr ohnehin nicht.
    Cops scheren sich nicht sonderlich um ermordete Geschäftsmänner, die jede Menge Dreck am Stecken hatten, wie Richard Whistler. Auch wenn die Polizei das nicht gerne hört, ist es meine Erfahrung aus den letzten zwölf Jahren und ich habe sie oft genutzt. Whistlers Sohn war anders. Was immer ihn an dieser Sache gestört hat, sein Name und genügend Geld machten es möglich. Jannik Whistler hat sich auf die Suche nach Romanov gemacht und das hat mein Sicherheitssystem Alarm schlagen lassen.
    Ich wartete ein paar Wochen ab und ließ Sergej Romanov bei einem Autounfall sterben.
    Eine Woche später bekam ich die Nachricht, dass unbekannte Täter seinen Sarg ausgegraben hatten.
    In dem Augenblick wurde mir bewusst, dass Jannik Whistler nicht so schnell aufgeben würde. Also drehte ich den Spieß um und forschte genauer nach. Ich wollte wissen, ob er mir gefährlich werden konnte. Was ich über ihn herausfand, war weder aufregend noch sonderlich besorgniserregend.
    Whistler war siebzehn Jahre alt, als ich seinen Vater tötete.
    Jetzt ist er einundzwanzig und auf der Suche nach dem Tod. Nach mir. Er hat eine Mutter und eine Schwester, sie leben in Washington. Seine Mutter gibt das Vermögen ihres Mannes mit vollen Händen aus und das Mädchen studiert. Der Junge hat das College mit Bestnoten abgeschlossen, ein ungenutztes Stipendium für Harvard in der Tasche und einen Kater namens Bob.
    Keine Bedrohung, entschied ich und nahm einen neuen Job an.

    Seit vier Wochen bin ich nun zurück in den USA, um drei weitere Identitäten ärmer und mit der späten Erkenntnis, dass ich mein erstes Urteil über Jannik Whistler revidieren muss. Er ist eine Bedrohung und ich mag keine Bedrohungen.
    Aus diesem Grund bin ich jetzt hier. Auf dem Hausdach gegenüber eines Mehrfamilienhauses mitten in Baltimore, in dem Whistler seine Wohnung hat. Es ist gleich Mitternacht und seit ich bei Einbruch der Dunkelheit hier eintraf, sitzt er vor dem Computer. Er hat sich eine Pizza bestellt, war zweimal im Bad, hat seinen Kater gefüttert und das Katzenklo saubergemacht.
    Whistler hält die Wohnung sauber, nur seine Küche sieht aus wie ein Saustall. Woher ich das weiß? Ich war drin. Letzte Nacht, als er schlief. Gestern hatte er keine Pizza, sondern asiatisch, ansonsten war der Zeitverlauf der Gleiche. Heute Nacht, sobald er im Bett ist, werde ich seinen Computer anzapfen, um herauszufinden ob und wie viel er wirklich über mich weiß.
    Man sollte seine Feinde kennen, bevor man sie ausschaltet. So spart man sich viel Ärger und vermeidet unliebsame Überraschungen. Eine der obersten Regeln als Auftragskiller. Ich habe sie auf die harte Tour gelernt, denn als Anfänger macht man Fehler. Wer sie überlebt, lernt daraus. Wer nicht, ist tot. Ich habe den Angriff überlebt, als sich eines meiner Opfer als Kampfsportexperte herausstellte. Auch wenn ich die folgenden Monate pausieren musste, um meine gebrochenen Knochen zusammenwachsen zu lassen.
    Danach habe ich nie wieder den Fehler begangen, einen Job ohne gute Recherche in Angriff zu nehmen.
    Bei Jannik Whistler hat mir diese Recherche bisher gebracht, dass der Junge mit dem Computer umgehen kann, dass er keine Ahnung hat, wen er eigentlich sucht, und dass er seinen Kater liebt. Was ihn mir im normalen Leben wohl sympathisch machen würde, denn ich mag Tiere. Alle. Auch die giftigen und hässlichen. Tiere nehmen den Menschen, wie er ist und sie zeigen dir, wenn du in ihren Augen Mist gebaut hast. Wenn ich lange genug lebe, um diesen Job hinter mir zu lassen und mich zur Ruhe zu setzen, werde ich ein Haustier haben.
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