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Throne of Glass – Die Erwählte

Throne of Glass – Die Erwählte

Titel: Throne of Glass – Die Erwählte
Autoren: Sarah Maas
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zurückziehen sollte, und ließ sie los. Celaena löste die Wange vom Marmor, blieb aber auf dem Boden liegen, bis er aufgestanden war und ging. Wenn sie fliehen könnte, würde sie sich diesen Herzog Perrington vielleicht irgendwann schnappen und ihm seinen freundlichen Willkommensgruß heimzahlen.
    Als sie aufstand, bemerkte sie stirnrunzelnd die Schmutzspuren, die sie auf dem sonst makellosen Boden hinterlassen hatte, und das Widerhallen ihrer klirrenden Ketten in dem stillen Raum. Aber sie war seit ihrem achten Lebensjahr zur Assassinin ausgebildet worden, seit jenem Tag, an dem der König der Assassinen sie halb tot am Ufer eines eiskalten Flusses gefunden und in seinen Unterschlupf gebracht hatte. Sie würde sich nicht demütigen lassen, schon gar nicht durch die Tatsache, dass sie schmutzig war. Sie nahm all ihren Stolz zusammen, warf den langen Zopf über die Schulter zurück, hob den Kopf und blickte dem Prinzen direkt in die Augen.
    Dorian Havilliard lächelte sie an. Es war ein aalglattes Lächeln, dem man den bei Hof erlernten Charme von Weitem ansah. Er hatte sich auf den Thron geflegelt, das Kinn in eine Hand gestützt, und seine goldene Krone glitzerte im weichen Licht. Auf seinem schwarzen Wams prangte über die ganze Breite der Brust der goldene königliche Wyvern. Sein roter Umhang fiel elegant den Thron herab.
    Und doch war da etwas in seinen verblüffend blauen Augen – blau wie die Gewässer der südlichen Länder – und in der Art, wie sie mit seinem rabenschwarzen Haar kontrastierten, das sie innehalten ließ. Er sah erschütternd gut aus und konnte nicht älter als zwanzig sein.
    Prinzen sehen eigentlich nicht gut aus. Es sind weinerliche, dumme, abstoßende Geschöpfe! Dieser … er ist … Wie gemein von ihm, ein Prinz und trotzdem schön zu sein.
    Celaena trat von einem Bein aufs andere, während er sie nun seinerseits musterte und dabei die Stirn runzelte. »Hatte ich dich nicht gebeten, sie waschen zu lassen?«, fragte er Captain Westfall, der einen Schritt vortrat. Celaena hatte ganz vergessen, dass sich noch jemand im Raum befand. Sie sah an ihren Lumpen und der verdreckten Haut hinunter und konnte einen Anflug von Scham nicht unterdrücken. In was für einem erbärmlichen Zustand sie war! Dabei war sie einmal schön gewesen.
    Auf den ersten Blick konnte man ihre Augen für grau oder blau halten, vielleicht sogar für grün, je nach der Farbe ihrer Kleidung. Aus der Nähe betrachtet, wurden die miteinander wetteifernden Farbtöne jedoch von einem leuchtend goldenen Ring um ihre Pupillen überstrahlt. Das Auffallendste an ihr war allerdings ihr goldenes Haar und es bewahrte noch immer einen Abglanz seiner früheren Pracht. Kurz gesagt war Celaena Sardothien mit einer Handvoll attraktiver Merkmale gesegnet, die die Überzahl ihrer eher durchschnittlichen Züge aufwogen. Und schon in früher Jugend hatte sie gelernt, das, was an ihr durchschnittlich war, mithilfe von Schönheitsmitteln ihren außergewöhnlichen Vorzügen anzupassen.
    Und jetzt stand sie hier vor Dorian Havilliard und sah kaum besser aus als eine Kanalratte. Hitze schoss ihr ins Gesicht, als Captain Westfall erwiderte: »Ich wollte dich nicht warten lassen.«
    Chaol machte Anstalten, nach ihr zu greifen, aber der Kronprinz schüttelte den Kopf. »Das Bad ist jetzt egal. Ich kann ihr Potenzial auch so sehen.« Der Thronfolger richtete sich ein wenig auf und betrachtete Celaena weiterhin aufmerksam. »Ich glaube, wir hatten bisher nicht das Vergnügen, einander vorgestellt zu werden. Wie Ihrwahrscheinlich wisst, bin ich Dorian Havilliard, Kronprinz von Adarlan, inzwischen vielleicht Kronprinz von fast ganz Erilea.«
    Sie ignorierte die bitteren Gefühle, die dieser Name in ihr weckte.
    »Und Ihr seid Celaena Sardothien, Adarlans größte Assassinin. Vielleicht die größte Assassinin von ganz Erilea.« Er musterte ihren angespannten Körper, bevor er seine dunklen, sorgfältig gezupften Augenbrauen hob. »Eigentlich seht Ihr dafür zu jung aus.« Er stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel. »Ich habe ein paar ziemlich faszinierende Geschichten über Euch gehört. Wie gefällt es Euch in Endovier, nachdem Ihr in Rifthold in solchem Überfluss gelebt habt?«
    Arrogantes Arschloch.
    »Ich könnte nicht glücklicher sein«, sagte sie leise, während sich ihre eingerissenen Nägel in die Handflächen bohrten.
    »Ihr wirkt ziemlich lebendig nach einem Jahr in diesen Minen. Wie ist das möglich, wo dort die durchschnittliche
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