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ThunderStorm

ThunderStorm

Titel: ThunderStorm
Autoren: Mathilda Grace
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den vergangenen Jahren auch einige von Kilians Bildern gekauft.
    Jake setzte Kaffee auf und drehte sich um. Sein Blick schweifte dabei unwillkürlich zu einem Landschaftsbild von Kilian, das neben seinem Bett an der Wand hing. Es war ein Bild von einer Straße, beleuchtet von der Sonne. Es hatte Ähnlichkeit mit der 'Route 66', und aus diesem Grund hatte Jake es gekauft.
    Die Straße war ein Synonym für sein Leben.
    Frei, aber einsam.
    „Es war in den Nachrichten. Rufst du deswegen an?“, hakte Jake nach, als Kilian nichts mehr sagte.
    „Ja, ich weiß. Ich habe es gesehen. Das Patenkind des früheren Oberstaatsanwalts von Baltimore versinkt im Drogensumpf. Zum Kotzen!“
    „Wie schlimm ist es?“, fragte Jake und gähnte hinter vorgehaltener Hand. Er musste dringend schlafen, sonst würde er bei der wöchentlichen Teambesprechung in ein paar Stunden nicht bei der Sache sein, und das konnte er sich nicht erlauben. Es war auch nicht sein Stil. „Gib mir nur eine Kurzfassung. Ich war die letzte Woche auf der Straße unterwegs und bin hundemüde.“
    „Okay, aber zuerst muss ich wissen … Wie gut kennst du unsere Familiengeschichte?“
    Jake drehte sich wieder um und sah sehnsüchtig auf den durchlaufenden Kaffee. „Kaum.“
    „Gut, um es in wenigen Sätzen zu erklären ... Einer meiner besten Freunde, Noah Kendall, wurde bei einer Schießerei in New York City beinahe umgebracht. Es war ein Kopfschuss. Noah hat sein Gedächtnis verloren, und zwar dauerhaft. Sein Zwilling Liam kommt damit nicht klar und hat angefangen Drogen zu nehmen. Seine Väter haben ihn aus dem Grund jetzt entmündigen lassen. Wir wissen nicht mehr weiter. Er lässt sich nicht helfen.“
    Ein typischer Einstieg bei Drogensüchtigen und eine normale Reaktion der liebenden Familie. Jake zuckte mit den Schultern, denn dieselbe Geschichte hatte er in den vergangenen Jahren so oft zu hören bekommen, dass sie ihn nicht mehr berührte. Besser gesagt, er ließ nicht zu, dass es das tat. „Lasst ihn abstürzen.“
    Entsetztes Schweigen war die einzige Antwort, die er bekam, was Jake erwartet hatte. So reagierten Familien und Freunde häufig, wenn jemand aus dem persönlichen Umfeld süchtig wurde.
    „Versteh' mich nicht falsch, aber wer keine Hilfe will, bekommt keine. Nicht von mir.“
    „Jake ...“, begann Kilian.
    „Was nimmt er?“, fragte Jake dazwischen.
    „Wir wissen von Clubdrogen und Alkohol. Außerdem vermuten wir, dass er mit harten Sachen zu tun hat.“
    „Wie lange und tief steckt Liam in der Szene?“, fragte Jake weiter, denn er brauchte weitere Details, um seine Absage besser erklären zu können. Kilians resigniertes: „Wir wissen es nicht.“, ließ ihn die Stirn runzeln. Hinter der Geschichte steckte viel mehr, als Kilian ihm erzählte, aber er würde nicht danach fragen, denn Jake hatte nicht vor, Liam zu helfen. „Warum die Entmündigung?“
    „Liam hat ...“ Kilian stoppte und in dem Augenblick verstand Jake, dass die Geschichte, die er nicht kannte, verdammt übel sein musste. „Liam hat vor einer Woche versucht, seinem Vater Tristan Geld zu klauen. Als der ihn erwischte und zur Rede stellen wollte, hat Liam ihm eine Flasche über den Kopf gezogen und ist abgehauen. Nick, sein zweiter Vater, ist Anwalt. Er hat daraufhin bei Gericht die Entmündigung erwirkt, um zu verhindern, dass Liam in den Knast geht.“
    Zwei Väter? Jake gestand sich ein, dass er neugierig war, dennoch stellte er keine Fragen. Stattdessen nahm er den fertigen Kaffee, trank einen Schluck und überlegte nebenbei. Was er jetzt zu sagen hatte, würde Kilian nicht gefallen, aber er hatte Prinzipien und die würde er nicht brechen. Jake hatte es ein Mal getan und dadurch einen seiner Brüder verloren. Den Fehler würde er kein zweites Mal begehen.
    „Ihr hättet Liam nicht entmündigen dürfen“, sagte er und hörte, wie Kilian am anderen Ende der Leitung Luft holte. „Ich weiß, wie das klingt, aber du würdest nicht bei mir anrufen, wenn du keinen Rat und keine Hilfe willst. Ich helfe Drogensüchtigen, Huren, Callboys und all den Verlorenen, die niemand mehr haben will. Ich tue das seit Jahren, aber ich verschwende meine Zeit nicht mit Junkies, die keine Hilfe wollen.“
    Kilians Entsetzen war fast durch die Leitung spürbar. „Wir können ihn doch nicht fallen lassen.“
    Jetzt kam der schwerste Teil. Jener Teil, den Jake am meisten verabscheute, und der zugleich der Wichtigste war. „Doch, das könnt ihr. Ihr müsst es sogar. Denn erst,
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