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ThunderStorm

ThunderStorm

Titel: ThunderStorm
Autoren: Mathilda Grace
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stören, obwohl jeder im Haus wusste, dass das hier für ihn die erste Nacht in seinem eigenen Bett war.
    Nach einer Woche Außendienst in den gefährlichsten Ecken von Baltimore. Eine Woche ohne Dusche, ständig draußen unterwegs, keine geregelten Mahlzeiten und vor allem kaum Schlaf. Und das im tiefsten Winter, denn seit Weihnachten schneite es. Mittlerweile war Ende Januar, aber eine Wetterbesserung nicht in Sicht. Deswegen war Jake mit seinem Bruder Lennox und einigen Freiwilligen unterwegs gewesen. Um dafür zu sorgen, dass die Leute auf den Straßen Decken, Schlafsäcke und etwas zu essen bekamen.
    Eine alljährliche Tradition vom Porter-Haus und Jake hatte nicht vor, damit zu brechen. Er war Sozialarbeiter geworden, um Menschen zu helfen, die sich nicht selbst helfen konnten, aber dafür bei der Stadt angestellt zu sein, hatte Jake nicht lange ausgehalten. Baltimore fehlte das Geld, um wirklich etwas ausrichten zu können und deshalb war er nach seinem Studium, einigen Praktika und einem Jahr Arbeit beim Sozialamt, in das von seinen Eltern aufgezogene Projekt für Süchtige, Obdachlose und Straßenkinder eingestiegen.
    Das Porter-Haus war ein reines Familienprojekt und neben seinem Bruder Lennox, der als Streetworker half, sofern er nicht als selbstständiger Computerspezialist in und um Baltimore unterwegs war, arbeitete auch seine Schwester Maggie im Haus mit. Sie kümmerte sich um die gesamte Organisation und sie war erstklassig darin. Maggie sorgte dafür, dass alles lief und Jake genug Zeit für seine Kids hatte. Sie war seine kleine Schwester und gleichzeitig auch seine beste Freundin, rechte Hand und Helferin für alle Fälle, Notfälle und Unfälle, von denen eigentlich ständig welche im Haus lebten.
    Das Porter-Haus war rund um die Uhr geöffnet, wenn nötig.
    Meistens war das nötig, denn Jake kümmerte sich nur um die schwierigsten Fälle, die alle anderen aufgegeben hatten. Problemkids, die völlig abgestürzt waren und im letzten Augenblick die Kurve gekriegt hatten. Wie alt sie waren, war Jake egal. Er half nur denen, die es wirklich wollten, und die sich bei ihrer Wahl zwischen Leben und Tod für das Leben entschieden hatten.
    Viele Freunde hatte sich Jake mit dieser kaltherzigen Einstellung in den vergangenen Jahren nicht gemacht, aber das kümmerte ihn nicht. Baltimore hatte zu viele Drogensüchtige und Problemkids auf den Straßen, und wenn er pro Jahr auch nur einen retten konnte, war das genau der Erfolg, der ihm immer wieder Recht gab und der Jake weitermachen ließ.
    Für Preston, der es nicht geschafft hatte, und dessen Tod seine Eltern zum Anlass genommen hatten, all ihre Zeit, ihre Liebe und ihr Geld in dieses Projekt zu stecken, das nun ihm gehörte.
    Sein ältester Bruder war an einer Überdosis Heroin gestorben und hatte mit seinem Tod den Grundstein für dieses Wohnprojekt gegeben, das seit nun mehr fünfzehn Jahren existierte, die letzten zehn davon in Jakes Hand. Jake steckte sämtliche Energie in die Rettung gefallener Kinder, junger Erwachsener und Menschen, die niemand mehr wollte und die von ihren Familien, sofern sie noch eine hatten, aufgegeben worden waren.
    Als das Licht anging, gab Jake den Kampf um seine Bettdecke auf. „Verdammt, was ist denn?“
    „Telefon für dich. Ein Notfall.“
    Maggie hielt ihm das Telefon hin. Jake seufzte, bevor er sich aufsetzte, um es zu nehmen. „Ja?“, fragte er müde und grinste, als Maggie gähnte und sich neben ihn aufs Bett fallen ließ. Er warf ihr die Decke über den Kopf und stand auf, um sich in der kleinen Küchenzeile, die mit zu seinem Zimmer gehörte, einen Kaffee zu machen.
    „Jake Porter?“
    Jake stutzte. Er kannte die Stimme am anderen Ende der Leitung, obwohl er sie seit Jahren nicht gehört hatte. Den vielen Fernseh- und Zeitungsberichten nach Kilians Entführung war Jake absichtlich aus dem Weg gegangen, er hatte genug andere Sorgen. „Kilian McDermott, der irische Überflieger. Wie geht's dir denn?“
    „Nicht gerade super, deswegen rufe ich dich an. Sorry, dass ich so früh störe.“
    Das klang nach Ärger und Jake wusste, welche Form dieser Ärger hatte. Es erstaunte ihn jedoch, dass Kilian deshalb ihn anrief. Sie kannten sich zwar von früher und hatten eine zeitlang die gleiche Schule besucht, bis seine Eltern Philadelphia hinter sich gelassen hatten, um nach Baltimore zu ziehen. Freunde waren sie allerdings nicht gewesen. Es hatte sich irgendwie nie ergeben. Trotzdem mochte Jake den Iren und hatte sich in
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