Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Throne of Glass – Die Erwählte

Throne of Glass – Die Erwählte

Titel: Throne of Glass – Die Erwählte
Autoren: Sarah Maas
Vom Netzwerk:
an?«, fragte er zurück. Wie angenehm es war, eine Stimme wie ihre eigene zu hören, ruhig und klar verständlich, selbst wenn sie einem widerlichen Mistkerl gehörte!
    »Nichts«, erwiderte sie und zuckte mit den Schultern. Er stieß ein verärgertes Knurren aus.
    Oh ja, es wäre herrlich, sein Blut über den Marmor spritzen zu sehen. Schon einmal hatte sie die Beherrschung verloren, als ihr erster Aufseher sie am falschen Tag eindeutig zu hart angefasst hatte. Sie erinnerte sich noch an das Gefühl, als sie ihm die Spitzhacke in den Bauch gerammt hatte, und an sein klebriges Blut auf ihren Händenund im Gesicht. Binnen einer Sekunde konnte sie zwei der Wachen entwaffnen. Ob der Captain sich besser schlagen würde als ihr früherer Aufseher? Celaena grinste ihn wieder an, während sie in Gedanken mögliche Szenarien durchspielte.
    »Glotzt mich nicht so an«, warnte er sie und seine Hand wanderte wieder zum Schwert. Jetzt unterdrückte Celaena das Grinsen. Sie gingen gerade an ein paar Holztüren vorbei, die sie vor wenigen Minuten schon einmal gesehen hatte. Um zu fliehen, müsste sie nur links in den nächsten Flur abbiegen und drei Treppen nach unten laufen. Der Versuch, ihr die Orientierung zu nehmen, hatte nur dazu geführt, sie mit dem Gebäude vertraut zu machen. Idioten.
    »Wohin gehen wir noch gleich?«, fragte sie mit süßer Stimme und strich sich eine Strähne ihres verfilzten Haars aus dem Gesicht. Als sie keine Antwort bekam, biss sie die Zähne zusammen.
    In den Fluren hallte es zu stark. Wenn sie ihn angriff, würde sie das gesamte Gebäude alarmieren. Sie hatte nicht gesehen, wo er den Schlüssel für die Handeisen hingesteckt hatte, und die sechs Wachen hinter ihnen konnten ziemlich lästig werden. Ganz zu schweigen von den Ketten.
    Sie betraten einen Flur mit eisernen Kronleuchtern. Hinter den Fenstern war es Nacht geworden; Laternen leuchteten so hell, dass es kaum Schatten gab, in denen man sich verstecken konnte.
    Unten im Hof hörte Celaena die anderen Sklaven zu der Baracke schlurfen, in der sie schliefen. Der Klang ihrer Klagen und der rasselnden Ketten war ihr so vertraut wie die eintönigen Arbeitslieder, die sie den ganzen Tag sangen. Das gelegentliche Solo einer Peitsche vollendete die Symphonie der Brutalitäten, die Adarlan für die größten Verbrecher, die ärmsten Bürger und die Bewohner der neu eroberten Regionen bereithielt.
    Während etliche der bisherigen Gefangenen der versuchten Magie angeklagt waren – obwohl sie sie gar nicht ausüben konnten,weil alles Magische aus dem Königreich verschwunden war –, trafen in den letzten Tagen immer mehr Rebellen in Endovier ein. Die meisten stammten aus Eyllwe, einer der letzten Regionen, die sich noch gegen Adarlans Herrschaft wehrten. Aber wenn Celaena sie nach Neuigkeiten auszufragen versuchte, starrten die meisten sie nur mit leeren Augen an. Schon jetzt gebrochen. Bei der Vorstellung, welche Gewalt sie durch Adarlans Schergen hatten erdulden müssen, bekam Celaena eine Gänsehaut. Manchmal fragte sie sich, ob die neuen Gefangenen nicht besser gleich bei den Massakern gestorben wären. Und ob sie selbst nicht auch besser in der Nacht gestorben wäre, in der sie verraten und gefangen genommen worden war.
    Doch sie musste über Dringenderes nachdenken, während sie ihren Weg fortsetzten. Würde man sie nun doch hängen? Übelkeit stieg in ihr auf. Natürlich war sie wichtig genug, um eine Hinrichtung durch den Captain der königlichen Leibgarde persönlich zu rechtfertigen. Aber warum brachte man sie vorher in dieses Gebäude?
    Endlich blieben sie vor einer rot-goldenen Glastür stehen, deren Flügel so dick waren, dass man nicht hindurchsehen konnte. Captain Westfall nickte kurz den beiden seitlich postierten Wachen zu und diese salutierten mit ihren Speeren.
    Der Captain packte Celaena jetzt so fest, dass es wehtat. Er zerrte sie zu sich, aber ihre Füße waren wie aus Blei und sie stemmte sich dagegen. »Wollt Ihr lieber in den Minen bleiben?«, fragte er, fast ein wenig amüsiert.
    »Wenn mir jemand erklären würde, was das Ganze hier soll, müsste ich mich vielleicht nicht so wehren.«
    »Das werdet Ihr noch früh genug herausfinden.« Ihre Handflächen wurden feucht. Ja, jetzt würde sie sterben. Es war so weit.
    Die Tür öffnete sich knarrend und gab den Blick in einen Thronsaal frei. Ein gläserner, einer Weinrebe nachempfundener Kronleuchter nahm fast die gesamte Decke ein und spie diamanteneFunken an die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher